Sie wollen sichere Städte
Ehrenamt Die Polizeidienststellen in Senden, Vöhringen und Neu-Ulm haben neue Mitglieder der Sicherheitswacht ausgebildet. Warum deren Arbeit trotz der Beamten vor Ort wichtig ist
Senden Ein Mann und eine Frau laufen durch den Stadtpark in Senden. Durch ihre blaue Kleidung mit dem hellen Schriftzug erkennt man sie schnell als Mitglieder der Sicherheitswacht. Vor allem an der Parkbühne hat es zuletzt wieder öfter Schmierereien gegeben, deswegen schauen die beiden Sicherheitswachtler dort regelmäßig vorbei. Durch ihre Präsenz zeigen die Ehrenamtlichen, dass sie die Orte im Blick haben. Orte wie den Bahnhof in Senden, die „Brennpunkte“auf den öffentlichen Straßen in Vöhringen oder die Grünanlagen in NeuUlm.
„Das sind alles Plätze, an denen sich die Menschen zum Reden und Erholen treffen, aber eben auch die, die über die Stränge schlagen“, sagt Alexander Kurfürst, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Illertissen. Immer zu zweit gehen die Ehrenamtlichen aufmerksam durch die Städte, ganz nach dem Motto „Bürger achten auf Bürger“. Sie dürfen Personalien feststellen, Platzverweise ausstellen und Leute befragen. Wenn es brenzlig wird, ruft aber auch die Sicherheitswacht die Polizei. Doch dadurch, dass alle selbst „normale“Bürger sind, kommen sie meist nah an die Menschen heran – auch an die, die sich daneben benehmen. Zudem sei die vorhandene Mischung bei der Sicherheitswacht aus Männern und Frauen verschiedenen Alters und verschiedener Kulturen in diesem Fall ebenso wichtig, sagt Neu-Ulms stellvertretender Inspektionsleiter Thomas Merk.
Im Landkreis Neu-Ulm gibt es insgesamt 38 Ehrenamtliche bei der Sicherheitswacht, jeweils 13 in Senden und Neu-Ulm und zwölf in Vöhringen. Von ihnen haben im Landkreis zuletzt neun Menschen die Ausbildung, die 40 Unterrichtsstunden umfasst, absolviert. Diese wird in den einzelnen Polizeidienststellen abgehalten, sowohl Polizisten als auch die Ehrenamtlichen kommen dafür abends und am Wochenende zusammen. Sechs der neuen Sicherheitswachtler wurden nun im Bürgerhaus in Senden vorgestellt. Sie engagieren sich für den freiwilligen Dienst nach eigenen Angaben, weil sie der Gesellschaft etwas zurückgeben möchten und auch, um die eigene Heimatstadt sicher zu halten. Man merke ihnen an, dass sie „mit Herzblut“bei der Sache sind, sagt Sendens Polizeichef Markus Zoller. Lobende Worte kamen auch von stellvertretendem Bürgermeister Josef Ölberger aus Senden, Bürgermeister Karl Janson aus Vöhringen und Thomas Nägele vom Ordnungsamt Neu-Ulm.
Einer der Leitsätze bei der Sicherheitswacht ist „Sehen und gesehen werden“, was nicht nur für die Präsenz an den Brennpunkten gelte, sondern auch für die Prävention. Die Ehrenamtlichen laufen nämlich vor allem in den dunkleren Jahreszeiten auch mit Informationsblättern über Wohnungseinbrüche durch die Städte und machen die Bürger auf dieses Problem aufmerksam. Die Arbeit in den Wohngebieten sei „phänomenal gut“, sagt Merk. Kurzum: Die Sicherheitswacht sei ein voller Erfolg, da sind sich alle Anwesenden aus den Polizeidienststellen und Leitender Polizeidirektor Michael Keck vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West einig.
Warum gibt es bei all der Begeisterung dann keine Sicherheitswacht in Illertissen und Weißenhorn? Um eine Sicherheitswacht installieren zu können, müssen die Kommunen den Anstoß geben, erklären Vertreter der Polizei. Ausgebildet werden die Ehrenamtlichen dann bei der Polizei und dort haben sie sozusagen auch ihren Sitz.
Illertissens Bürgermeister Jürgen Eisen (CSU) sagt auf Nachfrage, „das Gremium hat sich vor einigen Jahren dazu entschlossen, das nicht zu machen“. Wie unsere Zeitung
Schulung läuft abends und am Wochenende In Illertissen wollte der Stadtrat keine Wacht
vor acht Jahren berichtete, war die Entscheidung knapp: Mit zwölf zu elf Stimmen wurde die Wacht abgelehnt – obwohl Polizisten im Rat sich dafür ausgesprochen hatten. Dennoch sei die Gefahrenlage nicht so hoch, sagt Eisen. Denn die Polizeiinspektion vor Ort leiste sehr gute Arbeit, lobt der Illertisser Bürgermeister. Weißenhorns Bürgermeister Wolfgang Fendt war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen.