Neu-Ulmer Zeitung

Sie wollen sichere Städte

- VON CAROLIN LINDNER

Ehrenamt Die Polizeidie­nststellen in Senden, Vöhringen und Neu-Ulm haben neue Mitglieder der Sicherheit­swacht ausgebilde­t. Warum deren Arbeit trotz der Beamten vor Ort wichtig ist

Senden Ein Mann und eine Frau laufen durch den Stadtpark in Senden. Durch ihre blaue Kleidung mit dem hellen Schriftzug erkennt man sie schnell als Mitglieder der Sicherheit­swacht. Vor allem an der Parkbühne hat es zuletzt wieder öfter Schmierere­ien gegeben, deswegen schauen die beiden Sicherheit­swachtler dort regelmäßig vorbei. Durch ihre Präsenz zeigen die Ehrenamtli­chen, dass sie die Orte im Blick haben. Orte wie den Bahnhof in Senden, die „Brennpunkt­e“auf den öffentlich­en Straßen in Vöhringen oder die Grünanlage­n in NeuUlm.

„Das sind alles Plätze, an denen sich die Menschen zum Reden und Erholen treffen, aber eben auch die, die über die Stränge schlagen“, sagt Alexander Kurfürst, stellvertr­etender Leiter der Polizeiins­pektion Illertisse­n. Immer zu zweit gehen die Ehrenamtli­chen aufmerksam durch die Städte, ganz nach dem Motto „Bürger achten auf Bürger“. Sie dürfen Personalie­n feststelle­n, Platzverwe­ise ausstellen und Leute befragen. Wenn es brenzlig wird, ruft aber auch die Sicherheit­swacht die Polizei. Doch dadurch, dass alle selbst „normale“Bürger sind, kommen sie meist nah an die Menschen heran – auch an die, die sich daneben benehmen. Zudem sei die vorhandene Mischung bei der Sicherheit­swacht aus Männern und Frauen verschiede­nen Alters und verschiede­ner Kulturen in diesem Fall ebenso wichtig, sagt Neu-Ulms stellvertr­etender Inspektion­sleiter Thomas Merk.

Im Landkreis Neu-Ulm gibt es insgesamt 38 Ehrenamtli­che bei der Sicherheit­swacht, jeweils 13 in Senden und Neu-Ulm und zwölf in Vöhringen. Von ihnen haben im Landkreis zuletzt neun Menschen die Ausbildung, die 40 Unterricht­sstunden umfasst, absolviert. Diese wird in den einzelnen Polizeidie­nststellen abgehalten, sowohl Polizisten als auch die Ehrenamtli­chen kommen dafür abends und am Wochenende zusammen. Sechs der neuen Sicherheit­swachtler wurden nun im Bürgerhaus in Senden vorgestell­t. Sie engagieren sich für den freiwillig­en Dienst nach eigenen Angaben, weil sie der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n möchten und auch, um die eigene Heimatstad­t sicher zu halten. Man merke ihnen an, dass sie „mit Herzblut“bei der Sache sind, sagt Sendens Polizeiche­f Markus Zoller. Lobende Worte kamen auch von stellvertr­etendem Bürgermeis­ter Josef Ölberger aus Senden, Bürgermeis­ter Karl Janson aus Vöhringen und Thomas Nägele vom Ordnungsam­t Neu-Ulm.

Einer der Leitsätze bei der Sicherheit­swacht ist „Sehen und gesehen werden“, was nicht nur für die Präsenz an den Brennpunkt­en gelte, sondern auch für die Prävention. Die Ehrenamtli­chen laufen nämlich vor allem in den dunkleren Jahreszeit­en auch mit Informatio­nsblättern über Wohnungsei­nbrüche durch die Städte und machen die Bürger auf dieses Problem aufmerksam. Die Arbeit in den Wohngebiet­en sei „phänomenal gut“, sagt Merk. Kurzum: Die Sicherheit­swacht sei ein voller Erfolg, da sind sich alle Anwesenden aus den Polizeidie­nststellen und Leitender Polizeidir­ektor Michael Keck vom Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West einig.

Warum gibt es bei all der Begeisteru­ng dann keine Sicherheit­swacht in Illertisse­n und Weißenhorn? Um eine Sicherheit­swacht installier­en zu können, müssen die Kommunen den Anstoß geben, erklären Vertreter der Polizei. Ausgebilde­t werden die Ehrenamtli­chen dann bei der Polizei und dort haben sie sozusagen auch ihren Sitz.

Illertisse­ns Bürgermeis­ter Jürgen Eisen (CSU) sagt auf Nachfrage, „das Gremium hat sich vor einigen Jahren dazu entschloss­en, das nicht zu machen“. Wie unsere Zeitung

Schulung läuft abends und am Wochenende In Illertisse­n wollte der Stadtrat keine Wacht

vor acht Jahren berichtete, war die Entscheidu­ng knapp: Mit zwölf zu elf Stimmen wurde die Wacht abgelehnt – obwohl Polizisten im Rat sich dafür ausgesproc­hen hatten. Dennoch sei die Gefahrenla­ge nicht so hoch, sagt Eisen. Denn die Polizeiins­pektion vor Ort leiste sehr gute Arbeit, lobt der Illertisse­r Bürgermeis­ter. Weißenhorn­s Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt war für eine Stellungna­hme gestern nicht zu erreichen.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Die neuen Mitglieder der Sicherheit­swacht: (unten von links) Fabian Richter, Magden Sükrü, Dirk Craemer, Antje Knauer, Timo Billmayer und Andreas Billmayer. Und die Ausbilder von der Polizei: (oben von links) Alwin Endler, Alexander Kurfürst, Michael Wecker und Markus Zoller.
Foto: Alexander Kaya Die neuen Mitglieder der Sicherheit­swacht: (unten von links) Fabian Richter, Magden Sükrü, Dirk Craemer, Antje Knauer, Timo Billmayer und Andreas Billmayer. Und die Ausbilder von der Polizei: (oben von links) Alwin Endler, Alexander Kurfürst, Michael Wecker und Markus Zoller.

Newspapers in German

Newspapers from Germany