Rückkehr des Siegers
Skispringen Stefan Horngacher führte die Polen an die Spitze – und jetzt die Deutschen?
Hinterzarten Große Schwierigkeiten sich zurechtzufinden, hatte Stefan Horngacher nicht. Von seinem Wohnort Neustadt sind es nur zehn Kilometer bis zur Adlerschanze in Hinterzarten. Normalerweise nimmt der neue 49-Jährige für diese Distanz das Mountainbike. Doch nun hatte er seinen ersten Auftritt als neuer Skisprung-Bundestrainer. Da kommt es besser an, wenn man diesen nicht verschwitzt bestreitet.
Für Horngacher ist es eine Rückkehr. Von 2006 bis 2011 war der Tiroler Leiter des Stützpunktes Hinterzarten, trainierte damals auch Martin Schmitt. Danach holte ihn Werner Schuster als Co-Trainer in die Nationalmannschaft. Im Frühjahr 2016 verkündete Horngacher, dass er Cheftrainer in Polen wird. Kamil Stoch wurde Olympiasieger und Gesamt-Weltcupsieger, Dawid Kubacki Weltmeister. Auch das Team holte bei der WM 2017 Gold.
„Ich nehme nicht viel von Polen mit, sondern nur mich selber“, sagt er. „Ich werde versuchen, mein ganzes Know-how einzubringen, um hoffentlich auch so erfolgreich zu sein wie in Polen“, sagt er.
Wobei der Auftakt nicht leicht ist. In den vergangenen zwölf Monaten war bei drei Athleten das Kreuzband gerissen. Bei Severin Freund riss das Band bereits zum zweiten Mal, es folgte im Februar Nachwuchshoffnung David Siegel und Anfang Juni Olympiasieger Andreas Wellinger. Vor dem Heimspringen an diesem Wochenende in Hinterzarten nimmt Horngacher dies routiniert. „Alle Athleten sind gesund, wir treten mit den momentan besten Springern an“, sagt er.
Mit dem Wechsel von Werner Schuster, der elf Jahre Bundestrainer war, zu Horngacher wurde nicht das komplette System infrage gestellt. „Ich habe ein paar kleine Dinge verändert“, sagt der Coach. Was? Das will der gebürtige Österreicher nicht preisgeben. Außer, dass direkt nach dem Weltcup-Finale in Planica die Pause ausgefallen ist. „Die Jungs waren noch in bestechender Verfassung“, erzählt er. Und in dieser Form ließen sich technische Korrekturen effizienter umsetzen. Erst danach gab’s Urlaub.
Neu im Trainerteam ist Andreas Wank. Der Team-Olympiasieger wurde von Horngacher ein wenig zum Rücktritt gedrängt und sofort ins Coaching integriert. „Andi kennt sich in allen Bereichen gut aus“, sagt Horngacher und zählt dann auf: Technik, Material, Athletik. Neben Horngacher ist noch ein weiterer Ehemaliger unter das Dach des DSV zurückgekehrt. Martin Schmitt wird sich als Scout um den Nachwuchs kümmern. Dies hat der diplomierte Trainer bereits während seiner aktiven Zeit in Zusammenarbeit mit einem Sponsor getan.