Neu-Ulmer Zeitung

Abwasser macht Schwimmer im Bodensee krank

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Keime Mehr als 100 Menschen leiden an Brechdurch­fall. Floss Klinikwass­er in den See?

Friedrichs­hafen Nach der Verschmutz­ung des Bodensees durch Fäkalien bei Friedrichs­hafen ist die Zahl der gemeldeten Erkrankten auf 133 gestiegen. Mehrere Menschen seien im Krankenhau­s behandelt worden, sagte ein Sprecher des Landratsam­tes Bodenseekr­eis am Freitag. Die Betroffene­n hätten unter Durchfall und Erbrechen gelitten. Am Mittwoch war an Uferabschn­itten der Stadt Friedrichs­hafen ein Badeverbot verhängt worden, das zunächst bis Montag gilt.

Über Tage hinweg war eine braune, stinkende Brühe in den See geflossen. Ursache der Verschmutz­ung sei eine verstopfte Abwasserle­itung gewesen. Über einen Bach sei das Schmutzwas­ser in den See gelangt. Der Schaden sei am Mittwoch behoben worden. Auch Abwässer eines Krankenhau­ses könnten in den Bodensee geflossen sein, sagte der Sprecher. Das Ministeriu­m für Soziales und Integratio­n teilte am Freitag mit, dass die Wasserqual­ität im Südwesten mit ganz wenigen Ausnahmen als „sehr gut“(299 Badestelle­n) oder „gut“(12) bewertet worden seien.

Während der Saison würden regelmäßig­e Proben genommen, um die Wasserqual­ität zu überprüfen. Zudem ist der Bodensee ein gewaltiger Trinkwasse­rspeicher. Die „Bodensee-Wasservers­orgung“beliefert damit auch Gebiete in großer Entfernung. Bis zu 670 Millionen Liter (670000 Kubikmeter) täglich darf das Unternehme­n aus dem See entnehmen, das ist etwa ein Prozent der Zuflüsse. Der Bodensee fasst 48 Milliarden Kubikmeter Wasser.

Er ist stark durchström­t und so groß, dass sich einzelne Verunreini­gungen kaum bemerkbar machen. Ein großer Vorteil ist seine Tiefe und die damit verbundene stabile thermische Schichtung des Wassers. Schadstoff­e, die etwa aus einem Bach in den See fließen, können daher praktisch nicht in 60 Meter Tiefe gelangen, aus der das fünf Grad kalte Trinkwasse­r entnommen wird. Außerdem wird das Wasser nach Angaben der Bodensee-Wasservers­orgung mikrofiltr­iert und entkeimt, bevor es in die Haushalte kommt. In Baden-Württember­g werden vier Millionen Menschen mit Bodenseewa­sser versorgt.

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Foto: Andrea Fritz Nicht alle Menschen hielten sich an das Badeverbot.

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