Römer-Apotheke schließt nach 30 Jahren
Medizin Konstantin Hubert findet keinen Nachfolger für sein Geschäft in Wullenstetten. Am Monatsende macht er zu
Wullenstetten 30 Jahre stand Konstantin Hubert täglich in seiner Apotheke in der Wullenstetter Römerstraße, der einzigen im Ortsteil mit seinen rund 4000 Einwohnern. Ende des Monats hört er auf. Einen Nachfolger hat er nicht gefunden.
Ein bisschen wehmütig ist der 66-jährige Apotheker schon, wenn er an das Rentnerdasein denkt, das sich jetzt in Riesenschritten nähert. Schließlich hat die Arbeit in der Römer-Apotheke die vergangenen Jahrzehnte sein ganzes Leben strukturiert. Am Monatsende nun sperrt er zu.
„Ich habe es mit Herzblut gemacht“, sagt der Wahl-Wullenstetter, der oft genug auch an den Samstagen noch Medikamente an Patienten ausfuhr, mit Vorliebe per Fahrrad. Am 7. Juni hat er seine drei Jahrzehnte in der Römer-Apotheke voll gemacht, die sich direkt neben der einzigen Arztpraxis in Wullenstetten befindet. Ein bequemer Weg also für die Patienten, die sich ab August umorientieren und weitere Wege in Kauf nehmen müssen.
„Fast alle meine Kunden sind Stammkunden“, sagt Hubert. Die älteren unter ihnen erinnern sich noch gut an die Zeit, als sich in den heutigen Apotheken-Räumen das „Schuhhaus Brenner“befand. Als die Besitzer ihren Laden aufgaben, richtete Hubert 1989 die Apotheke ein, und schon bald fing auch Mitarbeiterin Brigitte Bach an, die bis heute bei ihm arbeitet. Die Apotheke etablierte sich rasch, sowohl Wullenstetter als auch viele Witzighauser und Hittistetter gehörten bald zur Stammkundschaft. Sie werden sich nun umorientieren müssen.
Mancher sei natürlich schon enttäuscht über die Schließung, berichtet Hubert, aber die Leute hätten auch Verständnis, schließlich habe er ja das Rentenalter erreicht. Viele Kunden kennt er schon lange und hat im Lauf der Zeit so manches gesundheitliche oder persönliche Problem erzählt bekommen. „Es war mir immer eine Verpflichtung, dass hier nichts rausgeht“, sagt er über Verschwiegenheit als wichtige Apotheker-Eigenschaft.
Seine Suche nach einem Nachfolger blieb bislang erfolglos, obwohl sich das Geschäft immer getragen hat. Doch einfacher sei die Arbeit auch nicht geworden, dafür sorgen einerseits die Internet-Apotheken, die frei verkäufliche Waren oft günstiger anbieten als die Apotheker vor Ort. Zumal Apotheken aus dem Ausland verschreibungspflichtige Medikamente mit Rabatten versehen durften, was deutschen Anbietern das Gesetz verbietet. Erst vor Kurzem wurde diese Regelung nun zugunsten der heimischen Apotheken verändert, auch die ausländischen Anbieter sind demnach jetzt an die Festpreise gebunden, so Hubert.
Doch auch die Honorierungspraxis der Krankenkassen habe ihre Tücken, berichtet der Apotheker. Denn anders als früher brauche eine Apotheke heute möglichst viele Rezepte, um schwarze Zahlen zu schreiben. „Eine große Menge an Rezepten und mehrere Ärzte im Umfeld sind dafür Voraussetzung“, sagt er. So wundert ihn nicht, dass sich die deutsche Apothekenlandschaft in den vergangenen zehn Jahren ausgedünnt hat: Ihre Anzahl ist um ein Zehntel gesunken. Ein Trend, der auch für Senden gilt: Von den ehemals sieben örtlichen
Viele Stammkunden sind traurig In Senden schrumpft die Zahl der Apotheken
Apotheken existieren, wenn die Römer-Apotheke in wenigen Tagen geschlossen ist, nur noch vier.
Was mit den Räumen im Erdgeschoss seines Hauses künftig geschieht, hat Hubert noch nicht entschieden. „Ich werde erst mal in den Urlaub gehen“, kündigt er jetzt an, alles weitere überlegt er sich danach, Zeitdruck bestehe nicht. Und vielleicht, ganz vielleicht, findet sich ja doch noch ein Interessent, der die Apotheke in Wullenstetten weiter betreiben will.