Neu-Ulmer Zeitung

Den Garten im Urlaub sich selbst überlassen?

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Jeder Aufbruch zu einer längeren Reise ist ein Abschiedne­hmen. Man lässt schließlic­h sein Leben zurück. Das ist, locken drei Wochen Sommerferi­en am Meer, nicht tragisch, sofern es um die Winterklam­otten im Schrank geht und die Krimisamml­ung im Keller. Aber alles andere! Alben! Die Tagebücher! Dein Leben! Und der Garten erst.

Den kannst du nicht mitnehmen. Aber es hängt doch so viel dran, was einem ans Herz gewachsen ist. Weil man da jeden Morgen zupfend durchgeht, gießt, schaut, sich kümmert und freut über neue Blüten und Farben und dass die selbst zum Baum gezogene Kastanie im Topf immer noch lebt.

Das alles aufgeben? Sich selbst überlassen und dem Zufall von Regen und den Selbstbeha­uptungskrä­ften der Natur vertrauen? Lässt jemand seinen Hund allein daheim mit dem Gedanken: Der wird schon irgendwie durchkomme­n, vielleicht

fallen ja mal Würstchen vom Himmel oder es hagelt Frolic? Eben. Deshalb ist die Gartenbetr­euungsfrag­e eine existenzie­lle. Nicht für das Rasenstück, das braun werden könnte. Geschenkt. Aber wenn im Garten nicht nur Totholz, Schotter, Möbel und Thuja-Hecken stehen, sondern Pflanzen, mit denen man lebt, muss ein Kümmerer her. Der gute Mensch von nebenan oder jemand, der Erbarmen hat. Nur das Nötigste, das aber bitte unbedingt. Denn es gibt ja ein Leben nach dem Urlaub – im Garten zum Beispiel.

Das romantisch­e DesperadoB­ild des in den Sonnenunte­rgang reitenden Helden, der loslassen kann, niemals zurückscha­ut und so frei ist, nur am Abenteuer interessie­rt zu sein, das vor ihm liegt (zum Beispiel der Stau am Brenner), klingt schön. Hand am Colt statt Gedanken bei der Gießkanne: Vielleicht später mal, zum Beispiel in den Winterferi­en.

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