Neu-Ulmer Zeitung

Hoffnung auf günstigere Zug-Tickets

- VON CHRISTIAN GRIMM UND STEFAN STAHL

Klima CSU-Chef Söder will Bahn steuerlich entlasten. SPD signalisie­rt Rückendeck­ung

Berlin/München CSU-Chef Markus Söder will die Menschen bewegen, öfter mit der Bahn zu fahren und innerhalb Deutschlan­ds auf Flugreisen zu verzichten. Geht es nach dem bayerische­n Ministerpr­äsidenten, soll die Steuer auf Fahrschein­e deutlich gesenkt oder ganz gestrichen werden. Dazu strebt er an, Bahnticket­s – so weit wie möglich – von der Mehrwertst­euer zu befreien. Im Fernverkeh­r könnte nach einem Rechenbeis­piel die einfache Fahrt mit Sparpreis und Bahncard 25 auf längeren Strecken rund zehn Euro weniger kosten. Mit der Strategie beabsichti­gt Söder, ohne Verbote Verkehr von der Luft auf die Schiene zu lenken, was dem Klimaschut­z helfen würde. Anfang September will die CSU ein Klimakonze­pt beschließe­n. Unions-Fraktionsv­ize Georg Nüßlein (CSU) sagte: „Das ist eine kluge Maßnahme, um die CO2-Emissionen in Deutschlan­d deutlich zu verringern.“

Söder bekommt für seine Pläne Rückendeck­ung von der SPD. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der SPD-Bundestags­fraktion, Matthias Miersch, sagte unserer Redaktion: „Die Signale aus Bayern machen nach Wochen negativer Ansagen endlich Mut.“Bahnfahren günstiger zu machen, sei ein Vorschlag, der sich mit den eigenen Vorhaben decke. Miersch: „Wenn Söder noch die unsinnige Regelung zur Verhinderu­ng der Windkraft beseitigt, kommen wir im Rahmen eines großen Klimaschut­zpaketes voran.“Dafür müsse der CSU-Chef aber weniger die SPD als die Blockierer in den eigenen Reihen überzeugen.

Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt bezog gegenüber unserer Redaktion auch Stellung zum CSU-Klima-Konzept: „Dass Herr Söder unseren Vorschlag, Bahnticket­s günstiger zu machen, übernimmt, ist natürlich schön.“Darauf solle er auch bei seinem Parteikoll­egen Andreas Scheuer drängen, damit der seine Blockadeha­ltung beim Klimaschut­z endlich aufgebe. Die Grünen-Politikeri­n: „Denn die Klimakrise macht keine Sommerpaus­e, und da helfen keine Worte, sondern Taten.“Die Bundesregi­erung müsse jetzt liefern.

Nach Ansicht von Göring-Eckardt sieht die Realität leider gerade anders aus: „In Sachen Klimaschut­zgesetz kommt von der Bundesregi­erung nichts, der Kohlekompr­omiss verstaubt in den Ministerie­n, und der Ausbau der erneuerbar­en Energien steht fast still.“So forderte die Grünen-Politikeri­n einen Preis für CO2: „Wenn Herr Söder schon unsere Bahnkonzep­te so gut findet, empfehle ich ihm, auch einen Blick auf unsere Konzepte zum CO2-Preis zu werfen.“

Unterstütz­ung bekommt Söder von unerwartet­er Seite. Der Münchner Flughafen-Chef Michael Kerkloh sträubt sich in der KlimaDebat­te nicht gegen einen Anstieg der Ticket-Preise. „Fliegen darf ruhig teurer werden“, sagte der Manager im Interview mit unserer Redaktion. Denn die Preis-Exzesse der Billigflie­ger müssten nicht sein.

Kerkloh betonte: „Diese Flüge für 9,99 oder 29,99 Euro haben uns erst als Branche die enorme mediale Aufmerksam­keit beschert.“Dass es nur wenige solcher Angebote gebe, spiele dabei gar keine Rolle. Der Flughafen-Chef kann sich sogar entspreche­nde Abgaben, „vielleicht einen Klima-Taler fürs Fliegen“, vorstellen. Kerkloh warf Wählern der Grünen vor, besonders oft zu fliegen, wie seriöse Umfragen zeigten. „So predigen viele Grünen-Wähler beim Fliegen Wasser und trinken Wein.“

»Kommentar, Politik, Interview

„Die Klima-Krise macht keine Sommerpaus­e.“Grünen-Fraktionsc­hefin Göring-Eckardt

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