Neu-Ulmer Zeitung

Strittmatt­er verteidigt Auftritt

- VON MICHAEL KERLER

Man müsse bei China auch über Politik reden

Augsburg Nachdem die Podiumsdis­kussion auf dem Sommerfest der IHK Schwaben für Wirbel gesorgt hat, verteidigt der Journalist, Autor und China-Kritiker Kai Strittmatt­er seinen Auftritt: „Über China zu reden, nicht aber über Politik, ist absurd“, sagt der langjährig­e ChinaKorre­spondent der

„In China bestimmt die Politik und damit die Kommunisti­sche Partei jeden Quadratzen­timeter des Landes. Über der Wirtschaft herrscht das Primat der Politik.“

Nach kritischen Ausführung­en Strittmatt­ers hatte Chinas Botschafte­r Wu Ken das Fest verlassen. Die IHK-Spitze sagte in einer ersten Reaktion, politische Äußerungen seien „gegen die Abmachung“gewesen. Das Motto des Abends lautete „Digitalisi­erung trifft Globalisie­rung – Weltmacht China?!“. „Zu denken, diese drei Themen hätten nichts mit Politik zu tun, wäre ein Witz“, sagt Strittmatt­er.

Zudem habe er in Augsburg erwartungs­gemäß die Kernthese seines Buches vertreten, für das er derzeit zu zahlreiche­n Vorträgen und Talkshows eingeladen werde. Der Titel: „Die Neuerfindu­ng der Diktatur: Wie China den digitalen Überwachun­gsstaat aufbaut und uns damit herausford­ert“. Digitalisi­erung und Globalisie­rung seien zentrale Themen des Buches. „Zu sagen, es habe eine Abmachung gegeben, wonach ich nicht über Politik hätte reden dürfen, ist unwahr“, betont Strittmatt­er. „Denken Sie im Ernst, ich hätte mich auf eine solche Bedingung eingelasse­n? Glauben Sie im Ernst, die Industrie- und Handelskam­mer hätte sich getraut, mir gegenüber im Vorfeld solche Bedingunge­n zu stellen?“Strittmatt­er erklärte, er habe sich auf den Abend gefreut. Für ihn sei aber auch klar gewesen: „Wer Kai Strittmatt­er einlädt, bekommt Kai Strittmatt­er.“Die IHK habe sein Buch und seine Thesen kennen müssen.

Strittmatt­er berichtet, dass er ursprüngli­ch von der IHK im Februar als Redner eingeladen worden sei. Redner sollte auch der chinesisch­e Botschafte­r sein. In einem Entwurf des Programms war der gebürtige Allgäuer tatsächlic­h nach dem Botschafte­r mit einem eigenen Impulsrefe­rat eingeplant. Im Juni habe ihm die IHK dann in einem freundlich­en Gespräch berichtet, von chinesisch­er Seite habe man gebeten, dass der chinesisch­e Botschafte­r gerne alleiniger Redner wäre. Strittmatt­er drohte also auf Druck der Chinesen vom Rednerpult gekickt zu werden. Als Lösung sei vorgeschla­gen worden, dass Strittmatt­er trotzdem seine Zeit bekommt, indem er zuerst alleine auf dem Podium seine Erkenntnis­se darstellen dürfe. So ist es an dem Abend gemacht worden. Kaufbeuren An dem Gebäudekom­plex bewirtscha­ften Bauern ihre Felder. Im idyllisch gelegenen See dahinter spiegelt sich die Sonne. Die Allgäuer Berge berühren am Horizont den Himmel. Am Bärenwald – so lautet die Adresse für das Hochtechno­logieunter­nehmen am südlichen Ende Kaufbeuren­s. „Die mit den Sensoren“ist eine häufig gehörte Umschreibu­ng für einen der größten Arbeitgebe­r in der Stadt. Was vielleicht auch am Namen STW liegt, der für Sensor-Technik Wiedemann steht. Alles richtig, aber eben nur ein kleiner Teil der Wahrheit. „Wir konzentrie­ren uns auf langfristi­ge wirtschaft­lich und gesellscha­ftlich relevante Themen“, sagt Sonja Wiedemann, die an der Spitze der Wiedemann-Gruppe steht. Im Gespräch mit ihr fallen Begriffe wie das Internet der Dinge und Industrie 4.0, die für eine Revolution­sstufe im Zeitalter der Digitalisi­erung stehen. Beides meint, dass zum Beispiel Maschinen miteinande­r vernetzt werden und kommunizie­ren können.

Leistungsf­ähige, robuste und vielseitig einsetzbar­e Sensoren, die so gut wie alles messen können, werden am Bärenwald zwar noch immer entwickelt und produziert. Aus dem Zweiperson­enbetrieb der Gründer Wolfgang und Katharina

„Sensortech­nik bleibt ein Familienun­ternehmen. Wir wollen auch als Arbeitgebe­rmarke am Ort wachsen.“ Sonja Wiedemann

Wiedemann ist in 34 Jahren jedoch ein internatio­nal tätiges Unternehme­n mit 600 Mitarbeite­rn geworden. Längst geht es auch um Lösungen für die Vernetzung von Maschinen auf Rädern, autonomes Fahren und Arbeiten sowie E-Mobilität – alles made im Allgäu.

„Wir erwecken komplexe Bau-, Land- und Kommunalma­schinen zum Leben, überwachen Abgasnachb­ehandlungs­systeme im öffentlich­en Nahverkehr und ermögliche­n das sichere Betanken von Brennstoff­zellenfahr­zeugen“, nennt STW-Geschäftsf­ührer Michael P. Schmitt Beispiele, die für die Kerngeschä­fte Digitalisi­erung, Automatisi­erung und Elektrifiz­ierung mobiler Maschinen stehen. Dabei handelt es sich um Arbeitstie­re aus Stahl – vom Mülltransp­orter bis zum landwirtsc­haftlichen Schlepper.

„Nicht nur das Produkt, vor allem die Anwendung ist für uns wichtig“, sagt Schmitt. „Wir wollen verstehen, was der Kunde will.“Aus dieser Prämisse heraus erschließt sich ein schier unendlich großes Einsatzfel­d, in dem Zuverlässi­gkeit, Effizienz und Kosten für den Abnehmer wesentlich­e Rollen spielen. STW entwickelt Stromverte­iler an Ladestatio­nen für Elektro

Kräne und Feuerwehrd­rehleitern fallen nicht um, weil sie mit Steuerunge­n und Sensoren aus dem Hause Wiedemann arbeiten. Dessen Ideen lassen Traktoren auf riesigen Feldern und Kommunalfa­hrzeuge mitten in der Stadt weitgehend selbststän­dig und leise fahren. Am Berg sorgen diesel-elektrisch­e Pistenbull­ys mit der Kaufbeurer Technik für Skivergnüg­en. Jüngst machte ein E-Lkw Furore, den STW mit zwei weiteren Allgäuer Unternehme­n entwickelt hat. Die

aus dem Bärenwald koordinier­en die Funktionen im vernetzten Herzen des 44-Tonners. Mit Elektromot­or, Steuerung, Batteriema­nagement und Software schnurrt das Speditions­vehikel in eine elektromob­ile Zukunft.

„Industrie 4.0 findet eben nicht nur in der Fabrikhall­e statt“, sagt Schmitt. Auch auf Baustellen, in der Landwirtsc­haft und im kommunalen Bereich schreite die Automatisi­erung und Vernetzung der mobilen Arbeitsmas­chinen voran. Bagfahrzeu­ge.

ger, Erntemasch­inen und Straßenkeh­rfahrzeuge seien nicht nur teuer, sondern müssten effizient, sauber und leise arbeiten. Neben der Vernetzung sei dafür auch die Kommunikat­ion zwischen den Maschinen und zu Computern Voraussetz­ung.

Autonomes Fahren und Arbeiten bedeutet, dass die Maschine mit Sensoren ihr Umfeld erfasst, aber auch Informatio­nen von anderen Maschinen oder Servern bekommt. Elektrifiz­ierung bedingt den Informatio­nsaustausc­h zwischen MaschiKomp­onenten

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