Strittmatter verteidigt Auftritt
Man müsse bei China auch über Politik reden
Augsburg Nachdem die Podiumsdiskussion auf dem Sommerfest der IHK Schwaben für Wirbel gesorgt hat, verteidigt der Journalist, Autor und China-Kritiker Kai Strittmatter seinen Auftritt: „Über China zu reden, nicht aber über Politik, ist absurd“, sagt der langjährige ChinaKorrespondent der
„In China bestimmt die Politik und damit die Kommunistische Partei jeden Quadratzentimeter des Landes. Über der Wirtschaft herrscht das Primat der Politik.“
Nach kritischen Ausführungen Strittmatters hatte Chinas Botschafter Wu Ken das Fest verlassen. Die IHK-Spitze sagte in einer ersten Reaktion, politische Äußerungen seien „gegen die Abmachung“gewesen. Das Motto des Abends lautete „Digitalisierung trifft Globalisierung – Weltmacht China?!“. „Zu denken, diese drei Themen hätten nichts mit Politik zu tun, wäre ein Witz“, sagt Strittmatter.
Zudem habe er in Augsburg erwartungsgemäß die Kernthese seines Buches vertreten, für das er derzeit zu zahlreichen Vorträgen und Talkshows eingeladen werde. Der Titel: „Die Neuerfindung der Diktatur: Wie China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert“. Digitalisierung und Globalisierung seien zentrale Themen des Buches. „Zu sagen, es habe eine Abmachung gegeben, wonach ich nicht über Politik hätte reden dürfen, ist unwahr“, betont Strittmatter. „Denken Sie im Ernst, ich hätte mich auf eine solche Bedingung eingelassen? Glauben Sie im Ernst, die Industrie- und Handelskammer hätte sich getraut, mir gegenüber im Vorfeld solche Bedingungen zu stellen?“Strittmatter erklärte, er habe sich auf den Abend gefreut. Für ihn sei aber auch klar gewesen: „Wer Kai Strittmatter einlädt, bekommt Kai Strittmatter.“Die IHK habe sein Buch und seine Thesen kennen müssen.
Strittmatter berichtet, dass er ursprünglich von der IHK im Februar als Redner eingeladen worden sei. Redner sollte auch der chinesische Botschafter sein. In einem Entwurf des Programms war der gebürtige Allgäuer tatsächlich nach dem Botschafter mit einem eigenen Impulsreferat eingeplant. Im Juni habe ihm die IHK dann in einem freundlichen Gespräch berichtet, von chinesischer Seite habe man gebeten, dass der chinesische Botschafter gerne alleiniger Redner wäre. Strittmatter drohte also auf Druck der Chinesen vom Rednerpult gekickt zu werden. Als Lösung sei vorgeschlagen worden, dass Strittmatter trotzdem seine Zeit bekommt, indem er zuerst alleine auf dem Podium seine Erkenntnisse darstellen dürfe. So ist es an dem Abend gemacht worden. Kaufbeuren An dem Gebäudekomplex bewirtschaften Bauern ihre Felder. Im idyllisch gelegenen See dahinter spiegelt sich die Sonne. Die Allgäuer Berge berühren am Horizont den Himmel. Am Bärenwald – so lautet die Adresse für das Hochtechnologieunternehmen am südlichen Ende Kaufbeurens. „Die mit den Sensoren“ist eine häufig gehörte Umschreibung für einen der größten Arbeitgeber in der Stadt. Was vielleicht auch am Namen STW liegt, der für Sensor-Technik Wiedemann steht. Alles richtig, aber eben nur ein kleiner Teil der Wahrheit. „Wir konzentrieren uns auf langfristige wirtschaftlich und gesellschaftlich relevante Themen“, sagt Sonja Wiedemann, die an der Spitze der Wiedemann-Gruppe steht. Im Gespräch mit ihr fallen Begriffe wie das Internet der Dinge und Industrie 4.0, die für eine Revolutionsstufe im Zeitalter der Digitalisierung stehen. Beides meint, dass zum Beispiel Maschinen miteinander vernetzt werden und kommunizieren können.
Leistungsfähige, robuste und vielseitig einsetzbare Sensoren, die so gut wie alles messen können, werden am Bärenwald zwar noch immer entwickelt und produziert. Aus dem Zweipersonenbetrieb der Gründer Wolfgang und Katharina
„Sensortechnik bleibt ein Familienunternehmen. Wir wollen auch als Arbeitgebermarke am Ort wachsen.“ Sonja Wiedemann
Wiedemann ist in 34 Jahren jedoch ein international tätiges Unternehmen mit 600 Mitarbeitern geworden. Längst geht es auch um Lösungen für die Vernetzung von Maschinen auf Rädern, autonomes Fahren und Arbeiten sowie E-Mobilität – alles made im Allgäu.
„Wir erwecken komplexe Bau-, Land- und Kommunalmaschinen zum Leben, überwachen Abgasnachbehandlungssysteme im öffentlichen Nahverkehr und ermöglichen das sichere Betanken von Brennstoffzellenfahrzeugen“, nennt STW-Geschäftsführer Michael P. Schmitt Beispiele, die für die Kerngeschäfte Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung mobiler Maschinen stehen. Dabei handelt es sich um Arbeitstiere aus Stahl – vom Mülltransporter bis zum landwirtschaftlichen Schlepper.
„Nicht nur das Produkt, vor allem die Anwendung ist für uns wichtig“, sagt Schmitt. „Wir wollen verstehen, was der Kunde will.“Aus dieser Prämisse heraus erschließt sich ein schier unendlich großes Einsatzfeld, in dem Zuverlässigkeit, Effizienz und Kosten für den Abnehmer wesentliche Rollen spielen. STW entwickelt Stromverteiler an Ladestationen für Elektro
Kräne und Feuerwehrdrehleitern fallen nicht um, weil sie mit Steuerungen und Sensoren aus dem Hause Wiedemann arbeiten. Dessen Ideen lassen Traktoren auf riesigen Feldern und Kommunalfahrzeuge mitten in der Stadt weitgehend selbstständig und leise fahren. Am Berg sorgen diesel-elektrische Pistenbullys mit der Kaufbeurer Technik für Skivergnügen. Jüngst machte ein E-Lkw Furore, den STW mit zwei weiteren Allgäuer Unternehmen entwickelt hat. Die
aus dem Bärenwald koordinieren die Funktionen im vernetzten Herzen des 44-Tonners. Mit Elektromotor, Steuerung, Batteriemanagement und Software schnurrt das Speditionsvehikel in eine elektromobile Zukunft.
„Industrie 4.0 findet eben nicht nur in der Fabrikhalle statt“, sagt Schmitt. Auch auf Baustellen, in der Landwirtschaft und im kommunalen Bereich schreite die Automatisierung und Vernetzung der mobilen Arbeitsmaschinen voran. Bagfahrzeuge.
ger, Erntemaschinen und Straßenkehrfahrzeuge seien nicht nur teuer, sondern müssten effizient, sauber und leise arbeiten. Neben der Vernetzung sei dafür auch die Kommunikation zwischen den Maschinen und zu Computern Voraussetzung.
Autonomes Fahren und Arbeiten bedeutet, dass die Maschine mit Sensoren ihr Umfeld erfasst, aber auch Informationen von anderen Maschinen oder Servern bekommt. Elektrifizierung bedingt den Informationsaustausch zwischen MaschiKomponenten