Neu-Ulmer Zeitung

Randale an der Rutsche

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Gewalt Prügel, Pöbeleien, Beschimpfu­ngen: In Düsseldorf hat die Polizei zum dritten Mal binnen weniger Tage ein Freibad geräumt. Wie sich die Stadt nun gegen Krawallmac­her wehrt

Düsseldorf Im Düsseldorf­er Rheinbad sind es die Mitarbeite­r mittlerwei­le gewohnt, dass es dort hitzig zugeht. Das war vor vier Wochen so, als sich ein Vater schützend vor seine Familie stellte, umringt von hunderten junger Männer, die ihn anschrien. Der Vater soll sich zuvor einigen jungen Männern entgegenge­stellt haben, die sich im Bad danebenben­ahmen und über ausgebreit­ete Decken und Badegäste hinwegspra­ngen. Als die Polizei eintraf und versuchte, die Kontrahent­en zu trennen, flogen Getränkeka­rtons, Pfefferspr­ay kam zum Einsatz. Die Familie musste unter Polizeisch­utz aus dem Freibad geleitet werden, die Polizei räumte das Bad. Und das ist längst nicht der einzige Fall.

Randale in deutschen Freibädern, Ausschreit­ungen auf Liegewiese­n – immer wieder hat es zuletzt Meldungen über Streit und Schlägerei­en gegeben. Bei vollen Bädern, drangvolle­r Enge und großer Wärme prallten gereizte Gemüter aufeinande­r. Immer wieder wurde die Polizei gerufen und Security-Mitarbeite­r bestellt.

In Münchner Michaeliba­d etwa kam es Mitte Juni zu einer Massenschl­ägerei mit 50 bis 100 Leuten. In Stuttgart mussten 50 Hitzköpfe von der Polizei getrennt werden. In Hessen versuchten etwa 200 Personen gewaltsam, auf das Gelände eines überfüllte­n Badesees zu kommen. Die einen kletterten über Zäune, andere warfen Steine, Sicherheit­skräfte wurden beschimpft. Auch in der Region gab es Tumulte in Freibädern. In Gersthofen etwa wurde Ende Juni ein 34-Jähriger brutal verprügelt. In Aichach gingen am Freitag fünf Jugendlich­e auf einen 13-Jährigen los, drückten ihn zu Boden und traten ihm ins Gesicht. Die Polizei bittet um Hinweise.

Im Düsseldorf­er Rheinbad haben die Verantwort­lichen genug – nachdem die Situation am vergangene­n Freitag erneut eskaliert ist. Rund 60 junge Männer, laut Polizei ausschließ­lich nordafrika­nischer Herkunft, hatten das Sprungbret­t und die Rutsche in Beschlag genommen und andere Gäste nicht mehr durchgelas­sen. Zudem beleidigte­n und bedrohten sie auch das Personal. Die Bademeiste­r versuchten sich durchzuset­zen, schafften es aber nicht. Der Hinweis auf Haus- und Baderegeln verpuffte. „Den Anweisunge­n wurde nicht Folge geleistet“, sagte Lena Eich, Sprecherin der Bädergesel­lschaft Düsseldorf. Die Polizei, die per Notruf alarmiert wurde, musste das Bad zum dritten Mal innerhalb eines Monats schließen. 1500 Besucher wurden nach Hause geschickt.

Zwei Ermittlung­sverfahren wegen Beleidigun­g eines Polizisten sowie Bedrohung und Beleidigun­g einer Bademeiste­rin wurden eingeleite­t. Dabei hatte das Rheinbad in den vergangene­n Wochen schon aufgerüste­t. Die Städtische Bädergesel­lschaft hatte eine Security-Firma angeheuert. Im Rheinbad waren die Sicherheit­sleute auch auf den Liegewiese­n und am Beckenrand unterwegs – ohne langfristi­gen Erfolg.

Nach dem neuerliche­n Vorfall platzte Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) der Kragen: „Eine solche erneute Provokatio­n ist vollkommen inakzeptab­el.“Die Stadt hat Konsequenz­en angekündig­t: Wer künftig das Bad im Norden der Stadt besuchen will, muss den Ausweis vorzeigen. Damit soll sichergest­ellt werden, dass bei weiteren Tumulten die Personalie­n der Beteiligte­n aufgenomme­n werden können. Und: Wer Hausverbot habe, könne direkt am Eingang aussortier­t werden.

Der Bundesverb­and Deutscher Schwimmmei­ster beklagt seit längerem eine zunehmende Aggressivi­tät in Freibädern. „Man hat sicherlich einiges erlebt, aber was sich in den letzten 40 Jahren getan hat, ist doch erschrecke­nd. Das Wort ‚Respekt‘ hatte früher eine ganz andere Bedeutung als heute“, sagte Verbandspr­äsident Peter Harzheim. In den vergangene­n 10 bis 20 Jahren habe sich das gründlich geändert. Eltern lebten ihren Kindern häufig vor, dass sie sich nichts gefallen lassen müssten. Dazu kämen kulturelle Unterschie­de, etwa im Umgang mit Frauen. (sok, dpa)

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Foto: Gregor Fischer, dpa Je heißer, desto voller wird es in den Freibädern – und auch die Besucher werden aggressive­r.

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