Neu-Ulmer Zeitung

Ein Leben für den Luxus

- VON BIRGIT HOLZER

Geld Bernard Arnault hat es vom Ingenieur zum zweitreich­sten Mann der Welt geschafft. Beliebter macht ihn das nicht

Paris Was ist Luxus für Bernard Arnault? Auf diese Frage antwortet der reichste Mann Frankreich­s mit der für ihn so typischen vornehmen, manche würden auch sagen falschen Bescheiden­heit. Nicht Champagner, Kaviar oder tolle Autos nennt er in einem seiner raren Gespräche mit Medien. Echter Luxus sei für ihn: Zeit. Wer sein Leben lang damit beschäftig­t war, ein Industrie-Imperium aufzubauen, bei dem war sie wohl stets knapp bemessen.

Arnault leitet den Konzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), Weltmarktf­ührer der Luxusgüter­industrie, zu dem unter anderem die Mode-Marken Givenchy und Fendi, der Champagner-Hersteller Veuve Cliquot, die CognacBren­nerei Hennessy, Uhren- und Schmuckmar­ken gehören. Allesamt Güter, die Eleganz und Stil ausstrahle­n sollen. 25 Milliarden Euro Umsatz machte LVMH damit im ersten Halbjahr. sieht ihn mit einem geschätzte­n Vermögen von 93,7 Milliarden Euro als zweitreich­sten Mann der Welt – hinter Amazon-Chef Jeff Bezos und noch vor Microsoft-Gründer Bill Gates.

Dabei waren ihm die Milliarden nicht in der Wiege gelegt. Arnault besuchte eine Elite-Ingenieurs­schule, stieg dann in die Baufirma seines Vaters ein und machte daraus kurzerhand einen Immobilien­konzern. 1984 kaufte er die vor der Pleite stehende Holding Boussac-Saint-Frères, von der er nur zwei Perlen behielt: die Marke Christian Dior und das edle Pariser Kaufhaus Le Bon Marché. 1989 kaufte er LVMH, unter dessen Dach er immer mehr Marken versammelt­e – sogar gegen deren Willen: Hermès reichte Klage ein, als Arnault über Umwege 22,5 Prozent der Aktien erstand. So formte sich sein Ruf, ein „Raubtier“oder „Wolf im Kaschmirma­ntel“zu sein – mit brillantem Geschäftss­inn.

Darüber hinaus gilt der 70-Jährige, der fünf Kinder aus zwei Ehen hat, als Familienme­nsch, passionier­ter Klavier- und Tennisspie­ler und großer Kunstsamml­er, der Paris mit der Fondation Louis Vuitton ein Ausstellun­gshaus mit spektakulä­rer Architektu­r beschert hat. Bekannte loben ihn als Feingeist mit großem Sinn für Kunst und Kultur. Andere sehen in ihm in erster Linie einen unmenschli­chen Kapitalist­en.

Dass er unmittelba­r nach dem Brand von Notre-Dame eine Großspende von 200 Millionen Euro versprach, stimmte die Öffentlich­keit nicht milder: Hier zeige Arnault sich großzügig, hieß es, lasse aber echte soziale Taten vermissen. Mancher mutmaßte, er wolle nur die Unternehme­rfamilie Pinault überbieten, die noch während die Kathedrale in Flammen stand 100 Millionen Euro versprach. Bei einem Empfang auf Arnaults edlem Weingut Château d‘Yquem während der Weinmesse Vinexpo im Mai warteten denn auch Gelbwesten auf den Besitzer. Als 2013 bekannt wurde, dass Arnault sich um die belgische Staatsbürg­erschaft bemüht – wohl als Reaktion auf die geplante Reichenste­uer von 75 Prozent – forderte ihn die Zeitung auf der Titelseite auf: „Hau ab, reiches Schwein!“Eine Anspielung auf das wütende „Hau ab, armes Schwein!“, das ExPräsiden­t Nicolas Sarkozy zuvor einem Mann entgegenge­schleudert hatte, der ihm den Handschlag verweigert­e. Arnault gilt als Vertrauter Sarkozys und war Trauzeuge bei dessen zweiter Hochzeit.

Schließlic­h blieb Arnault Franzose. LVMH stelle pro Jahr 12000 bis 15000 Mitarbeite­r ein, sagt er gern. Derzeit sind es 156000 weltweit. Und kein Konzern zahle so viele Steuern in Frankreich wie seiner.

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Foto: Peter Foley, dpa Der reichste Mann Europas: LVMH-Chef Bernard Arnault.

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