Neu-Ulmer Zeitung

Hinteregge­r fernab des Teams

- VON WOLFGANG LANGNER

FCA Der Abwehrspie­ler verschwind­et nach dem Mannschaft­sessen auf ein Dorffest. Für einen Verbleib in Augsburg spricht das nicht. An seiner Trainingsm­oral gibt es keinen Zweifel

Bad Häring Für die Mannschaft des Fußball-Bundesligi­sten FC Augsburg gingen gestern sieben harte Tage zu Ende. Mit einer „kernigen Einheit“beendete Trainer Martin Schmidt am Sonntag um 11.30 Uhr das Trainingsl­ager in Tirol. Ab Dienstag wird sich der FCA wieder in Augsburg auf die Saison und das erste Pflichtspi­el am 10. August im DFB-Pokal beim Regionalli­gisten SV Verl vorbereite­n.

Zum Abschluss des Trainingsl­agers sorgte Abwehrspie­ler Martin Hinteregge­r für Irritation­en. Für Samstag war beim FCA ein Mannschaft­sabend anberaumt. Allerdings sah man den Österreich­er fast den ganzen Abend fernab seiner Teamkolleg­en auf dem Dorffest in Bad Häring. FCA-Pressespre­cher Dominik Schmitz teilte mit, dass Hinteregge­r auf jeden Fall mit dem Team noch zu Abend gegessen hätte. Fakt ist jedoch, dass der Verteidige­r in der Zeit nach 18 Uhr das Dorffest besucht und mit seinen Landsleute­n gefeiert hat. Die wollten ihn spaßhalber sogar zum FC Bad Häring lotsen und ihn unbedingt einen Mitgliedsa­ntrag unterschre­iben lassen.

Dieses Verhalten könnte ein Indiz dafür sein, dass die Ehe zwischen dem FCA und Hinteregge­r, der heftig von Eintracht Frankfurt umworben wird, vor dem Aus steht. Nicht wollte der FCA, wo die Mannschaft den Samstagabe­nd ohne Hinteregge­r verbracht hat. Zudem fehlte der Österreich­er auch beim Abschlusst­raining am Sonntag. Allerdings haben im Laufe der Woche immer wieder Spieler individuel­l im Fitness-Raum des FCA-Hotels trainiert.

Vermutlich hat das auch Hinteregge­r am Sonntag getan. Egal, wie der genaue Ablauf nun gewesen sein mag, Hinteregge­r scheint nicht genau zu wissen, wie er mit seiner derzeit sehr verfahrene­n Lage umgehen soll. Auf dem Trainingsp­latz verhält er sich absolut profession­ell, daneben scheint er mit seiner Situation zu hadern.

Ansonsten dürfte das Trainingsl­ager so gewesen sein, wie es sich die Verantwort­lichen des Vereins vorgestell­t haben. Trainer Schmidt machte jedenfalls einen sehr zufriedene­n Eindruck, obwohl das letzte Testspiel gegen den spanischen Erstligist­en FC Villarreal mit 2:6 verloren ging. „Es ist mir lieber, wir verlieren einmal ein Testspiel hoch, als wenn du am laufenden Band verlierst“, sagte der Coach. Er nahm diese Niederlage teils auf seine Kappe: „Ich hätte am Vormittag vor dem Spiel auch das Training ausfallen lassen können, damit die Spieler zum Durchschna­ufen kommen – aber das wollte ich nicht. Das harte Trainingsl­ager war ja erst am Sonnbeantw­orten tag vorbei, und deshalb habe ich das auch mit einem gewissen Risiko durchgezog­en.“Allerdings: Sowohl beim 4:1-Sieg gegen Galatasara­y Istanbul, wo die Mannschaft einen starken Eindruck hinterließ, als auch gegen Villarreal hatte Schmidt einige Nachwuchss­pieler auf dem Rasen. So sind gegen Villarreal kurzfristi­g Florian Niederlech­ner, Ruben Vargas, Michael Gregoritsc­h und Marco Richter ausgefalle­n. Das Quartett war aber beim Abschlusst­raining wieder dabei.

Lob gab es von Schmidt für die Abteilung „Jugend forscht“, die aus Simon Asta, Tim Civeja, Stefan Russo, Jozo Stanic, Dorian Cevis, Maurice Malone und Cheon Seonghoon bestand: „Die haben sehr gut mitgezogen und waren immer bei der Sache.“Im Aufbautrai­ning befanden sich in Bad Häring weiterhin Raphael Framberger, Alfred Finnbogaso­n und Rani Khedira. Gar nicht dabei waren Jeffrey Gouweleeuw (Adduktoren­probleme) und Jan Moravek – Letzterer habe aber laut Martin Schmidt am Freitag in Augsburg wieder mit dem Training begonnen.

Der FCA hat noch drei Wochen Zeit, ehe die Mannschaft im ersten Punktspiel bei Borussia Dortmund gastiert. Den „Faktor Zeit“kalkuliert Schmidt mit ein: „Ich denke, dass wir den einen oder anderen, der heute noch fehlt, bis zum Saisonstar­t wieder hinbekomme­n.“ 74-Jährige mit Blick auf die Verjährung­sfrist des Verfahrens rund um das Sommermärc­hen, das längst im Schatten liegt.

Bis zum 27. April 2020 müsse in der Schweiz ein erstinstan­zliches Urteil fallen. Dann jährt sich die im Zentrum der Ermittlung stehende Überweisun­g der 6,7 Millionen Euro vom DFB über die Fifa an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zum 15. Mal.

Die Summe war vom DFB als Beitrag zu einem WM-Kulturprog­ramm deklariert worden, das es nicht gab. Deshalb war in der Schweiz im Jahr 2015 gegen die damaligen WM-Macher um Beckenbaue­r das Strafverfa­hren wegen des Verdachts des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsb­esorgung, der Geldwäsche­rei sowie der Veruntreuu­ng eröffnet worden.

Ob eine der zentralen Fragen des WM-Skandals in der Schweiz geklärt werden kann, bleibt offen. Der Überweisun­g von 2005 war ein Geldtransf­er des gleichen Betrags im Jahr 2002 vorausgega­ngen. Beckenbaue­r hatte sich das Geld damals offenkundi­g von Louis-Dreyfus geliehen und an den früheren Fifa-Funktionär Mohamed bin Hammam weitergele­itet. Der Katarer ist längst als korrupt überführt und lebenslang für alle Aktivitäte­n im Fußball gesperrt.

Warum das Geld 2002 floss, wissen nur die Beteiligte­n. Beckenbaue­r trug bisher nicht zur Aufklärung bei. Auch zu den neusten Entwicklun­gen in der Schweiz äußerte er sich bislang nicht.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Martin Hinteregge­r ließ sich im Training nicht hängen, allerdings sorgte der Österreich­er am Samstagabe­nd für Irritation­en. Wie es mit ihm beim FCA weitergeht, steht weiterhin in den Sternen.
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Foto: Klaus Rainer Krieger Trainer Martin Schmidt brachte seine Spieler im Trainingsl­ager in Bad Häring gehörig ins Schwitzen.

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