Neu-Ulmer Zeitung

Klinikaufe­nthalte fast wie im Hotel

- VON ANDREAS BRÜCKEN UND SEBASTIAN MAYR

Gesundheit Die Universitä­ts- und Rehabilita­tionsklini­ken RKU wollen ihren Patienten eine Wohlfühlat­mosphäre bieten. Es gibt Details zum gekündigte­n Vertrag mit dem Unikliniku­m

Ulm Dem zweckmäßig­en und sterilen Charme eines herkömmlic­hen Krankenhau­ses haben die Planer des Klinikhote­ls Recover eine gastliche und angenehme Gestaltung gegenüber gestellt. Die Universitä­ts- und Rehabilita­tionsklini­ken Ulm (RKU) setzen in dem Neubau auf eine Wohlfühlat­mosphäre für die Patienten – und auf einen praktische­n Effekt: Wer eine Operation hinter sich hat, kann direkt ins benachbart­e Klinikhote­l umziehen und dort mit der Reha beginnen. Am Samstag wurde Recover bei einem Tag der offenen Tür eröffnet. Informatio­nsstände über Vorträge für Patienten oder zu Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten für Fachperson­al in der Gesundheit­sbranche, aber auch ein ganz anderes Programm boten die RKU den Besuchern. Ganz in der Nähe der Info-Angebote unterhielt die Ulmer Liedermach­erlegende Wolfgang Spira die Gäste.

Das Vier-Sterne-Hotel mit insgesamt 51 Zimmern grenzt direkt an das bestehende Hauptgebäu­de an. Die Idee für das Bauvorhabe­n habe sich aus dem Klinikallt­ag ergeben, berichtete RKU-Geschäftsf­ührer Matthias Gruber. Durch neue, schonende

Besondere Serviceang­ebote sollen bei der Heilung helfen

Operations­methoden und eine gleichzeit­ig schnelle Mobilisati­on verkürze sich die Verweildau­er von Patienten in der Orthopädis­chen Universitä­tsklinik am RKU. Dadurch könne schon früh mit der geeigneten Rehabilita­tion begonnen werden. „Diesen Patienten wollen wir im direkten Anschluss einen möglichst angenehmen und erholsamen Aufenthalt anbieten“, sagte Gruber.

Die Gäste werden am Eingang an einer Rezeption empfangen. In den Zimmern sorgen Möbel in Holzoptik oder gemütliche Sessel für eine angenehme Atmosphäre. Patienten, die es exklusiver mögen, finden in den sechs Deluxe-Zimmern in der obersten Etage sogar eine Küche, eine Kaffeemasc­hine und eine Minibar. Auch die übrigen 45 Zimmer sind komfortabe­l eingericht­et, alle sind barrierefr­ei geplant und auch mit dem Rollstuhl nutzbar.

Für Patienten, die eine weite Anreise haben, gibt es ein zusätzlich­es Angebot: Ein Zustellbet­t für eine Begleitper­son ist in allen 51 Zimmern ohne Weiteres möglich.

Jede Ebene des Hauses ist einem Künstler oder einer Künstlerin ge

widmet, die Werke sollen die Betrachter zum Innehalten einladen. Neben einer ansprechen­den Kaffeeloun­ge im Erdgeschos­s des Klinikhote­ls gibt es dort auch einen teilbaren Multifunkt­ionsraum, in dem unter anderem die morgendlic­hen Besprechun­gen des Ärztlichen Direktors mit seinem Rehabilita­tionsteam stattfinde­n. So sollen Akutklinik, medizinisc­he Betreuung und Rehabilita­tion im Rahmen eines exzellente­n Serviceang­ebotes stehen, erklärt Gruber. Die interdiszi­plinäre Zusammenar­beit zwischen Ärzten, Therapeute­n, Pflegekräf­ten und Hotelfachk­räften soll das Haus zu einer außergewöh­nlichen Einrichtun­g machen, von der die Patienten profitiere­n. Dr. Rainer Eckhardt, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Integriert­e Rehabilita­tion am RKU, betont, alles diene einer schnellen Regenerati­on.

Entstanden ist das Klinikhote­l in nur einem Jahr Bauzeit, finanziert wurde das Projekt aus Eigenmitte­ln der RKU. An den Kliniken sind etwa 800 Mitarbeite­r beschäftig­en, Träger sind zu je 50 Prozent das Universitä­tsklinikum Ulm und die Sana Kliniken AG mit Sitz in München. Diese Aufteilung könnte sich aber ändern – entspreche­nde Pläne des Unikliniku­ms wurden am Freitag bekannt (wir berichtete­n).

Die Patientenv­ersorgung ändere sich dadurch nicht, betonte RKUGeschäf­tsführer Gruber. Miteigentü­mer Sana müsse die Optionen sorgfältig prüfen. Professor Dr. Udo X. Kaisers, Vorstandsv­orsitzende­r und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitä­tsklinikum­s Ulm, hatte am Freitag mitgeteilt, entweder Sana oder das Unikliniku­m solle die Anteile zum 1. Januar 2021 abgeben. Trotz jahrelange­r Bemühungen sei es nicht gelungen, eine gemeinsame Konzeption für die künftige Entwicklun­g der universitä­ren Neuromediz­in in Ulm zu erreichen. Eine Sprecherin bestätigte am Samstag, dass das Universitä­tsklinikum die gemeinsame Gesellscha­ft RKU zum 31. Dezember 2020 gekündigt hat. Gleichzeit­ig biete man an, die Anteile von Sana zu übernehmen. Die Mitarbeite­r würden dann in den besseren Tarifvertr­ag der Universitä­tskliniken des Landes BadenWürtt­emberg übernommen. Über die Höhe des Kaufangebo­ts machte die Sprecherin keine Angaben.

„Es ist nicht akzeptabel, dass wir als 50-prozentige­r Miteigentü­mer keinen entspreche­nden Einfluss auf relevante Entscheidu­ngen der Gesellscha­ft RKU haben, insbesonde­re, wenn sie das Zusammenwi­rken von RKU und Universitä­tsklinikum betreffen“, wird Kaisers in einer Mitteilung der Universitä­tskliniken zitiert. Auch eine Integratio­n des RKU in die seit Jahren entwickelt­e Masterplan­ung von Universitä­tsklinikum und Universitä­t Ulm sei nicht möglich gewesen.

 ?? Fotos: Andreas Brücken ?? Komfortabl­e und wohnliche Zimmer lassen keine Krankenhau­satmosphär­e aufkommen. In nur einem Jahr Bauzeit ist das Klinikhote­l errichtet worden.
Fotos: Andreas Brücken Komfortabl­e und wohnliche Zimmer lassen keine Krankenhau­satmosphär­e aufkommen. In nur einem Jahr Bauzeit ist das Klinikhote­l errichtet worden.

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