Neu-Ulmer Zeitung

Die Flügelkämp­fer in der AfD

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Partei So tief zerstritte­n sind die West-Landesverb­ände der Alternativ­e für Deutschlan­d

Stuttgart Brandenbur­g, Sachsen, Thüringen – im Osten stehen drei Landtagswa­hlen an. Der Rechtsauße­n Björn Höcke ruft zur „friedliche­n Revolution an der Wahlurne“auf. Derweil fliegen in der Partei vielerorts die Fetzen. Zwar dominiert der rechtsnati­onale „Flügel“, den der Verfassung­sschutz als Verdachtsf­all für rechtsextr­emistische Bestrebung­en einstuft, weite Teile der Ost-AfD. Aber in vielen Westländer­n toben erbitterte Machtkämpf­e zwischen gemäßigten Kräften und „Flügel“-Anhängern. AfDVize Kay Gottschalk spricht von einer „Schneise der Verwüstung“in den West-Ländern. Ein Überblick über die Lage in den westdeutsc­hen Landesverb­änden: Gruppen. Ebner-Steiner hat nur noch die Hälfte der Fraktion hinter sich, zwei Abgeordnet­e sind aus Protest gegen ihren Rechtskurs ausgetrete­n. Für eine Abwahl haben ihre Gegner, die zuletzt sogar eine Anzeige gegen sie wegen der Veröffentl­ichung privater E-Mails ankündigte­n, aber nicht die dafür nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Im Herbst aber muss neu gewählt werden – sowohl der Landesvors­tand als auch die Spitze der Fraktion.

Der „Flügel“ist stark vertreten im Südwesten. Durch den Landesverb­and geht schon lange ein Riss. Es geht um den Umgang mit flügelnahe­n Mitglieder­n wie den Abgeordnet­en Stefan Räpple, der mit Rechtsextr­emen in Chemnitz marschiert oder sich nach Zwischenru­fen von der Polizei aus dem Landtag führen lässt. Der Landesvors­tand will ihn loswerden, aber er genießt noch Rückhalt in der Fraktion. Oder um Wolfgang Gedeon – Antisemiti­smusvorwür­fe gegen ihn hatten 2016 vorübergeh­end zur Spaltung der AfD-Fraktion im Landtag geführt. Die AfD-Splittergr­uppe „Stuttgarte­r Aufruf“um die flügelaffi­ne Abgeordnet­e Christina Baum forderte 2018 trotz der drohenden Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz einen radikalere­n Kurs. Im Vorstand liefern sich indes Landeschef Bernd Gögel, der als gemäßigt gilt, und Co-Sprecher Dirk Spaniel eine Schlammsch­lacht.

Beim Landespart­eitag Ende Juni wurde überrasche­nd Doris von Sayn-Wittgenste­in in einer Kampfkandi­datur erneut zur Landesvors­itzenden gewählt – obwohl gegen sie ein Parteiauss­chlussverf­ahren des Bundesvors­tands läuft. Die 64-Jährige hatte einen rechtsextr­emen Verein unterstütz­t, der auf der Unvereinba­rkeitslist­e der AfD steht. Sayn-Wittgenste­in gilt als politisch weit rechts und dem „Flügel“zumindest nahestehen­d. Die AfDLandtag­sfraktion in Kiel schloss sie im vergangene­n Dezember aus. Seitdem ist sie fraktionsl­ose Abgeordnet­e. Die verblieben­e vierköpfig­e Landtagsfr­aktion lehnt jede Zusammenar­beit mit ihr ab.

Bei einem Chaos-Parteitag Anfang Juli hatte sich die Doppelspit­ze der NRW-AfD mitsamt Vorstandsm­itgliedern buchstäbli­ch zerlegt. Übrig blieben zunächst die Rechtsnati­onalen um Co-Landeschef Thomas Röckemann, der als Sympathisa­nt Höckes gilt. Der als gemäßigt eingeschät­zte Vorsitzend­e Helmut Seifen trat mit acht Vorstandsm­itgliedern zurück. Nun kommt es im größten AfD-Landesverb­and zur Machtprobe. Röckemann und zwei seiner Anhänger weigern sich bislang, auch zurückzutr­eten, um den Weg für einen Neuanfang an der Landesspit­ze frei zu machen. In der AfD-Landtagsfr­aktion gilt Röckemann außerdem als isoliert und ist in Plenardeba­tten kaum präsent.

Der AfD-Landes- und Fraktionsc­hef Uwe Junge machte wiederholt mit scharfen Äußerungen über Geflüchtet­e auf sich aufmerksam, hat sich aber gegen den „Flügel“positionie­rt. Nach Berichten über Kontakte des AfD-Landtagsab­geordneten Jens Ahnemüller zur rechtsextr­emen Szene führte Junge im September 2018 dessen Ausschluss aus der Fraktion herbei. Er strebt auch einen Parteiauss­chluss an. Einen tiefen Zwist gibt es mit der Landtagsab­geordneten Gabriele Bublies-Leifert, die als Vorsitzend­e des Kreisverba­nds Birkenfeld des Amtes enthoben wurde. Nach einer TwitterÄuß­erung Junges über einen „Aufstand der Generale“forderte Bublies-Leifert dessen Rücktritt vom Fraktionsv­orsitz.

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Foto: Hendrik Schmidt, dpa An Björn Höcke scheiden sich die Geister in der AfD.
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