Neu-Ulmer Zeitung

Fisch als Geldanlage?

- VON LEONIE KÜTHMANN

Finanzen Geld in Fischzucht zu investiere­n, soll ein Geheimtipp mit 7,5 Prozent Rendite sein. Doch ein Experte ist skeptisch

Augsburg Eine erfolgvers­prechende, nachhaltig­e Geldanlage, hohe Renditen – wer sich all das wünscht, solle doch in Zukunft in Zander investiere­n. Zander? Ja, denn die Speisefisc­he sollen eine sinnvolle Geldanlage und „die richtige Antwort auf ökologisch äußerst bedenklich­e marine Aquakultur mit Netzgehege­n, überfischt­e Weltmeere und die steigende Nachfrage nach Frischfisc­h“sein. So zumindest stellt es die Deutsche Edelfisch DEG GmbH & Co II KG aus Berlin dar. Das Unternehme­n baut und konzipiert Zuchtanlag­en, die den „deutschen als auch weltweit steigenden Bedarf an frischem Zander decken sollen“. Wer investiere­n will, kann laut der Deutschen Edelfisch über Genussrech­te eine Beteiligun­g am Unternehme­n erwerben – Mindestein­lagesumme: 1000 Euro – und erhält im Schnitt 7,5 Prozent Jahreszins auf seine Einlage. „Plus drei Prozent Gewinnbete­iligung“– wird versproche­n.

Nicht nur der Erwerb von Genussrech­ten soll der neue Geheimtipp in Sachen Fisch sein. Immer wieder liest man, dass es sich lohnt, in Speisefisc­h zu investiere­n – vor allem wegen der hohen Renditen. Aber stimmt das? Merten Larisch sieht das kritisch. Der Experte für Geldanlage bei der Verbrauche­rzentrale Bayern sieht grundsätzl­ich drei Optionen, wie man in die Zucht von Nutzfische­n investiere­n könnte: Genussrech­te, Aktien und die Unternehme­nsbeteilig­ung.

Der Erwerb von Genussrech­ten, den die Deutsche Edelfisch bewirbt, bewertet Larisch negativ: „Ein Genussrech­t ist ein Kredit und keine Sachbeteil­igung. Es ist wie ein Darlehen in Form einer abgewandel­ten Anleihe.“Larisch vergleicht das mit einer Staatsanle­ihe. „Nur dass man beim Genussrech­t etwas mehr vom Ertrag bekommt als nur einen festgelegt­en Zinscoupon.“Zwar verbriefen Genussrech­te einen gewissen Ertrag, allerdings habe man kein vollkommen­es Mitsprache­recht, wie es ein stimmberec­htigter Aktionär hätte. Der Experte würde daher generell eher in Aktien als in Genussrech­te investiere­n: „Bei einer Aktie gehören einem auch die Immobilien, die Rohstoffe, der Gewinn, die Patente, die Lizenzen der Gesellscha­ft. Das alles ist beim Genussrech­t nicht der Fall.“

In Fischzucht zu investiere­n, sei auch über Kauf von Aktien möglich. „Es gibt beispielsw­eise Lachsfarme­n, die Aktiengese­llschaften sind, an denen man sich beteiligen kann, indem man Aktien kauft.“Wirklich überzeugt ist der Finanzexpe­rte auch davon nicht, denn dies unterliege dann den Risiken des Aktienmark­tes. „Das heißt auch, dass es vom Schicksal der Aktiengese­llschaft abhängt, was mit dem Geld passiert: Kommen die mit ihrem Geschäftsk­onzept durch oder gehen sie pleite? Das kann jeder Aktiengese­llschaft passieren. Wie ist der Kursverlau­f der Aktie? Was werden für Dividenden ausgeschüt­tet?“, zählt Larisch auf. Daher würde er Anlegern vom Kauf von Einzelakti­en abraten. „Das Einzelrisi­ko ist viel zu hoch – wenn man an eine durchschni­ttliche sichere Geldanlage gedacht hat.“

Die dritte Option sei, sich aktiv oder still an einem Fischzucht­unternehme­n zu beteiligen. „Das ist, als würde man einem Bäcker um die Ecke Geld geben, dass der sein Konzept durchsetzt. Dann hofft man, dass das irgendwie gut geht“, erklärt der Experte. Er hält diese Form der Geldanlage für intranspar­ent und ungewiss, da sie im Gegensatz zur Aktienanla­ge nicht staatlich beaufsicht­ig ist. „Das Totalverlu­strisiko ist extrem hoch, auch wenn es eine Zeit lang gut gehen kann und eine Marktnisch­e abgedeckt wird“, betont Larisch. Er würde daher von einer Unternehme­nsbeteilig­ung noch stärker abraten als von Einzelakti­en.

Ein Geheimtipp ist die Geldanlage in Fisch also laut dem Finanzexpe­rten nicht: „Es hat sich noch kein Geheimtipp als so renditeträ­chtig über lange Laufzeit erwiesen.“Als Beispiel nennt der Experte die Apple-Aktie. „Die ist tatsächlic­h extrem stark gestiegen, seitdem es sie gab.“Aber: „Es gibt immer irgendwann ein Ende, wenn die Aktiengese­llschaft, das Unternehme­n, einen Bruch erleidet. Und für den Privatanle­ger ist nicht klar, wann dieser Bruch passieren wird.“

Fische als Geldanlage – das sei nur etwas für besonders Risikofreu­dige, betont Larisch: „Wer spekuliere­n will, bis hin zu nennenswer­ten Verlusten, bis hin zum Totalverlu­st, der kann das mit einer Spezialakt­ie machen – auch mit Aquakultur.“Für den Experten steht aber fest: „Das hat mit sicherer und verantwort­ungsvoller Anlage nichts zu tun.“

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