Neu-Ulmer Zeitung

Vom Wind wehen lassen

Die Mühlen im Mindener Land entdecken

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gut erhaltene Zeugen jener Zeit, als die Müller und ihre Arbeit unentbehrl­ich waren für das tägliche Brot. Dass sich heute noch viele Mühlenflüg­el mit dem Wind drehen, ist dem Mühlenvere­in mit zu verdanken. Anfang der 1960er Jahre hatte im Mindener Land das große Mühlenster­ben begonnen. Der Verein, 1978 gegründet, konnte den Abriss diverser Bauwerke verhindern. An sogenannte­n Mahl- und Backtagen sind die Mühlen abwechseln­d in Betrieb – die Saison geht vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. An welcher Mühle und wann diese Veranstalt­ungen stattfinde­n, hat der Verein online aufgeliste­t, oder man fragt telefonisc­h an.

An der Storcks Mühle in HilleEickh­orst gehen gerade die letzten Stücke des selbstgeba­ckenen Hefe-Zuckerkuch­ens über die Theke. Der Verkauf von westfälisc­hen Spezialitä­ten wie frischen Schmalzbro­ten aus dem Holzbackof­en gehört an Mühlentage­n traditione­ll dazu. Doch auch wenn gerade kein Mühlenund Backtag ansteht, lohnt sich eine Tour durch den Mühlenkrei­s. Am besten auf dem Rad. Entlang der Mühlenrout­e gibt es mehr als 300 Kilometer ausgeschil­derte Radwege.

Die Tour nördlich von Petershage­n beispielsw­eise führt in einem Rundkurs von 55 Kilometern durch die Auenlandsc­haft der Weser. Und immer wieder säumt eine Mühle den Weg.

Die Bockwindmü­hle von 1747 gehört zu den ältesten im Kreis. Als Bauweise waren Bockwindmü­hlen Stand der Technik, ehe sie langsam von Holländerw­indmühlen verdrängt wurden. Das mit Holzschind­eln verkleidet­e Haus steht auf einem dicken Pfahl, der senkrecht in einem Gestell unterhalb der Mühle steckt, wie Erwin Möhlenbroc­k bei einem Rundgang erklärt. Eigentlich ist heute kein Backtag, außerdem ist gerade Mittagszei­t. Doch der 84-Jährige wirft sich schnell eine Jacke über und führt den Gast zu der Mühle auf der Wiese neben dem Haus. Im Nachbarort Döhren sieht die Mühle auf den ersten Blick kein bisschen aus wie ein typischer Vertreter ihrer Art. Ein schmuckes weiß-braunes Fachwerkge­bäude mit einem weiß-grünen Giebel überrascht den Besucher: die Plaggen Mühle, eine alte Wassermühl­e. In Petershage­n-Seelenfeld bietet die Königsmühl­e einen idyllische­n Ausblick. Der Preußenkön­ig Friedrich Wilhelm I. ließ sie 1731 erbauen – eine von drei Königsmühl­en entlang der Mühlenrout­e.

Zum Ende der Radtour sticht auf der linken Weserseite das strahlende Weiß der Windmühle Großenheer­se schon von weitem ins Auge. Ulrike Graba-Fleischer bewirtet hier ihre Gäste im Landgastha­us „Zur Mühlenwirt­in“. Auch Übernachtu­ngen sind möglich – diese nimmt man gerne in Anspruch, um am nächsten Tag eine neue Mühlen-Tour zu machen.

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Foto: Nicole Jankowski/dpa-tmn Ein beeindruck­endes Bauwerk: Mit ihrem strahlend weißen Anstrich ist die Windmühle Großenheer­se schon von weitem gut zu sehen.

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