Neu-Ulmer Zeitung

Barfüßer: Ende des Jahres ist Schluss

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Gastronomi­e Die Neu-Ulmer Brauereiga­ststätte an der Donau schließt nach mehr als 20 Jahren. Wirt Eberhard Riedmüller will dort neu bauen und wartet jetzt auf eine Entscheidu­ng des Stadtrats

Neu-Ulm Die Tage der Brauereiga­ststätte Barfüßer in Neu-Ulm sind gezählt. Das Lokal ist ab 1. Januar 2020 geschlosse­n. Das teilte Gastronom Eberhard „Ebbo“Riedmüller am Montag mit. Er will das in die Jahre gekommene Gebäude abreißen und durch einen mehrstöcki­gen Neubau ersetzen. Doch bevor Riedmüller loslegen kann, braucht er die Zustimmung der Stadt.

Dass der Barfüßer schließen würde, war abzusehen. Nur der Zeitpunkt war noch unklar. Jetzt hat sich Eberhard Riedmüller dazu entschloss­en, Klarheit zu schaffen. „Da war so viel Tohuwabohu in letzter Zeit, und die Mitarbeite­r waren unzufriede­n“, sagte der Gastronom gegenüber unserer Redaktion. „Da mussten wir einfach handeln und den Mitarbeite­rn sagen, wo es lang geht.“Das hat Riedmüller am Montagvorm­ittag getan. Er habe das Personal darüber informiert, dass der Barfüßer in Neu-Ulm zum Ende des Jahres geschlosse­n wird. Betroffen seien etwa 50 bis 60 Mitarbeite­r in Voll- und Teilzeit. Den Beschäftig­ten werde angeboten, in einem der anderen Lokale des Unternehme­ns weiter zu arbeiten – das sind mittlerwei­le etwa zwei Dutzend, von den anderen Barfüßer-Wirtetwa in Weißenhorn oder Ulm, bis zum Ratskeller und der Pizzeria Tanivera im Fischervie­rtel. „Ich gehe davon aus, dass etwa zwei Drittel bleiben“, sagte Riedmüller. Ein Teil der Mitarbeite­r habe sich aber bereits etwas Neues gesucht. „Das ist ja verständli­ch.“

Das Neu-Ulmer Barfüßer-Gebäude an der Donau wurde 1938 erbaut. Es wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Offiziersc­asino der Wehrmacht genutzt, danach mehrere Jahre lang zur Unterbring­ung von Displaced Persons, etwa Flüchtling­en und ehemaligen Zwangsarbe­itern. Später zog die US-Armee ein. In den 1980er-Jahren wurde das Haus umgebaut und erweitert. 1993 kaufte es die Stadt Neu-Ulm, seitdem wurde es gastronomi­sch genutzt. Eberhard Riedmüller pachtete das Grundstück 1997 und eröffnete den Barfüßer mit einem großen Biergarten. Es entwickelt­e sich schnell zu einem Anziehungs­punkt für Gäste aus der ganzen Region. Doch inzwischen ist das Gebäude baufällig und an vielen Stellen nicht mehr gut nutzbar. Eine Sanierung lohnt sich allerdings aus Sicht von Riedmüller nicht mehr. Das wäre ein Fass ohne Boden, sagte er. Ein Gutachter schätzte die Kosten auf vier bis fünf Millionen Euro, es könnten aber auch deutlich mehr werden. Deshalb will Riedmüller neu bauen.

Geplant ist eine Gaststätte mit etwa 300 Sitzplätze­n, dazu ein Hotel mit 100 Zimmern und Tagungsräu­men. Das Riku würde dann von der Maximilian­straße (ehemaliges Finanzamt) an die Augsburger Straße ziehen. Die Parkplätze sollen in einer Tiefgarage untergebra­cht werden. Einen großen Biergarten soll es auch künftig geben. Das Ganze wird in jedem Fall mehrere Millionen Euro kosten. „Wir arbeiten an der Planung für den Neubau, und die Stadt arbeitet an der Umsetzung“, sagte Riedmüller über den aktuellen Stand des Projekts. Sollte alles nach Plan laufen, könnte im April oder Mai nächsten Jahres Baubeginn sein. „Das ist der Wunsch“, so der Gastronom. Er rechnet mit einer Bauzeit von eineinhalb bis zwei Jahren. Riedmüller ist klar, dass er ein gewisses Risiko eingeht, indem er die Planungen vorantreib­t, obwohl er noch kein grünes Licht von der Stadt bekommen hat – fällt das Vorhaben im Rat durch, hat er Geld in den Sand gesetzt. „No risk, no fun“, sagte Riedmüller dazu. Andernfall­s verliere er zu viel Zeit. „Ich denke, dass wir im November mit der kompletten Planung fertig sind.“Der Unternehme­r hofft, dass der Stadtrat deutlich vorher, nämlich mögschafte­n, lichst noch im September, einen Beschluss pro Neubau fasst. „Wenn es klappt, ist es gut. Wenn nicht, habe ich halt Pech gehabt.“

Auch der Stadt Neu-Ulm als Eigentümer­in des Barfüßer-Areals ist daran gelegen, so schnell wie möglich Klarheit zu schaffen. Wann das Thema im Stadtrat behandelt wird, ist aber noch offen – nach der Sommerpaus­e, heißt es lediglich. Wie Kämmerer Berthold Stier erläuterte, geht es um zwei Dinge. Zum einen um das Grundstück, das bislang verpachtet wurde. Sollte Riedmüller den Stadtrat mit seinem Konzept überzeugen, „würden wir das umwandeln in Richtung Erbbaurech­t“, so Stier. Damit könne man einem Vertragspa­rtner eine Investitio­n ermögliche­n, Eigentümer­in bleibe aber die Stadt. Zum anderen, und das ist die kniffliger­e Frage: Was wird auf dem Grundstück gebaut und wie wird das umgesetzt? Für das Großprojek­t an der Donau muss ein Bebauungsp­lan aufgestell­t werden. Den muss der Stadtrat beschließe­n. Die grundsätzl­iche Bereitscha­ft, das Projekt mitzutrage­n, hat eine deutliche Mehrheit der Räte signalisie­rt. Doch jetzt geht es um die Details und die Bedingunge­n, die die Stadt als Grundstück­seigentüme­rin stellt. Das Gesamtpake­t müsse stimmen, betonte Stier.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Der Barfüßer in Neu-Ulm mit seinem großen Biergarten ist eines der bekanntest­en Lokale in der Region. Zum Ende des Jahres ist dort Schluss – zumindest für eine ganze Weile. Gastronom Eberhard Riedmüller will auf dem Grundstück neu bauen, doch dazu braucht er die Zustimmung des Stadtrats.
Foto: Alexander Kaya Der Barfüßer in Neu-Ulm mit seinem großen Biergarten ist eines der bekanntest­en Lokale in der Region. Zum Ende des Jahres ist dort Schluss – zumindest für eine ganze Weile. Gastronom Eberhard Riedmüller will auf dem Grundstück neu bauen, doch dazu braucht er die Zustimmung des Stadtrats.

Newspapers in German

Newspapers from Germany