Barfüßer: Ende des Jahres ist Schluss
Gastronomie Die Neu-Ulmer Brauereigaststätte an der Donau schließt nach mehr als 20 Jahren. Wirt Eberhard Riedmüller will dort neu bauen und wartet jetzt auf eine Entscheidung des Stadtrats
Neu-Ulm Die Tage der Brauereigaststätte Barfüßer in Neu-Ulm sind gezählt. Das Lokal ist ab 1. Januar 2020 geschlossen. Das teilte Gastronom Eberhard „Ebbo“Riedmüller am Montag mit. Er will das in die Jahre gekommene Gebäude abreißen und durch einen mehrstöckigen Neubau ersetzen. Doch bevor Riedmüller loslegen kann, braucht er die Zustimmung der Stadt.
Dass der Barfüßer schließen würde, war abzusehen. Nur der Zeitpunkt war noch unklar. Jetzt hat sich Eberhard Riedmüller dazu entschlossen, Klarheit zu schaffen. „Da war so viel Tohuwabohu in letzter Zeit, und die Mitarbeiter waren unzufrieden“, sagte der Gastronom gegenüber unserer Redaktion. „Da mussten wir einfach handeln und den Mitarbeitern sagen, wo es lang geht.“Das hat Riedmüller am Montagvormittag getan. Er habe das Personal darüber informiert, dass der Barfüßer in Neu-Ulm zum Ende des Jahres geschlossen wird. Betroffen seien etwa 50 bis 60 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. Den Beschäftigten werde angeboten, in einem der anderen Lokale des Unternehmens weiter zu arbeiten – das sind mittlerweile etwa zwei Dutzend, von den anderen Barfüßer-Wirtetwa in Weißenhorn oder Ulm, bis zum Ratskeller und der Pizzeria Tanivera im Fischerviertel. „Ich gehe davon aus, dass etwa zwei Drittel bleiben“, sagte Riedmüller. Ein Teil der Mitarbeiter habe sich aber bereits etwas Neues gesucht. „Das ist ja verständlich.“
Das Neu-Ulmer Barfüßer-Gebäude an der Donau wurde 1938 erbaut. Es wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Offizierscasino der Wehrmacht genutzt, danach mehrere Jahre lang zur Unterbringung von Displaced Persons, etwa Flüchtlingen und ehemaligen Zwangsarbeitern. Später zog die US-Armee ein. In den 1980er-Jahren wurde das Haus umgebaut und erweitert. 1993 kaufte es die Stadt Neu-Ulm, seitdem wurde es gastronomisch genutzt. Eberhard Riedmüller pachtete das Grundstück 1997 und eröffnete den Barfüßer mit einem großen Biergarten. Es entwickelte sich schnell zu einem Anziehungspunkt für Gäste aus der ganzen Region. Doch inzwischen ist das Gebäude baufällig und an vielen Stellen nicht mehr gut nutzbar. Eine Sanierung lohnt sich allerdings aus Sicht von Riedmüller nicht mehr. Das wäre ein Fass ohne Boden, sagte er. Ein Gutachter schätzte die Kosten auf vier bis fünf Millionen Euro, es könnten aber auch deutlich mehr werden. Deshalb will Riedmüller neu bauen.
Geplant ist eine Gaststätte mit etwa 300 Sitzplätzen, dazu ein Hotel mit 100 Zimmern und Tagungsräumen. Das Riku würde dann von der Maximilianstraße (ehemaliges Finanzamt) an die Augsburger Straße ziehen. Die Parkplätze sollen in einer Tiefgarage untergebracht werden. Einen großen Biergarten soll es auch künftig geben. Das Ganze wird in jedem Fall mehrere Millionen Euro kosten. „Wir arbeiten an der Planung für den Neubau, und die Stadt arbeitet an der Umsetzung“, sagte Riedmüller über den aktuellen Stand des Projekts. Sollte alles nach Plan laufen, könnte im April oder Mai nächsten Jahres Baubeginn sein. „Das ist der Wunsch“, so der Gastronom. Er rechnet mit einer Bauzeit von eineinhalb bis zwei Jahren. Riedmüller ist klar, dass er ein gewisses Risiko eingeht, indem er die Planungen vorantreibt, obwohl er noch kein grünes Licht von der Stadt bekommen hat – fällt das Vorhaben im Rat durch, hat er Geld in den Sand gesetzt. „No risk, no fun“, sagte Riedmüller dazu. Andernfalls verliere er zu viel Zeit. „Ich denke, dass wir im November mit der kompletten Planung fertig sind.“Der Unternehmer hofft, dass der Stadtrat deutlich vorher, nämlich mögschaften, lichst noch im September, einen Beschluss pro Neubau fasst. „Wenn es klappt, ist es gut. Wenn nicht, habe ich halt Pech gehabt.“
Auch der Stadt Neu-Ulm als Eigentümerin des Barfüßer-Areals ist daran gelegen, so schnell wie möglich Klarheit zu schaffen. Wann das Thema im Stadtrat behandelt wird, ist aber noch offen – nach der Sommerpause, heißt es lediglich. Wie Kämmerer Berthold Stier erläuterte, geht es um zwei Dinge. Zum einen um das Grundstück, das bislang verpachtet wurde. Sollte Riedmüller den Stadtrat mit seinem Konzept überzeugen, „würden wir das umwandeln in Richtung Erbbaurecht“, so Stier. Damit könne man einem Vertragspartner eine Investition ermöglichen, Eigentümerin bleibe aber die Stadt. Zum anderen, und das ist die kniffligere Frage: Was wird auf dem Grundstück gebaut und wie wird das umgesetzt? Für das Großprojekt an der Donau muss ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Den muss der Stadtrat beschließen. Die grundsätzliche Bereitschaft, das Projekt mitzutragen, hat eine deutliche Mehrheit der Räte signalisiert. Doch jetzt geht es um die Details und die Bedingungen, die die Stadt als Grundstückseigentümerin stellt. Das Gesamtpaket müsse stimmen, betonte Stier.