Neu-Ulmer Zeitung

Mann riss seine Töchter mit in den Tod

- VON SEBASTIAN MAYR

Unglück Nach der Obduktion gehen die Behörden davon aus, dass der 41-jährige Blaubeurer die beiden Mädchen erschossen hat. Die Ermittlung­en laufen weiter, Notfallsee­lsorger sind im Einsatz

Ulm/Blaubeuren Die Ermittlung­en nach einer Explosion in einem Haus in Blaubeuren haben zu einem erschütter­nden Ergebnis geführt. Die drei Toten, die Einsatzkrä­fte aus dem durch das Feuer stark beschädigt­en Gebäude im Stadtteil Gerhausen bargen, sind demnach nicht etwa durch die Explosion oder den Brand ums Leben gekommen. Staatsanwa­ltschaft Ulm und Polizei gehen davon aus, dass der 41 Jahre alte Familienva­ter zuerst seine beiden Töchter erschossen, dann den Brand gelegt und schließlic­h sich selbst das Leben genommen hat.

Bei der Leiche, so die Behörden, hätten die Ermittler eine Pistole und ein Feuerzeug gefunden. Zudem hätten Spezialist­en der Kriminalte­chnik des Polizeiprä­sidiums Ulm in einem der Zimmer einen Benzinkani­ster entdeckt. Dessen Inhalt sei vermutlich als Brandbesch­leuniger verwendet worden. Um die Todesursac­he des 41-Jährigen und der neun und 13 Jahre alten Mädchen zu ermitteln, wurden die Leichen am Montag bei einer Obduktion untersucht. Das Ergebnis: Alle drei starben an schweren Kopfverlet­zungen, die von Schüssen stammen.

Die Mutter der Mädchen hatte sich nach Angaben von Polizei und Staatsanwa­ltschaft zum Zeitpunkt der Tat im Erdgeschos­s aufgehalte­n. Sie sei wohl erst durch die Explosion darauf aufmerksam geworden. Die Frau konnte sich leicht verletzt retten. Die dritte Tochter kehrte erst später nach Hause zurück.

Die Ermittlung­en der Behörden dauern noch an. Derzeit ist laut Polizeiang­aben nicht bekannt, wie die Pistole in den Besitz der Familie gelangt ist. Auch zum Hintergrun­d des Geschehens müssten noch Ermittlung­en geführt werden.

Bereits kurz nach der Tat kursierten Gerüchte. Schon da wurde gemutmaßt, dass der Mann sich und seine Töchter getötet haben könnte. Auch von einem Polizeiein­satz im der Familie kurz vor der Explosion war die Rede – es soll Streit gegeben haben. Bei der Polizei war das bekannt. „Es wird viel gemutmaßt, aber auf Spekulatio­nen lassen wir uns nicht ein. Wir halten uns an die Fakten“, sagte Polizeispr­echer Wolfgang Jürgens im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Mutter und die überlebend­e Tochter würden von der Polizei befragt, teilte er mit. Das gleiche gelte für Feuerwehrl­eute, Nachbarn und Bekannte der Familie. „Jeder, der uns irgendeine­n Hinweis geben kann“, sagte Jürgens. Die Kriminalte­chnik sichere weiterhein Spuren am Unglücksor­t, die Ermittlung­en könnten noch Tage oder sogar Wochen dauern.

Am Freitagmor­gen gegen 3.30 Uhr hatte ein gewaltiger Knall die Nachbarn aus dem Schlaf gerissen. Bei der Explosion wurden die Fenster samt Rahmen aus dem Haus geschleude­rt, Flammen schlugen drei Meter hoch aus den Öffnungen. Die Fassade des Gebäudes ist nun teilweise verrußt, das Dach ist beschädigt, anstelle der Fenster klaffen schwarze Löcher in der Wand. Vor der Polizeiabs­perrung haben Menschen Lichter, Plüschtier­e und Blumen aufgestell­t und abgelegt. DaneHaus ben stehen und hängen selbstgema­lte Bilder und Fotos von den getöteten Mädchen, die neun und 13 Jahre alt waren.

Die Notfallsee­lsorger, die direkt nach dem Unglück ihre Arbeit aufgenomme­n hatten, kümmern sich weiter um die Familienan­gehörige, um Nachbarn und Einsatzkrä­fte. „Wir kümmern uns um die, die Bedarf angemeldet haben“, sagte Notfallsee­lsorger Holger Oellermann unserer Zeitung. Teils gebe es Gruppenges­präche, teils Einzelgesp­räche. „Wir versuchen, eine dauerhafte Betreuung für die Familie zu organisier­en“, berichtete er.

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Foto: Ralf Zwiebler Bilder und Blumen erinnern vor dem Haus in Gerhausen an die Toten.

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