Neu-Ulmer Zeitung

Die Prinzessin auf der Flucht

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Porträt Haya von Jordanien führte als Frau des Emirs von Dubai ein luxuriöses Leben – bis sie vor wenigen Wochen untertauch­te. Jetzt trifft sie ihren Ehemann vor Gericht wieder

Sie trägt elegante Kleider, teuren Schmuck, ihre Haare sitzen perfekt. Wie es sich für eine Prinzessin gehört. In ihrer Freizeit reitet sie, und Fotos davon postet Prinzessin Haya von Jordanien gerne auf ihrem Instagram-Account. Zumindest tat sie das in der Vergangenh­eit. Denn das letzte Foto, das Haya hochgelade­n hat, datiert auf Anfang Februar.

In den internatio­nalen Medien hingegen liest man Hayas Namen dieser Tage öfter als üblich: „Prinzessin Haya flieht aus Dubai!“, hieß es kürzlich auf den Titelseite­n der Boulevardm­edien. Die Fassade vom perfekten Leben, das Märchen vom Prinzessin­nendasein hat Risse bekommen. Die 45-Jährige, mit vollem Namen Haya bint al-Hussein, ist die Zweitfrau des Emirs von Dubai, Muhammad bin Raschid al Maktum. Der 69-Jährige ist Milliardär,

einer der mächtigste­n Männer in der arabischen Welt – und gilt als grausam. „Er ist der Teufel, es gibt nichts Gutes an ihm. Er tötet Menschen, um seinen Ruf zu schützen“, beschrieb ihn eine seiner Töchter, Latifa, in einem Youtube-Video. Ihr misslang, was Haya geglückt ist: die Flucht. Angeblich soll die Prinzessin mithilfe eines deutschen Diplomaten Asyl in Deutschlan­d beantragt haben. Gerüchten zufolge bangt sie nach Zerwürfnis­sen mit ihrem Mann um ihr Leben. Außerdem soll Haya neben den beiden Kindern, Sohn Zayed und Tochter Al Jalila, rund 34 Millionen Euro mitgenomme­n und die Scheidung eingereich­t haben. Am Dienstag wurde die Prinzessin zum ersten

Mal seit ihrer Flucht wieder gesehen: Sie erschien vor dem Londoner High Court, wo noch heute das Wohlergehe­n ihrer Kinder verhandelt werden soll, wie Haya und der Emir verlauten ließen. Andere mutmaßen, dass es in Wirklichke­it um die Scheidung geht – zumal Haya nach einem Bericht der Anwältin Fiona Shackleton dabei hatte, die einst Prinz Charles’ Trennung von Lady Di verhandelt hatte.

Dass Haya sich aktuell in England aufhält, ist nicht überrasche­nd: Die Prinzessin hat Philosophi­e, Politik und Wirtschaft in Oxford studiert und war immer gern gesehener Gast bei den Pferderenn­en in Ascot. 2019 erschien sie trotz ihrer Liebe zum Reitsport nicht bei dem Großereign­is. Als junge Frau bestritt die Halbschwes­ter des Königs von Jordanien selbst Pferderenn­en, ihre größte Leidenscha­ft galt jedoch dem Springreit­en. Ihr Ehrgeiz brachte sie bis zu den Olympische­n Spielen. 1992 gewann sie bei den Panarabisc­hen Reiterspie­len eine Medaille – als bisher einzige Frau.

Als erste Frau in Jordanien machte Prinzessin Haya auch den LkwFührers­chein. Der Grund: Sie wollte ihre Pferde selbst transporti­eren. Acht Jahre war Haya Präsidenti­n des Weltreiter­verbandes – bis sie sich 2014 überrasche­nd zurückzog. Es wurde damals schon gemunkelt, dass das Engagement ihrem Mann ein Dorn im Auge war. Dass Raschid al Maktum um den Zustand seiner Frau wenig besorgt ist, könnte man aus einem Gedicht herauslese­n, das er nach Hayas Flucht auf Instagram postete. Darin steht die Zeile: „Es ist mir egal, ob du tot oder lebendig bist.“Leonie Küthmann

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Foto: dpa

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