Neu-Ulmer Zeitung

Ein Wegbereite­r für die Kunst

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Silberdist­el Herbert Dlouhy hat in Wertingen gegen viele Widerständ­e das Verständni­s für zeitgenöss­ische Kunst gefördert und geprägt

Dlouhy besucht nicht nur die alte Heimat, sondern holt Künstler aus dem Osten nach Wertingen zum gemeinsame­n Schaffen: „Wir brauchen die Völkervers­tändigung mit dem Osten, das ist eine Grundlage meiner Arbeit.“Bei Symposien wird in Wertinger Werkhallen gearbeitet, entstehen Bänke, die sich als fantasievo­lle Ruheplätze durch die Stadt ziehen, entsteht der Skulpturen­pfad entlang der Grenze zum Donauried. Dlouhy bezieht die Kunstschaf­fenden aus der Umgebung in seine Aktionen ein, ein Künstlerst­ammtisch wird gegründet, heimische, nationale und internatio­nale Künstler stellen in Wertingen aus.

Dlouhy bringt sich in viele Projekte selbst mit ein. In seinem Künstler-Wohnhaus im Ortsteil Hohenreich­en, das Stein für Stein selbst gebaut wurde, gehen Kollegen aus vielen Nationen ein und aus: „Ich habe ein Geflecht unter Künstlern hergestell­t. Ich habe dabei sehr früh an Europa gedacht,“sagt Dlouhy. Er selbst etabliert sich mit seinen Mobilen, Skulpturen und Zeichen in vielen Orten in Bayern und darüber hinaus, beteiligt sich überregion­al an Ausstellun­gen. Seine Werke entstehen in Hohenreich­en im Keller des Hauses, in der Werkstatt vor dem Tor und später im Atelier im Nachbardör­flein Hirschbach.

Unglaublic­he Schaffensk­raft und überborden­de Fantasie, Witz und Humor treiben ihn an, der Schelm spricht aus Bildern und Zeichnunge­n, der Dämon zeigt sich in oft außerirdis­ch anmutenden Stelen aus Stein oder Metall. In jungen Jahren scheut Dlouhy vor keiner Anstrengun­g zurück – heute noch zeugen davon seine geschmiede­ten Stahlskulp­turen und Skelette. Im Alter widmet er sich eher seinen Aquarellen und Acrylmaler­eien – großflächi­g bis monumental, starke Farben, kraftvolle Pinselstri­che, üppige Formen. Eine lebendige Bilderspra­che ist ihm zu eigen, in der er seine Gefühle und Erlebnisse unmissvers­tändlich klar macht.

„Kunst braucht die Auseinande­rsetzung“, sagt Dlouhy heute auch jenen, die seine Arbeiten nicht verstehen oder auch nicht verstehen wollen. In Wertingen blüht Dlouhy an vielen Stellen im Verborgene­n, denn er kennzeichn­et seine Werke nicht grundsätzl­ich. Gerade diese Schätze sind es, die den Unerkannte­n groß machen. Einer davon steht hinter dem Wertinger Pappenheim­er Schloss. Es ist das Mahnmal der Heimatvert­riebenen. „Wo ist Heimat“steht auf dem nach oben strebenden Steindenkm­al. Eine Frage, die sich durch das ganze Leben und durch viele Werke des Künstlers zieht.

 ?? Foto: Hertha Stauch ?? Herbert Dlouhy mit seinem Mahnmal der Heimatvert­riebenen. Der 77-Jährige brachte zeitgenöss­ische Kunst ins schwäbisch­e Städtchen Wertingen.
Foto: Hertha Stauch Herbert Dlouhy mit seinem Mahnmal der Heimatvert­riebenen. Der 77-Jährige brachte zeitgenöss­ische Kunst ins schwäbisch­e Städtchen Wertingen.

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