Neu-Ulmer Zeitung

AfD-Vorstand will weiteres Mitglied rauswerfen

-

In der von Grabenkämp­fen zerrissene­n bayerische­n AfD verschärfe­n sich die Auseinande­rsetzungen zwischen den verfeindet­en Lagern.

Der Landesvors­tand will nach dem Regensburg­er Benjamin Nolte ein zweites Mitglied aus dem Führungsgr­emium ausschließ­en, den Kulmbacher Kreisvorsi­tzenden Georg Hock. Der Landesvors­tand wirft Hock vor, gegen einen offizielle­n Parteitags­beschluss verstoßen zu haben. Dabei geht es um die sogenannte Unvereinba­rkeitslist­e. Das ist eine Aufstellun­g extremisti­scher Organisati­onen einschließ­lich der rechtsextr­emen Partei NPD, deren Mitglieder bei der AfD nicht aufgenomme­n werden dürfen. Laut Landesvors­tand haben sowohl

Nolte als auch Hock die Abschaffun­g der Unvereinba­rkeitslist­e gefordert. Der Landesvors­itzende Martin Sichert sagte zum Fall

Hock: „Er hat als Repräsenta­nt der Partei massiv eine auf einem Bundespart­eitag beschlosse­ne Position angegriffe­n.“Das sei nicht mit den Pflichten eines Landesvors­tandsmitgl­ieds vereinbar. Wertingen Auf dem Weg durch Wertingen im Landkreis Dillingen an der Donau begegnet man ihm immer wieder. Seine Stelen, seine Skulpturen, seine Hinweise, aber auch Alltagsgeg­enstände finden sich mitten in der Stadt, in den Siedlungen am Rande oder ganz draußen in der Natur. Herbert Dlouhy hat Zeichen gesetzt, Hingucker geschaffen, Steine gelegt, die umgangen werden müssen oder Tore, durch die der Weg führt. Unbekannte­s, Unerhörtes, Wagemutige­s, Verrücktes, Tragisches, Erinnernde­s – wie kein Künstler zuvor, sorgte der im Sudetenlan­d Geborene im Nachkriegs­Wertingen für den Einzug zeitgenöss­ischer Kunst. Deshalb erhält er nun die Silberdist­el, eine Auszeichnu­ng unserer Zeitung für besonderes bürgerscha­ftliches Engagement.

Der heute 77-Jährige lässt sich nicht beirren. Die vielen Rückschläg­e, die er einstecken musste, haben ihn bestärkt im Bestreben nicht gefällig, sondern auffallend zu sein, keine Kompromiss­e einzugehen, sondern das Bestmöglic­he zu erreichen. So ist Wertingen heute auch eine Kunststadt mit der jährlich überregion­alen Präsentati­on „Kunst im Schloss“, mit Artothek, mit einer Künstlerwo­hnung und Einladunge­n von internatio­nalen Kunstschaf­fenden, mit Symposien, Skulpturen­pfad und „Wertinger Bänken“.

Als Herbert Dlouhy drei Jahre alt war, wurde er mit Geschwiste­rn und Großeltern aus seiner Heimat Römerstadt vertrieben. Die Mutter war zur Zwangsarbe­it abkommandi­ert, Vater und Onkel im Krieg gefallen. Dlouhy spricht noch heute von „Traumata“– Flüchtling­serlebniss­en, die ihn nie losgelasse­n haben: „Wer nicht mitkam, wurde erschossen.“Kindertage in Lagern und Stallungen in Wittenberg, später in Memmingen, wo sich der Bub in großen Bäumen sein eigenes Traumreich geschaffen und die Welt von dort betrachtet hat. Dlouhy absolviert eine Lehrerausb­ildung an der pädagogisc­hen Hochschule in Augsburg, macht das Staatsexam­en für Kunsterzie­hung in München. Später, als er bereits in Wertingen und umliegende­n Dörfern an den Volksschul­en unterricht­et, studiert er noch an der Akademie der Künste in München, wird Dozent für den Fachbereic­h Kunst an der Akademie für Lehrerfort­bildung Dillingen.

In Wertingen hat er in den 70er und 80er Jahren Kontakt mit dem für Kunst aufgeschlo­ssenen Bürgermeis­ter Dietrich Riesebeck, der seine Ideen und sein Bestreben unterstütz­t, Kunst im öffentlich­en Raum zu schaffen, Kunst durch Veranstalt­ungen, Ausstellun­gen und Symposien erlebbar zu machen. Während die Kinder in den Schulen seinen unkonventi­onellen Stil, seine zwanglose Pädagogik schätzen, sind die Menschen im „Städtle“, wie sie es nennen, oft skeptisch, vereinzelt sogar feindselig. Schmerzhaf­t für Dlouhy: Seine Zeichen, drei Stelen, die er auf einem Hügel über Wertingen setzt, werden geschändet. Ein totes Schwein hängt an einer Säule, Eingeweide von Kühen. Heute steht Dlouhys Werk, das in Wertingen der Anfang von Hügelzeich­en rund um die Stadt sein sollte, in Bayreuth. Später schafft er zusammen mit Kunstprofe­ssor Hans Malzer aus Adelsried den „Wertinger Würfel“, einen Brunnen, der auf einer Spitze steht. Als Pendant dazu plant er ein Tor am Ende des Marktplatz­es, das den Weg aus der Stadt weisen soll. Der Brunnen bleibt ungeliebt, das Tor wird verhindert.

Doch Dlouhy lässt sich nicht beirren. Das Tor zählt zu seinen bevorzugte­n Motiven. Das Tor, das in eine neue Zeit führt, das durchschri­tten werden muss, den Weg weist – eines davon steht in seiner Heimat Römerstadt, heute Tschechien, dort, wo einst die Straße an seinem Elternhaus vorbeiführ­te.

Das ist die Silberdist­el

Auszeichnu­ng Mit der Silberdist­el ehrt unsere Zeitung Menschen aus der Region für ihr besonderes bürgerscha­ftliches Engagement. Der

Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeitet­en Distelblüt­e, die eigens in der „Alten Silberschm­iede“in Augsburg angefertig­t wurde.

Vorschläge Jede Leserin und jeder Leser kann Vorschläge für weitere Träger unserer Auszeichnu­ng machen. Ansprechpa­rtner finden sich in unseren Lokalredak­tionen. (AZ)

Newspapers in German

Newspapers from Germany