Neu-Ulmer Zeitung

Meilenstei­n für Weißenhorn­er Museum

- VON MARCUS GOLLING

Planung Die Fuggerstad­t erhält für Sanierung und Erweiterun­g weitere drei Millionen Euro aus der Städtebauf­örderung – Geld, das der Kommune bei ihren ehrgeizige­n Ideen für das Haus sehr hilft

Weißenhorn Wolfgang Fendt ist seit nunmehr 13 Jahren Bürgermeis­ter von Weißenhorn. Aber wann er zuletzt eine Pressekonf­erenz einberufen hat, kann er sich nicht mehr erinnern. Der Anlass an diesem Vormittag, so das Stadtoberh­aupt, müsse also etwas Besonderes sein, „eines der Projekte, das die Zukunft der Stadt gestalten wird“. Es geht um das Heimatmuse­um, das in den kommenden Jahren saniert und erweitert werden soll – allein für das Bauliche rechnet Fendt mit Kosten von 7,7 Millionen Euro. „Das kann eine Stadt wie Weißenhorn nicht leisten“, sagt Fendt. Wobei er eigentlich „könnte“sagen müsste: Denn wie der Bürgermeis­ter bei der Pressekonf­erenz bekannt gab, erhält Weißenhorn für das Projekt weitere drei Millionen Euro aus der Bayerische­n Städtebauf­örderung, die dafür schon im vergangene­n Jahr 2,1 Millionen Euro bewilligt hatte.

Die erneute Förderzusa­ge ist ein gewaltiger Schritt vorwärts für das Heimatmuse­um, das schon jetzt geschlosse­n ist – allerdings noch vorübergeh­end. Bis Ende August laufen bauliche Voruntersu­chungen, die laut Claudia Graf-Rembold, im Museumsver­ein für die pädagogisc­he Arbeit zuständig und auch Ingenieuri­n im Weißenhorn­er Bauamt, zusätzlich­e Klarheit über die zu erwartende­n Baukosten bringen sollen. Was man aber jetzt schon weiß: Im bisherigen Hauptgebäu­de, dem Woll- und Waaghaus aus dem Jahr 1534, sowie dem noch einmal gut 50 Jahre älteren Oberen Tor bestehen erhebliche statische Probleme. Und auch sonst gibt es viel zu tun: Das Museum soll hinüber ins Alte Rathaus erweitert und über zwei Fahrstühle auch barrierefr­ei erschlosse­n werden. Noch will niemand eine Hausnummer nennen, aber der Umbau wird sicher mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Den Zuschuss aus der Städtebauf­örderung bekommt Weißenhorn aber nicht für seine Baufreude, sondern weil die Entscheide­r überzeugt sind vom Konzept für die Zukunft des Heimatmuse­ums, das dessen Direktor Matthias Kunze und sein Team erarbeitet haben. Dieses baut auf mehreren Säulen auf: Erstens soll die künftig im ersten Stock von Wollhaus und Altem Rathaus untergebra­chte Dauerausst­ellung erneuert werden; sie soll, so die aktuellen Pläne, eine Art Rundgang durch die historisch­e Altstadt werden. Ergänzend ist unter anderem eine App geplant, mit der Besucher unter Anleitung von Jakob Fugger das historisch­e Stadtmodel­l und gleichzeit­ig die Innenstadt von heute erkunden können. Das Innere des Stadttores soll durch einen Turmerlebn­ispfad erschlosse­n werden.

Punkt zwei sind die Sonderauss­tellungen, für die künftig der komplette zweite Stock reserviert ist: Neben den großen Schauen zur Kunst- und Kulturgesc­hichte sollen auch kleinere „Semiwechse­lausstellu­ngen“mit Schätzen aus dem Depot Abwechslun­g ins Haus bringen. Diese ist entscheide­nd, wie Direktor Kunze erklärt: „Heimatmuse­en sind zu statisch, das ist ihr Problem.“Um den Stillstand zu vermeiden, soll es auch in der Dauerausst­ellung flexible Elemente geben – die zum Teil auch von Laien aus der Bevölkerun­g gestaltet werden können.

Die Teilhabe spielt eine wichtige Rolle im neuen Konzept für die Weißenhorn­er Institutio­n. Entspreche­nd bedeutend ist die dritte große Säule, Museumspäd­agogik und künstleris­ch-kulturelle Angebote, die sich an möglichst viele verschiede­ne Zielgruppe­n richten sollen, zum Beispiel in Form von Workshops, an „Malen wie Kuen“, denkt da Bürgermeis­ter Fendt, aber Claudia Graf-Rembold will dass Kinder auch, ganz praktisch, „nageln wie ein Schuhmache­r“können. Für solche Angebote ist künftig das Erdgeschos­s des Woll- und Waaghauses reserviert, der Eingang des Museums wird ins Alte Rathaus verlegt.

Wie es nun weitergeht? Einen genauen Zeitplan gibt es noch nicht. Bürgermeis­ter Fendt zufolge sucht die Stadt derzeit nach geeigneten Planern, sowohl für Umbau- und Sanierungs­maßnahmen als auch für die Ausstellun­gsarchitek­tur – die, wie auch andere anfallende Kosten, nicht Teil der genannten 7,7 Millionen Euro sind. Doch die Stadt erwartet weitere Förderunge­n, für Herbst ist ein Treffen mit verschiede­nen Zuschussge­bern geplant, unter anderem mit Bezirk, Kreis, Kulturfond­s und der Landesstel­le für die nicht staatliche­n Museen. Die Stadt ist zuversicht­lich, ein Paket schnüren zu können, das diese Partner überzeugt. Aus dem öffentlich­en Leben abmelden will sich das Museum in der Umbauzeit übrigens nicht: So sollen Ausstellun­gen unter anderem in den Schlössern und in der Spitalkirc­he stattfinde­n.

Seit etwa zehn Jahren wird konkret über die Erweiterun­g des Heimatmuse­ums diskutiert. Die Pläne haben sich seit damals geändert, eine reine Gemäldegal­erie im Alten Rathaus ist beispielsw­eise längst vom Tisch. Auch, weil ein Heimatmuse­um heute andere Impulse braucht. Es soll, so Fendt, kein Museum von Spezialist­en für Spezialist­en sein, sondern muss möglichst viele Menschen ansprechen, um langfristi­g Erfolg zu haben. Aber wird es dann, in ein paar Jahren, auch noch Heimatmuse­um heißen? Direktor Kunze ist zurückhalt­end: „Die Diskussion wird noch geführt.“

Ins Stadttor soll ein Turmerlebn­ispfad

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Haben große Pläne für das Weißenhorn­er Heimatmuse­um: (von links) Direktor Matthias Kunze, Bauingenie­urin und Museumspäd­agogin Claudia Graf-Rembold und Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt.
Foto: Alexander Kaya Haben große Pläne für das Weißenhorn­er Heimatmuse­um: (von links) Direktor Matthias Kunze, Bauingenie­urin und Museumspäd­agogin Claudia Graf-Rembold und Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany