Ludwig-Heilmeyer-Straße wird zur Lindenallee
Umbenennung In Günzburg sollen keine Stelen an den umstrittenen Gründungsrektor der Universität Ulm erinnern
Günzburg Eine Lindenstraße gibt es in Günzburg schon, auch An der Lindengewanne wohnen Menschen. Ab dem 1. Januar 2021 werden auch an der Lindenallee in Günzburg Menschen wohnen, arbeiten und in die Kita gehen. In Anlehnung an den Baumbestand, der die Straße zu den Kliniken säumt, hat sich der Günzburger Stadtrat für diesen neuen Namen der bisherigen LudwigHeilmeyer-Straße entschieden. Die ursprünglich geplante öffentliche Aufarbeitung der Geschichte des unter anderem wegen seiner Nähe zu NS-Verbrechern und Antisemiten umstrittenen Gründungsrektors der Uni Ulm in Form von Stelen wird es jedoch wohl nicht geben. Die Bezirkskliniken als Besitzer der Straße und der umliegenden Grundstücke hatten dies abgelehnt.
Für die grundsätzliche Umbenennung hatten im Februar 16 Stadträte gestimmt, vier waren dagegen. In der Sommersitzung, an der ferienbedingt nur 17 Ratsmitglieder teilgenommen haben, stellte Thomas Ermer (CSU) die einzige Gegenstimme zu dem Beschluss. Für Unverständnis hatte bei einigen Räten das Verhalten der Bezirkskliniken gesorgt, nachdem auf Wunsch beider Krankenhäuser eine Vorlaufzeit für die Umstellung von mehr als einem Jahr eingehalten wurde. Der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken, Thomas Düll, habe darauf hingewiesen, dass die vorgeschlagene Bezeichnung seitens der Kliniken nicht unterstützt werde. Eigene Namensvorschläge brachte die Klinik zwar nicht ein, monierte aber die vorgeschlagene Schreibweise der „Lindenallee“und forderte stattdessen eine „Linden-Allee“. Die Überprüfung durch die Stadtverwaltung hatte jedoch ergeben, dass auch laut Duden die in einem Wort geschriebene Lindenallee richtig ist.
Was einige Ratsmitglieder weit mehr störte als diese Namensfrage, ist eine andere Entscheidung von Düll: Der Bezirk stelle keine Flächen auf seinen Grundstücken zur Verfügung, um dort die vom Stadtrat im Februar beschlossenen Erinnerungsstelen aufzustellen, die sich mit Ludwig Heilmeyer und den Gründen für die Umbenennung der Straße aufgrund seiner Vergangenheit während und nach der NS-Zeit beschäftigen. Stadträtin Stephanie Denzler (CSU), selbst im Verwaltungsrat der Bezirkskliniken, erläuterte, dass dieses Gremium dem Vorstandsvorsitzenden die Entscheidung darüber in seinem Sinne überlassen habe. Die Stadt- und Bezirksrätin sagte über eine erneute schriftliche Anfrage, welche die Stadt nun an Düll richten will: „Ich glaube nicht, dass sich dadurch seine Entscheidung ändern wird.“Zustimmung gab es von den Räten dagegen für den unverfänglichen neuen Namen, bei dessen Findung auch die Anreiner mit einbezogen wurden.
Bei den notwendigen Änderungen durch den neuen Straßennamen will die Stadtverwaltung vor allem den Bewohnern in der Dr.-GeorgSimnacher-Stiftung entgegenkommen. Das Bürger-Servicecenter der Stadt erstellt unter anderem eine allgemeine Checkliste, die zur Orientierung bei der Änderung amtlicher und persönlicher Unterlagen dienen soll. Ein Team wird außerdem zum Zeitpunkt der Umstellung vor Ort sein, damit Bewohner, die nicht mobil sind, ihre Personalausweise bequem ändern können. Gebühren fallen dafür keine an. Auch bei der Umstellung von Fahrzeugpapieren sollen für die Betroffenen lediglich Materialkosten und keine Gebühren anfallen. Diese Kosten übernimmt die Stadt pauschal.