Bis zur Rente durchstehen
Zum Kommentar „Der Preis für die fetten Jahre“von Stefan Stahl (Seite 1) vom 3. August:
Sie schreiben in Ihrem Kommentar von fetten Jahren. Für wen waren die letzten Jahre fett? Sicherlich nicht für die Ihrer Meinung nach begünstigten Facharbeiter. Auch die Rente mit 63 Jahren würde ich als keinen Luxus empfinden. Hier muss derjenige, der sie beantragt, je nach Geburtsjahr erhebliche Einbußen in Kauf nehmen. Gerade bei den Handwerkern, Maurern, Installateuren, Straßenbauern etc. können die wenigsten bis zum regulären Rentenalter arbeiten. In den meisten Industriebetrieben wird im Dreiund Vierschichtbetrieb gearbeitet.
Das muss man auch erst mal bis zur Rente durchstehen. Der Mindestlohn in Deutschland beträgt momentan 9,19 €. Das würde ich nicht als fett bezeichnen. Wenn man das auf einen Monat hochrechnet, kommt man hier auf ein Brutto von ca. 1500 € im Monat. Bis Ende der 80er Jahre war es einem Facharbeiter möglich, eine Familie alleine zu ernähren. Ist heute leider nicht mehr möglich. Die Gewinne der letzten fetten Jahre wurden nicht an die weitergegeben, die die Arbeit erledigt haben. Es gibt also noch genug zu tun für die SPD und auch die Gewerkschaften. Als Beispiel ein vernünftiger Mindestlohn.
Bernhard Bobinger,
Augsburg
von Dienstleistungen, weil dort keine Zölle anfallen, hätte Stefan Stahl nachhaken sollen. Die Zollfreiheit gilt ja in beide Richtungen und in meinem beruflichen Umfeld herrscht bereits heute ein intensiver, einseitiger Bezug von Ingenieurdienstleistungen aus Asien.
Der Insider weiß, dass das nicht mit dem dortigen Genius zu tun hat, sondern damit, dass der Ingenieur in Indien zum deutschen Mindestlohn arbeitet. So geraten die hiesigen Firmen unter Druck und am Ende in Insolvenz. Dass das die jetzige Regierung nicht kümmert und anstatt dessen dem Freihandel gehuldigt wird, wird sich noch als Bumerang für den Industriestandort Deutschland erweisen.
Markus Müller,
Augsburg