Gescheitert an den Standards
Diese Bühne zu bespielen, liegt den wenigsten. Den meisten mangelt es an Talent, manchen aber auch schlicht an der Fähigkeit, den gar nicht so großen Erwartungen an Haltung und Gewissen gerecht zu werden. Deswegen wird Schalkes Clemens Tönnies zumindest das Privileg verlieren, sich in gesellschaftliche Debatten einzubringen. Daniel Frahn hingegen ist sogar seinen Job los. Beides ist richtig.
Tönnies hatte es als Schalker Vereinsoberhaupt zuvor schon nicht leicht, als der Ehrenmann wahrgenommen zu werden, der er nach seiner Selbsteinschätzung ist. Wer täglich tausende Tiere schlachten lässt, rangiert in Beliebtheitsranglisten irgendwo zwischen Bestatter und Glyphosat-Vertreter. Selbst bei denen, die ihr Grillfleisch zum Schnäppchenpreis beim Discounter kaufen. Besonders gut lässt es sich mit Leberkäsfetzen im Mundwinkel empören. Tönnies’ Aussagen waren untragbar – fallen sie auch in ähnlicher Form in beinahe jeder Arztpraxis oder Kanzlei, auf dem Bau oder am Stammtisch. An den Boss eines international wirkenden Fußballklubs sind höhere Standards anzusetzen. Wer in der Öffentlichkeit steht, hat – oftmals ungewollt – eine Vorbildfunktion. Gleiches gilt für die Politiker. Dass sie diesen Ansprüchen oft nicht gerecht werden können, liegt manchmal auch an den Ansprüchen. In diesem Fall aber nicht.
Gleiches gilt für Daniel Frahn. Vom Stürmer des Chemnitzer FC wurde nicht mehr erwartet, als seinem Beruf professionell nachzugehen. Das tat er auch auf dem Feld. Trotzdem hat er jedes Recht verwirkt,