Neu-Ulmer Zeitung

Tönnies gerät in Bedrängnis

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Schalke 04 Am Dienstag muss sich der Aufsichtsr­atchef vor dem Ehrenrat verantwort­en. Mit seinen Aussagen über Afrikaner erhitzt der Fleischfab­rikant weiter die Gemüter. Vom DFB-Integratio­nsbeauftra­gten Cacau kommt Kritik

Gelsenkirc­hen Der Druck auf Schalkes Aufsichtsr­atschef Clemens Tönnies nach seinen Aussagen über Afrikaner nimmt immer weiter zu. Auch der Integratio­nsbeauftra­gte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Ex-Nationalsp­ieler Cacau, zeigte sich in einer Erklärung „geschockt“. Der in Brasilien geborene Cacau bezeichnet­e Tönnies’ Aussagen als „verächtlic­he Worte“. Am Dienstag soll der Klub-Boss nach seinem verbalen Fehltritt vor dem Ehrenrat des Fußball-Bundesligi­sten Rede und Antwort stehen.

Der 63 Jahre alte Fleischfab­rikant habe unverzügli­ch zugesagt, der Einladung des in diesem Fall maßgeblich­en fünfköpfig­en Vereinsgre­miums zu folgen, sagte Anja KleineWild­e, Leiterin der Schalker Unternehme­nskommunik­ation.

Mögliche Sanktionen reichen von einer „Verwarnung“, einem „Verweis“bis zur „Enthebung aus Vereinsämt­ern auf Zeit und Dauer“. Der Fleisch-Unternehme­r aus Rheda-Wiedenbrüc­k hatte in der Vorwoche beim Tag des Handwerks in Paderborn als Festredner Steuererhö­hungen im Kampf gegen den Klimawande­l kritisiert. Stattdesse­n solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanziere­n. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produziere­n“, sagte Tönnies. Für die Äußerungen war er von zahlreiche­n Vertretern aus Politik und Sport harsch kritisiert worden.

In Gerald Asamoah hatte selbst ein Angestellt­er des Vereins öffentlich harsche Kritik geäußert. Er sei „sehr überrascht, geschockt und auch verletzt“, schrieb der gebürtige Ghanaer und Manager des Schalker U23-Teams auf Twitter und forderte sogar Konsequenz­en: „Er beleidigt mich und alle anderen Betroffene­n. Das können wir nicht dulden.“Dass sich Tönnies inzwischen mehrfach für Inhalt und Form entschuldi­gt“habe, sei „dringend nötig“gewesen, sagte Cacau. „Je länger ich darüber nachdenke, desto unvorstell­barer wird es, dass ein Mann seiner Position und Erfahrung so generalisi­erend und abfällig über die Bevölkerun­g eines ganzen Kontinents spricht.“

Der 38-Jährige begrüßte, dass die Äußerungen von Tönnies von der DFB-Ethikkommi­ssion untersucht werden und mahnte: „Wir Fußballer und Funktionär­e tragen eine besondere Verantwort­ung und sollten uns gegen Rassismus authentisc­h Der FC Schalke 04 hat auf seiner Mitglieder­versammlun­g am 3. Juni

2012 ein Leitbild verabschie­det. Mit seinen umstritten­en Äußerungen über Afrikaner hat Schalkes Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Clemens Tönnies nicht nur gegen die Vereinssat­zung verstoßen, sondern auch das von ihm mitentwick­elte Schalker Leitbild konterkari­ert. Von besonderer Relevanz sind die Punkte 3 und 8 aus dem Leitbild mit dem Titel „FC Schalke 04. Wir leben dich.“

3. Die Wiege unseres Vereins steht am Schalker Markt. Die lokale und regionale Verwurzelu­ng im Ruhrgebiet prägt unser Selbstvers­tändnis. Daund mit aller Kraft einsetzen und nicht an einer Spaltung mitwirken, die ohnehin in unserer Gesellscha­ft spürbar ist.“ her ist und bleibt der Vereinssit­z Gelsenkirc­hen, die Stadt der 1000 Feuer. Aus dem lokalen Ursprung heraus hat sich der S04 zu einem Verein entwickelt, dessen viele „1000 Freunde“heute weltweit zusammenst­ehen. Schalker sind wir überall; manche von Herkunft, aber alle von Herzen. Schalke war immer ein Schmelztie­gel verschiede­ner Kulturen und Nationalit­äten und soll es immer sein.

(...)

8. Von uns Schalkern geht keine Diskrimini­erung oder Gewalt aus. Wir zeigen Rassismus die Rote Karte und setzen uns aktiv für Toleranz und Fairness ein. momentan jener Tätigkeit nachzugehe­n, die er weitaus besser beherrscht als sein Gewissen. Er trug rechtes Gedankengu­t zum wiederholt­en Mal offen zur Schau.

Seine Entschuldi­gung für den ersten Vorfall ist nun als fadenschei­nig enttarnt. Sportler können und sollen sich politisch äußern.

Sie sollen das auch nicht nur in jenem Rahmen tun, der bei ihren Fans gut ankommt, sondern auch gerne differenzi­ert und kritisch. Wer aber mit Nazis sympathisi­ert, darf kein Trikot tragen. Für Frahn ist ein faires Mit- und Gegeneinan­der auf dem Rasen nicht möglich. Das aber ist Grundvorau­ssetzung, um Sport zu treiben. So viel Talent kann niemand haben, um sich über diese Mindestanf­orderung hinwegzuse­tzen.

Das Leitbild des FC Schalke 04

 ?? Archivfoto: dpa ?? Clemens Tönnies (rechts) mit dem ExSchalke-Profi und jetzigen Klub-Angestellt­en Gerald Asamoah.
Archivfoto: dpa Clemens Tönnies (rechts) mit dem ExSchalke-Profi und jetzigen Klub-Angestellt­en Gerald Asamoah.

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