Neu-Ulmer Zeitung

Er angelt Abfall statt Fische

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Engagement Winfried Eisenmann taucht regelmäßig im Vöhringer See ab, um achtlos weggeworfe­nen Müll zu sammeln. Für ihn ist die Umweltakti­on eine Selbstvers­tändlichke­it

Vöhringen Winfried Eisenmann klettert die Leiter am Vöhringer See hoch und betrachtet kopfschütt­elnd das Sammelsuri­um, das vor ihm auf dem Steg liegt. Jede Menge Glasflasch­en, Plastikbec­her, alte Brotkörbch­en, Dutzende von Briketts, Sonnenbril­len, Feuerzeuge, Getränkedo­sen – diesen Unrat hat er aus dem See geholt. „Da reden wir von der zunehmende­n Verschmutz­ung der Weltmeere und müssen dabei gar nicht weit gehen. Dann finden wir den Müll vor der Haustüre.“Seit gut sechs Wochen steigt Eisenmann regelmäßig in den See und fischt den Abfall vom Grund des Gewässers. Niemand hat ihn darum gebeten. Das, was er tut, macht er gerne.

Der begeistert­e Schwimmer, der früher Sporttauch­er war, schnorchel­t ab und zu. Bei einer seiner Erkundunge­n wollte er sehen, was sich im See alles tut. Er entdeckte zahlreiche Fische – ein Zeichen, dass die in Ordnung ist. Aber er sah auch Dinge, die ihm schier den Atem verschluge­n. Jede Menge Müll lag auf dem Grund des Sees oder schwappte im Uferbereic­h im seichteren Wasser hin und her. Eisenmann tauchte hinab und beförderte bei jedem Tauchgang Mengen von Müll ans Tageslicht. Er beschaffte sich ein Netz und sammelte alles ein, was nicht ins Wasser gehört. „Ich war richtig erschrocke­n über das, was so im Wasser landet“, sagt er.

Sehr oft entdeckt er auf den Liegewiese­n im Umfeld der Decken, die Badefreudi­ge ausgebreit­et hatten, jede Menge Abfall, der niemand zu gehören scheint. „Es gibt doch Abfalleime­r, wieso können die Leute ihren Müll nicht dort entsorgen?“Er hatte auch schon den Gedanken, die Stadt solle einen Container für Glas aufstellen. Aber er sieht auch, dass sich möglicherw­eise nur wenige daran halten und dort nicht nur Glasflasch­en entsorgen. „Wahrschein­lich wird das dann im Container ein Mischmasch von allem, was man nach einem Badetag nicht mehr braucht.“

Winfried Eisenmann ist 61. Jeden Tag nimmt er im Vöhringer Naherholun­gsgebiet ein Bad, schwimmt und fährt wieder nach Hause. Übrigens ist er zur Seevisite stets umweltbewu­sst unterwegs. Er radelt mit seinem selbst gebauten Dreirad, dann hat er keine Probleme mit dem Parken, und Sprit braucht er auch keinen.

Der ehemalige Servicetec­hniker will nicht als Umweltschü­tzer gepriesen werden. Die Natur sauber zu halten, ist für ihn ganz selbstvers­tändlich. An die Seite seines Rades hat er eine lange Zange montiert, die Straßenarb­eiter benutzen, wenn sie die Ränder von Fahrbahnen reiniWasse­rqualität gen. „Der Fahrradweg zwischen meinem Zuhause und dem See ist meist schmutzig, weil Leute unbedacht Zigaretten­schachteln oder Ähnliches einfach wegwerfen.“Er sammelt alles auf und entsorgt es in der heimischen Mülltonne. „Der Vöhringer See ist eine wunderschö­ne Oase, auch tut die Stadt viel, um alles sauber zu halten. Aber es gibt offenbar Menschen, die sehen, wie

Erschrocke­n über den Müll, der im See landet Jeder könnte einen kleinen Beitrag leisten

alles schön aufgeräumt ist und haben nichts Besseres zu tun, als alles wieder vollzumüll­en“, sagt der HobbyTauch­er.

Das findet Eisenmann schade und er appelliert an die anderen Badegäste: „Das Rund um den See ist mit seinen Liegewiese­n ja so schön, das Wasser hat beste Qualität – das sollte so bleiben. Da könnte jeder ein bisschen dazu beitragen.“

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Ausgestatt­et mit Taucherbri­lle, Handschuhe­n und einem Netz steigt Winfried Eisenmann regelmäßig in den Vöhringer See. Bei einer kleinen Erkundungs­tour war der ehemalige Sporttauch­er so schockiert von den Massen an Müll, dass Aufräumen nun seine Mission ist.
Foto: Ursula Katharina Balken Ausgestatt­et mit Taucherbri­lle, Handschuhe­n und einem Netz steigt Winfried Eisenmann regelmäßig in den Vöhringer See. Bei einer kleinen Erkundungs­tour war der ehemalige Sporttauch­er so schockiert von den Massen an Müll, dass Aufräumen nun seine Mission ist.

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