Er angelt Abfall statt Fische
Engagement Winfried Eisenmann taucht regelmäßig im Vöhringer See ab, um achtlos weggeworfenen Müll zu sammeln. Für ihn ist die Umweltaktion eine Selbstverständlichkeit
Vöhringen Winfried Eisenmann klettert die Leiter am Vöhringer See hoch und betrachtet kopfschüttelnd das Sammelsurium, das vor ihm auf dem Steg liegt. Jede Menge Glasflaschen, Plastikbecher, alte Brotkörbchen, Dutzende von Briketts, Sonnenbrillen, Feuerzeuge, Getränkedosen – diesen Unrat hat er aus dem See geholt. „Da reden wir von der zunehmenden Verschmutzung der Weltmeere und müssen dabei gar nicht weit gehen. Dann finden wir den Müll vor der Haustüre.“Seit gut sechs Wochen steigt Eisenmann regelmäßig in den See und fischt den Abfall vom Grund des Gewässers. Niemand hat ihn darum gebeten. Das, was er tut, macht er gerne.
Der begeisterte Schwimmer, der früher Sporttaucher war, schnorchelt ab und zu. Bei einer seiner Erkundungen wollte er sehen, was sich im See alles tut. Er entdeckte zahlreiche Fische – ein Zeichen, dass die in Ordnung ist. Aber er sah auch Dinge, die ihm schier den Atem verschlugen. Jede Menge Müll lag auf dem Grund des Sees oder schwappte im Uferbereich im seichteren Wasser hin und her. Eisenmann tauchte hinab und beförderte bei jedem Tauchgang Mengen von Müll ans Tageslicht. Er beschaffte sich ein Netz und sammelte alles ein, was nicht ins Wasser gehört. „Ich war richtig erschrocken über das, was so im Wasser landet“, sagt er.
Sehr oft entdeckt er auf den Liegewiesen im Umfeld der Decken, die Badefreudige ausgebreitet hatten, jede Menge Abfall, der niemand zu gehören scheint. „Es gibt doch Abfalleimer, wieso können die Leute ihren Müll nicht dort entsorgen?“Er hatte auch schon den Gedanken, die Stadt solle einen Container für Glas aufstellen. Aber er sieht auch, dass sich möglicherweise nur wenige daran halten und dort nicht nur Glasflaschen entsorgen. „Wahrscheinlich wird das dann im Container ein Mischmasch von allem, was man nach einem Badetag nicht mehr braucht.“
Winfried Eisenmann ist 61. Jeden Tag nimmt er im Vöhringer Naherholungsgebiet ein Bad, schwimmt und fährt wieder nach Hause. Übrigens ist er zur Seevisite stets umweltbewusst unterwegs. Er radelt mit seinem selbst gebauten Dreirad, dann hat er keine Probleme mit dem Parken, und Sprit braucht er auch keinen.
Der ehemalige Servicetechniker will nicht als Umweltschützer gepriesen werden. Die Natur sauber zu halten, ist für ihn ganz selbstverständlich. An die Seite seines Rades hat er eine lange Zange montiert, die Straßenarbeiter benutzen, wenn sie die Ränder von Fahrbahnen reiniWasserqualität gen. „Der Fahrradweg zwischen meinem Zuhause und dem See ist meist schmutzig, weil Leute unbedacht Zigarettenschachteln oder Ähnliches einfach wegwerfen.“Er sammelt alles auf und entsorgt es in der heimischen Mülltonne. „Der Vöhringer See ist eine wunderschöne Oase, auch tut die Stadt viel, um alles sauber zu halten. Aber es gibt offenbar Menschen, die sehen, wie
Erschrocken über den Müll, der im See landet Jeder könnte einen kleinen Beitrag leisten
alles schön aufgeräumt ist und haben nichts Besseres zu tun, als alles wieder vollzumüllen“, sagt der HobbyTaucher.
Das findet Eisenmann schade und er appelliert an die anderen Badegäste: „Das Rund um den See ist mit seinen Liegewiesen ja so schön, das Wasser hat beste Qualität – das sollte so bleiben. Da könnte jeder ein bisschen dazu beitragen.“