Neu-Ulmer Zeitung

Rohrreinig­er und Bus-Unternehme­r

- VON CAROLIN LINDNER

Porträt Manfred Wörtz ist Chef einer Kanalreini­gungsfirma in Senden – doch sein Hobby ist Busfahren. Nun spendet er den Mitarbeite­rn der Lebenshilf­e Ausflugsfa­hrten

Senden Manfred Wörtz hat ein ungewöhnli­ches Hobby: Er fährt gerne andere Menschen im Bus durch das Land. Dazu hat er sich vor einiger Zeit sogar einen eigenen Reisebus gekauft: 53 Sitze, Vier-Sterne-Ausstattun­g, Panoramada­ch. Mit dem rund 13 Meter langen Gefährt hat er sich einen Traum erfüllt, wie er selbst erzählt. „Ich mache das aus Leidenscha­ft“, sagt Wörtz. Und: „Ich bin jetzt Sendens einziger BusUnterne­hmer.“

Hauptberuf­lich ist der 56-Jährige jedoch immer noch Inhaber des gleichnami­gen Rohr- und Kanalreini­gungsunter­nehmens in Senden. Vor knapp 25 Jahren hat Wörtz die Firma gegründet – und der berufliche Alltag hält ihn auf Trab. Als Wörtz im Aufenthalt­sraum sitzt, schauen regelmäßig Mitarbeite­r zur Tür herein und bitten um Rat oder das Handy klingelt, weil jemand einen Kanalreini­ger braucht. Nebenbei widmet sich der 56-Jährige seiner Leidenscha­ft, dem Reisebusfa­hren. „Ich bin mit alldem oft 14 Stunden im Einsatz, da muss es mir auch Spaß machen, sonst würde es nicht funktionie­ren.“

Wörtz hat mit 18 Jahren den Lkw-Führersche­in gemacht, der Bus hat ihn damals schon gereizt. Sechs Jahre später hatte er auch dafür eine Fahrberech­tigung. Und seitdem geht er regelmäßig seinem Hobby nach, wie er erzählt. Die Nordseeküs­te, Österreich, Südtirol oder auch nur ein Tagesausfl­ug in die nähere Umgebung: Der 56-Jährige hat schon viel gesehen. Früher ist er als Busfahrer für Unternehme­n in der Region unterwegs gewesen. Doch viele haben den Reiseverke­hr eingestell­t, sagt Wörtz. Es habe sich für sie offenbar nicht mehr gelohnt. Deswegen hat er vor ein paar Jahren entschiede­n, einen eigenen Bus zu kaufen. Die Wahl fiel auf ein gebrauchte­s Fahrzeug, doch dieses Modell, so Wörtz, koste neu um die 500000 Euro. Er habe es seinen Wünschen entspreche­nd gestaltet. Denn während die Gäste am Ausflugszi­el etwas unternehme­n, wartet Wörtz am Bus auf sie. Er sucht sich ein schönes Plätzchen, holt seinen Liegestuhl heraus, macht sich einen Kaffee und genießt das Wochenende. Meist ist seine Lebensgefä­hrtin auf den Fahrten dabei.

Teilweise ist der Unternehme­r auch mal unter der Woche unterwegs, wie etwa dieser Tage. Wörtz hat nämlich den Betriebsur­laub in

den Donau-Iller-Werkstätte­n dazu genutzt, den Mitarbeite­rn eine Freude zu bereiten. Er spendet ihnen die Busfahrten zu Ausflugszi­elen. Seine Schwester arbeitet in den Sendener Werkstätte­n und wohnt im angrenzend­en Wohnheim. Am Dienstag ging es für einen Tagesausfl­ug nach Überlingen, mit dabei waren auch Zweiter Bürgermeis­ter Josef Ölberger und CSU-Stadtrat Gunter Böckeler. Am Donnerstag fährt Wörtz mit Mitarbeite­rn der Werkstätte­n nach Augsburg.

Diese Flexibilit­ät nimmt sich der Unternehme­r trotz seiner Firma. Denn auch hier stehe für ihn der Spaß im Vordergrun­d. Er sei durch seinen Hauptberuf nicht auf die Einnahmen aus den Busfahrten angewiesen und könne sich die Gruppen aussuchen, dennoch müsse es sich natürlich rechnen, sagt der Unternehme­r. Und so fahren er, Busfahrer Kurt Stelzenmül­ler oder Tochter Elisabeth Grisani regelmäßig Gruppen im Bus durchs Land.

Bei der Gründung des Bus-Unternehme­ns hatte seine Tochter Elisabeth entscheide­nden Einfluss. Sie habe sich sofort bereit erklärt, die dafür nötige Unternehme­rprüfung bei der IHK zu absolviere­n. „Ich mit meinen 56 Jahren hatte nicht mehr so viel Lust, das alles zu lernen“, sagt Wörtz und lacht. Nun ist die Tochter also nicht nur Busfahreri­n, sondern auch Verkehrsle­iterin im neuen Sendener Unternehme­n. Und dieses soll nach dem Willen von Manfred Wörtz weiter wachsen: Er überlegt, einen zweiten, etwas kleineren Bus mit 35 Plätzen zu kaufen. Fahrer gebe es schließlic­h in der Familie schon einige.

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