Rohrreiniger und Bus-Unternehmer
Porträt Manfred Wörtz ist Chef einer Kanalreinigungsfirma in Senden – doch sein Hobby ist Busfahren. Nun spendet er den Mitarbeitern der Lebenshilfe Ausflugsfahrten
Senden Manfred Wörtz hat ein ungewöhnliches Hobby: Er fährt gerne andere Menschen im Bus durch das Land. Dazu hat er sich vor einiger Zeit sogar einen eigenen Reisebus gekauft: 53 Sitze, Vier-Sterne-Ausstattung, Panoramadach. Mit dem rund 13 Meter langen Gefährt hat er sich einen Traum erfüllt, wie er selbst erzählt. „Ich mache das aus Leidenschaft“, sagt Wörtz. Und: „Ich bin jetzt Sendens einziger BusUnternehmer.“
Hauptberuflich ist der 56-Jährige jedoch immer noch Inhaber des gleichnamigen Rohr- und Kanalreinigungsunternehmens in Senden. Vor knapp 25 Jahren hat Wörtz die Firma gegründet – und der berufliche Alltag hält ihn auf Trab. Als Wörtz im Aufenthaltsraum sitzt, schauen regelmäßig Mitarbeiter zur Tür herein und bitten um Rat oder das Handy klingelt, weil jemand einen Kanalreiniger braucht. Nebenbei widmet sich der 56-Jährige seiner Leidenschaft, dem Reisebusfahren. „Ich bin mit alldem oft 14 Stunden im Einsatz, da muss es mir auch Spaß machen, sonst würde es nicht funktionieren.“
Wörtz hat mit 18 Jahren den Lkw-Führerschein gemacht, der Bus hat ihn damals schon gereizt. Sechs Jahre später hatte er auch dafür eine Fahrberechtigung. Und seitdem geht er regelmäßig seinem Hobby nach, wie er erzählt. Die Nordseeküste, Österreich, Südtirol oder auch nur ein Tagesausflug in die nähere Umgebung: Der 56-Jährige hat schon viel gesehen. Früher ist er als Busfahrer für Unternehmen in der Region unterwegs gewesen. Doch viele haben den Reiseverkehr eingestellt, sagt Wörtz. Es habe sich für sie offenbar nicht mehr gelohnt. Deswegen hat er vor ein paar Jahren entschieden, einen eigenen Bus zu kaufen. Die Wahl fiel auf ein gebrauchtes Fahrzeug, doch dieses Modell, so Wörtz, koste neu um die 500000 Euro. Er habe es seinen Wünschen entsprechend gestaltet. Denn während die Gäste am Ausflugsziel etwas unternehmen, wartet Wörtz am Bus auf sie. Er sucht sich ein schönes Plätzchen, holt seinen Liegestuhl heraus, macht sich einen Kaffee und genießt das Wochenende. Meist ist seine Lebensgefährtin auf den Fahrten dabei.
Teilweise ist der Unternehmer auch mal unter der Woche unterwegs, wie etwa dieser Tage. Wörtz hat nämlich den Betriebsurlaub in
den Donau-Iller-Werkstätten dazu genutzt, den Mitarbeitern eine Freude zu bereiten. Er spendet ihnen die Busfahrten zu Ausflugszielen. Seine Schwester arbeitet in den Sendener Werkstätten und wohnt im angrenzenden Wohnheim. Am Dienstag ging es für einen Tagesausflug nach Überlingen, mit dabei waren auch Zweiter Bürgermeister Josef Ölberger und CSU-Stadtrat Gunter Böckeler. Am Donnerstag fährt Wörtz mit Mitarbeitern der Werkstätten nach Augsburg.
Diese Flexibilität nimmt sich der Unternehmer trotz seiner Firma. Denn auch hier stehe für ihn der Spaß im Vordergrund. Er sei durch seinen Hauptberuf nicht auf die Einnahmen aus den Busfahrten angewiesen und könne sich die Gruppen aussuchen, dennoch müsse es sich natürlich rechnen, sagt der Unternehmer. Und so fahren er, Busfahrer Kurt Stelzenmüller oder Tochter Elisabeth Grisani regelmäßig Gruppen im Bus durchs Land.
Bei der Gründung des Bus-Unternehmens hatte seine Tochter Elisabeth entscheidenden Einfluss. Sie habe sich sofort bereit erklärt, die dafür nötige Unternehmerprüfung bei der IHK zu absolvieren. „Ich mit meinen 56 Jahren hatte nicht mehr so viel Lust, das alles zu lernen“, sagt Wörtz und lacht. Nun ist die Tochter also nicht nur Busfahrerin, sondern auch Verkehrsleiterin im neuen Sendener Unternehmen. Und dieses soll nach dem Willen von Manfred Wörtz weiter wachsen: Er überlegt, einen zweiten, etwas kleineren Bus mit 35 Plätzen zu kaufen. Fahrer gebe es schließlich in der Familie schon einige.