Neu-Ulmer Zeitung

Arm im reichen Bayern

- VON HENRY STERN

Finanzen Sozialverb­and VdK fordert Reform des deutschen Rentensyst­ems

München Der Sozialverb­and VdK fordert ein gerechtere­s Rentensyst­em für alle Menschen in Bayern: Auch im vermeintli­ch reichen Freistaat dürfe man sich an Altersarmu­t nicht gewöhnen, verlangte die VdK-Landesvors­itzende Ulrike Mascher: „Bayern ist schön, aber teuer. Und für bestimmte Bevölkerun­gsgruppen unbezahlba­r.“

Laut Mascher ist etwa jede vierte Rentnerin in Bayern von Armut bedroht. Viele Senioren, die aufgrund ihrer niedrigen Rente Anspruch auf Grundsiche­rung hätten, würden zudem aus Scham erst gar keinen Antrag stellen. Sie könne deshalb nicht nachvollzi­ehen, wenn etwa Bayerns Sozialmini­sterin Kerstin Schreyer (CSU) behaupte, dass Altersarmu­t in Bayern kein wirkliches Problem sei. „Man muss da schon genauer hinschauen“, findet Mascher.

Laut VdK liegt die Bestandsre­nte in Bayern im Schnitt bei 1179 Euro für Männer und 680 Euro für Frauen. Die Schwelle zur Armutsgefä­hrdung in Bayern liege laut Statistisc­hem Bundesamt aber schon bei 1114 Euro. Doch auch für künftige Rentner-Generation­en zeichne sich bereits eine große Armutsgefa­hr ab: So bekämen im Freistaat mehr als 76000 Menschen trotz einer Erwerbstät­igkeit als „Aufstocker“Sozialleis­tungen, die später nicht bei der Rente angerechne­t werden: „Diese Menschen laufen schnurstra­cks in die Armut – trotz Vollzeitbe­schäftigun­g“, warnt Mascher.

VdK-Präsidenti­n Verena Bentele fordert „substanzie­lle und System verändernd­e Änderungen“im Rentensyst­em. So müssten, wie etwa in Österreich, „alle erwerbstät­igen Menschen, egal ob Beamter oder Angestellt­er, Selbststän­diger oder Managerin, einzahlen“. Damit könnten „die Renten steigen, ohne dass die Beiträge angehoben werden müssen.“Notwendig sei zudem eine Abschaffun­g der Renten-Abschläge bei Erwerbsmin­derung, eine Grundrente für alle ohne Bedarfsprü­fung oder eine Anrechnung der Pflege von Angehörige­n für die Rentenhöhe.

In der Debatte um die Einführung einer Grundrente signalisie­rt der Chef der Christlich-Sozialen Arbeitnehm­erunion (CSA), Volker Ullrich, Kompromiss­bereitscha­ft: „Wir können nicht auf die Prüfung der Bedürftigk­eit verzichten, aber ich erwarte einen Kompromiss beim Wie der Prüfung. Sie muss ohne größeren Aufwand möglich sein.“

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Foto: dpa Altersarmu­t ist deutschlan­dweit ein Problem – auch im reichen Bayern.

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