„Ich lauere auf die schmutzigen Tore“
Interview Mitch Callahan ist der Königstransfer der Augsburger Panther und soll Torjäger White ersetzen. Der 27-jährige Amerikaner über seine Rolle, seine Ziele und ein außergewöhnliches Hobby
In den sozialen Netzwerken haben Sie ein ziemlich drastisches Foto von sich veröffentlicht, das Sie mit einer blutigen Mund-Verletzung zeigt. Was ist da passiert?
Callahan: Mein eigener Verteidiger hat von der blauen Linie abgezogen. Ich stand vor dem Tor und ein gegnerischer Abwehrspieler hat mir einen Crosscheck in den Rücken verpasst. Ich bin in den Schuss hineingefallen und habe zehn Zähne verloren. Das Bild ist vor einigen Jahren entstanden, aber das Gleiche ist mir später noch mal passiert.
Tragen Sie keinen Zahnschutz? Callahan: Doch, aber der hat nichts geholfen. Die untere Zahnreihe hat es trotzdem erwischt. Ich trage auch weiterhin einen Zahnschutz im Fall von Gehirnerschütterungen.
Welche Verletzungen haben Sie ansonsten davongetragen?
Callahan: Ich habe mir das Kreuzband im Knie gerissen. Ich habe sieben Monate gebraucht, um zurückzukommen.
Was fasziniert Sie am Eishockey? Callahan: Ich liebe das Spiel. Und: Man trifft neue Leute und sieht neue Städte. Ich hätte mir niemals vorstellen können, in Deutschland zu spielen. Jetzt bin ich hier in Augsburg.
Wie gefällt Ihnen die Stadt auf den ersten Blick, hatten Sie keine Eingewöhnungsprobleme?
Callahan: Augsburg ist wunderschön. Als man mich vom Flughafen München abgeholt hat, sind wir durch die halbe Stadt gefahren. Aber ich bin auch schon die Straßenbahnschienen in der verkehrten Richtung hinaufgefahren und bin froh, dass ich nicht in einen Unfall verwickelt war. Ich muss im Verkehr noch einiges lernen. Hier habe ich mir ein Fahrrad zugelegt. Zu Hause fahre ich nie Fahrrad, weil die Entfernungen einfach zu groß und die Straßen nicht darauf ausgelegt sind.
Der amerikanische Torjäger Matt White hat die Panther in Richtung Russland verlassen. Sie sollen sein Nachfolger werden. Schießen Sie ebenfalls mindestens 20 Tore? Callahan: Wenn ich das erreichen sollte, wäre das großartig. Aber ich setze mir kein Ziel, ich will dem Team helfen. Und: Meine Tore wären nicht so verzückend wie die von White. Ich kenne ihn gut, er stammt wie ich aus Whittier im Großraum Los Angeles. Ich bin eher einer, der geradlinig zum Tor zieht und auf die schmutzigen Tore lauert. Dort muss man einiges einstecken, aber das bin ich gewöhnt.
Was ist der Grund dafür, dass Sie nach 540 Spielen in der American Hockey League in die Deutsche Eishockey Liga wechseln?
Callahan: In der AHL sind viele junge Spieler unterwegs. Ich bin 27 Jahre alt und es ist Zeit, dass ich die Welt sehe und neue Erfahrungen mache. Ich denke, dass mein Stil gut nach Europa passt.
Stimmt es, dass Sie Angebote aus verschiedenen deutschen Ligen hatten? Callahan: Ja, aber ernsthafte Vertragsgespräche gab es nur mit den Panthern. Wie sind Ihnen die fünf Einsätze in der National Hockey League für die Detroit Red Wings in Erinnerung geblieben?
Callahan: Ich kann mich an jedes einzelne Match erinnern. Meine Premiere war in Columbus und mein Vater ist hingeflogen. Zu meinem letzten NHL-Spiel sind 20 Verwandte sechs Stunden mit dem Auto von Los Angeles nach Phönix gefahren, nur um mich spielen zu sehen.
Im Internet kursieren einige Videos, die Sie in Kämpfe verwickelt zeigen. Ist das auch ihre Rolle in Augsburg? Callahan: Nein. Als ich jünger war, wollte ich mir einen Namen machen und habe mich in jeden Kampf gestürzt. Ich bin älter geworden und irgendwann merkt man, dass es bedingt spaßig ist, ordentlich auf den Kopf zu bekommen. Vor allem wenn die Gegner einen halben Kopf größer sind als man selbst. Wenn es passiert, ist es okay, aber es ist nicht meine Aufgabe in der Mannschaft.
Sie hatten eine Boxeinlage mit ihrem jetzigen Teamkollegen Scott Valentine. Wer hat gewonnen?
Callahan: Ja, ich erinnere mich leider gut daran. Er hat gewonnen.
Sie sind in ihrer AHL-Laufbahn in der Saison 2017/2018 für 20 Spiele gesperrt worden. Was war der Grund dafür?
Callahan: Ich habe Nahrungsergänzungsmittel genommen, die mir nach meiner Knieverletzung helfen sollten. Die habe ich in der Apotheke gekauft und sie waren in der AHL nicht zugelassen. Ich habe meine Lektion gelernt und ich weiß, dass in der DEL noch strengere Regeln herrschen.
Welche Leidenschaften haben Sie außer Eishockey?
Callahan: Ich habe einen Hund, einen Golden Retriever, der bald nachkommt. Außerdem gehe ich gerne zum Bowling.
Interview: Milan Sako
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Mitch Callahan spielte 540 Partien (125 Tore/139 Pässe/537 Strafminuten) in der American Hockey League. Der 27-jährige USAmerikaner aus Whittier nahe Los Angeles stürmte in fünf Spielen für den NHL-Klub Detroit Red Wings.