So will Katrin Albsteiger OB werden
Wahlkampf Die CSU-Kandidatin möchte Neu-Ulm zur „liebenswertesten Stadt Deutschlands“machen. Welche Schwerpunkte sie dafür setzt und für welchen Politikstil sie steht
Neu-Ulm Im Laufe ihrer Bewerbungsrede sprach Katrin Albsteiger nicht nur immer schneller, sondern ließ auch ihren Gefühlen freien Lauf. Ihre Begeisterung übertrug sich auf ihre Parteifreunde – und die dankten es ihr mit stürmischem Applaus und einem fulminanten Wahlergebnis von 98 Prozent. Albsteiger hat die Mitglieder des CSU-Stadtverbands überzeugt und wird nächstes Jahr bei der Oberbürgermeisterwahl in Neu-Ulm für die Christsozialen ins Rennen gehen. „Es fühlt sich so an, als ob das genau das Richtige ist“, drückte die 35-Jährige ihre Gefühlslage auf dem eingeschlagenen Weg aus – mit dem Ziel, den Chefsessel im Neu-Ulmer Rathaus zu erobern.
„Neu-Ulm soll in 20 Jahren die liebenswerteste, attraktivste und lebenswerteste Stadt in Deutschland sein“, beschrieb Albsteiger ihre Zukunftsvision. Dafür will sie auf dem Vorhandenen aufbauen: „Neu-Ulm geht’s gut, man fühlt sich einfach wohl hier“, schwärmte sie über die Stadt, in der sie zwar nicht geboren, aber aufgewachsen ist. „Neu-Ulm ist unheimlich modern, frisch und neu.“Jedoch dürfe man sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. „Es stellt sich die Frage, ob wir auch in 20 Jahren noch so gut leben können. Das haben wir in der Hand.“
Die frühere Bundestagsabgeordnete nannte eine Reihe von Schwerpunkten, die sie setzen will. „Wir brauchen ein ganzheitliches Mobilitätskonzept für alle Verkehrsteilnehmer“, lautete einer davon. Dazu gehörten neue Konzepte wie eine Seilbahn, aber auch Carsharing – und ein umlagefinanzierter, kostenloser ÖPNV. Ein Umstieg auf alternative Fortbewegungsmittel werde nur mit Angeboten funktionieren, nicht mit Verboten.
Die Herausforderungen seien vielfältig. „Neu-Ulm wächst, NeuUlm explodiert geradezu“, sagte Albsteiger. Deshalb müsse die Stadt mehr Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und mehr Freizeitmöglichkeiten schaffen. Dazu brauche die Politik die Unterstützung der heimischen Unternehmen. „Ich möchte ein Förderprogramm für Betriebskindergärten starten“, kündigte die CSU-Politikerin an. „Wir brauchen neue Wohnräume, neue Häuser.“Dabei solle möglichst klimafreundlich gebaut werden. Beim Thema Umweltschutz könne jeder etwas machen, die Stadt müsse aber mit gutem Beispiel vorangehen. „Ich will für jedes neu geborene Kind einen Baum pflanzen“, sagte Albsteiger und meinte außerdem: „Neu-Ulm plastikfrei – ja, warum nicht?“Ein Klimaschutzbeirat als beratendes Gremium täte ihrer Ansicht nach der Stadt gut.
Die Digitalisierung biete große Chancen für die Stadtentwicklung, sei es in der Verwaltung, in der Mobilität oder in den Schulen. Auf der anderen Seite dürfe der persönliche Kontakt nicht zu kurz kommen. „Das Miteinander der Gesellschaft darf nicht auf der Strecke bleiben“, forderte Albsteiger. „Weniger ich, mehr wir: Das ist mir ein großes Herzensanliegen.“
Überhaupt will sie möglichst alle mitnehmen, wie die 35-Jährige betonte: „Mehr Dialog, mehr Zusammenarbeit, mehr Zuhören“, habe sie sich vorgenommen. „Wir wollen gemeinsam in ein neues Jahrzehnt gehen, alle zusammen.“Das schließt auch ihre Familie mit ein, die sie bei ihrer Kandidatur unterstützt. Deshalb ist Albsteiger, die sich als „gnadenlose Optimistin“bezeichnete, zuversichtlich, dass sie auch als Mutter zweier kleiner Kinder die vielfältigen Aufgaben als Oberbürgermeisterin bewältigen könne: „Mein Mann sorgt dafür, dass es ihnen gut geht“, sagte sie hörbar gerührt über ihre Töchter.
Zuvor hatten mehrere Redner dargelegt, warum „die Katrin“aus ihrer Sicht die Richtige für das Oberbürgermeisteramt ist. Darunter war die Landtagsabgeordnete Beate Merk, Albsteigers Vor-Vorgängerin – zumindest als OB-Kandidatin. Albsteiger bringe mit, was man für das Amt brauche: „Die Kompetenz, die Leistungsbereitschaft, die Ideen.“Merk betonte außerdem, dass eines dafür unerlässlich sei: „Man muss die Menschen wirklich mögen.“
Oberbürgermeister Gerold Noerenberg rief seine Partei zur Geschlossenheit auf: „Wir waren immer dann stark, wenn wir uns einig waren“, sagte der 62-Jährige, dessen Nachfolgerin Katrin Albsteiger werden möchte. „Darum bitte ich Sie: Dass wir heute rausgehen und einen intensiven, leidenschaftlichen Wahlkampf machen.“Die CSU könne auf das in Neu-Ulm Erreichte stolz sein: „Ich bin überzeugt, wir haben einen klasse Job gemacht. Und ich bin sicher, die nächste Generation wird es auch machen.“Die CSU stellte in den vergangenen 42 Jahren das Neu-Ulmer Stadtoberhaupt. Auf Peter Biebl folgten Beate Merk und Gerold Noerenberg – nun soll Katrin Albsteiger die Reihe fortsetzen.