Die Hoffnung der CSU ist weiblich
Porträt Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Katrin Albsteiger will nach einem politischen Karriereknick nun Oberbürgermeisterin in Neu-Ulm werden
Vielleicht muss man ganz früh in der Kindheit von Katrin Albsteiger anfangen, nämlich beim Radfahren. Als der Papa ihr das beibringen wollte, da mochte sie nicht so recht. Sie setzte ihren Kopf durch und brachte sich die rollende Fortbewegung so bei, wie sie es für richtig hielt. „Sagen lassen habe ich mir nie was.“Das merkte später auch jemand, der die politisch aufstrebende CSU-Frau Katrin Albsteiger fördern wollte: der damalige Parteichef Horst Seehofer. Erst fuhr sie ihm beim Thema Frauenquote in die Parade – sie hält nichts davon –, dann widersetzte sie sich seinen Bemühungen, das Jungtalent über einen guten Listenplatz in den Landtag zu lotsen. Sie sagte erst zu, dann wieder ab, denn sie wollte lieber für den Wahlkreis Neu-Ulm in den Bundestag. Der riskante Sprung gelang, doch dann kam Katrin Albsteiger
unter die Räder. Nach nur vier Jahren musste sie das Parlament 2017 wieder verlassen, weil ihre Partei bei der Bundestagswahl abgestraft wurde. Ob dies das Ende einer hoffnungsvollen Politkarriere war oder nicht, haben die Wählerinnen und Wähler von Neu-Ulm in der Hand: Ihre Partei hat Katrin Albsteiger nun zur Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters ausgerufen. Ihr werden gute Chancen eingeräumt, den scheidenden OB Gerold Noerenberg zu beerben. Der hatte versucht, die Stadt aus dem Landkreis zu lösen, was das Innenministerium unterbunden hat. Offiziell tritt er nun aus Altersgründen nicht mehr an. Katrin Albsteiger könnte auch deshalb das Neu-Ulmer Rathaus erobern, da sie das komplette Gegenteil des oft scharfzüngigen und galligen Noerenberg verkörpert. Sie tritt freundlich und gewinnend auf, beschwört das Miteinander, will auf Dialog und grüne Themen setzen.
Albsteiger ist mit ihren 35 Jahren eines der jungen weiblichen Gesichter, mit denen die CSU bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr vier wichtige Rathäuser erobern will: München, Augsburg, Regensburg und eben Neu-Ulm. Sie hat schon einen langen Weg in der Öffentlichkeit hinter sich. Die gebürtige Ulmerin trat bereits vor 20 Jahren als Schülersprecherin des Neu-Ulmer Bertha-von-Suttner-Gymnasiums erstmals ans Rednerpult. In ihrem Wohnort Elchingen zog die studierte Politologin 2008 in den Gemeinderat ein. Ein Jahr später war sie bereits stellvertretende JU-Landeschefin, zwei Jahre später Vorsitzende. 2013 wurde sie über die CSU-Landesliste in den Bundestag gewählt. Obwohl es mit der Wiederwahl nicht klappte, war sie politisch nicht völlig abgemeldet, denn Katrin Albsteiger ist weiterhin Stadträtin in Neu-Ulm sowie Kreisrätin.
Sollte sie ins Rathaus-Chefzimmer einziehen, dann werde sich zumindest eines ändern, versprach sie bei ihrer Nominierung: „Neu-Ulm wird sich dann daran gewöhnen müssen, dass sich der OB nicht nur um die Stadt, sondern auch um zwei kleine Kinder und einen Hund kümmert.“Ronald Hinzpeter