Söders teure Vision
Programm China und die USA sind bei der Digitalisierung das Maß aller Dinge. Auch wenn die finanziellen Mittel im Freistaat nicht vergleichbar sind, soll sich ab Herbst einiges ändern. Wie Bayern zum Vorzeigeland in der Forschung werden soll
München Mit einem millionenschweren Förderprogramm für Forschung und Digitalisierung sowie einer großen Hochschulreform will Bayern um den technologischen Anschluss an die USA und China kämpfen. „Wir haben ein internationales Scouting durchgeführt, um zu erkunden, was im Rest der Welt bei den Themen Künstliche Intelligenz und Robotik geplant wird. Das werden wir über den Sommer genau auswerten“, sagte Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder. Bis zum Herbst werde dann eines der modernsten und größten Programme für Forschung und Digitalisierung in Deutschland entwickelt.
„Im Mittelpunkt steht Künstliche Intelligenz, Robotik, Raumfahrt, Cleantech und Quantencomputing auf der einen Seite – auf der anderen Seite wird aber auch eine weitreichende Hochschulreform dazukommen, weil wir die Effizienz und Internationalität unserer Hochschulen massiv stärken wollen“, betonte Söder. Die Hochschulen in Bayern müssten dringend weiterentwickelt und durch strukturelle Veränderunmodernisiert werden. „Die Exzellenzinitiative ist insofern ernüchternd, weil zwar die beiden Münchner Hochschulen wieder sensationell erfolgreich waren, aber keine weitere Hochschule es in diese Liga geschafft hat“, sagte Söder. Zu den strukturellen Änderungen gehörten unter anderem effizientere Leitungsstrukturen, Professoren und als Start-up-Unternehmer, Partnerbewerbungen bei Professuren, die intensive Zusammenarbeit einzelner Hochschulen und mehr internationale Vorlesungen in technischen Fächern. Wie viel das den Freistaat am Ende kosten werde, müsse nun genau geprüft werden. „Wir überlegen, ob die bisherigen Mittel und die bestehenden Organigen sationsformen ausreichend effizient gestaltet waren“, sagte Söder. Effizientere Strukturen und ein konzentrierter Mitteleinsatz versprächen einen größeren Erfolg als derzeit. Söder betonte: „Es geht jetzt um eine Dekade der Innovation. Darum haben wir auch die Leitentscheidung getroffen, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung Priorität haben.“Bayern halte zwar an der Schuldentilgung fest, „aber die nächsten Jahre wird entschieden, ob Bayern und Deutschland technologisch Anschluss halten“.
Für Söder ist der neue Forschungsschwerpunkt auch eine notwendige Antwort auf eine sich verändernde konjunkturelle Lage. „Als Bundesland können wir nur reagieren, indem wir unsere Infrastruktur stärken. Das heißt nicht nur Straßen bauen, sondern geistige Highways legen“, sagte er. Er kritisierte zudem wiederholt, dass Deutschland viel zu wenig in die Künstliche Intelligenz investiere. „Dabei hätten wir solche Chancen: Künstliche Intelligenz in der Medizin oder der Automobilität bietet enorme MögStudenten lichkeiten für den Industriestandort Bayern. Wer jetzt den Trend verpasst, wird dauerhaft abgehängt.“Die Digitalisierungsstrategie der Staatsregierung sei in den vergangenen Jahren eher additiv gewesen – jetzt müsse sie kognitiv werden, erklärte der Ministerpräsident. „Wie bei einem Orchester stimmen wir die Instrumente besser aufeinander ab“, sagte Söder. So entsteht ein neuer Sound. „Wir verzahnen besser, sodass die Dinge ineinandergreifen. Wir wollen das als internationales Signal setzen. Es soll die besten Forscher der Welt animieren, nach Bayern zu kommen.“
Parallel dazu werden auch Zukunftsfonds für industrienahe Partnerschaften entwickelt, wie Söder sagte: „Wir forschen nicht nur im luftleeren Raum, sondern setzen auf intensiven Technologietransfer in mittelständische Industrie-Cluster: Ob Medizin, Automobilität oder Cleantech – überall sollen aus Innovation am Ende auch wettbewerbsfähige Produkte für den Mittelstand und damit Zukunftschancen entstehen.“