Neu-Ulmer Zeitung

Wie sicher ist der Besuch im Stadion?

- VON FLORIAN EISELE

Fußball Vergangene Saison besuchten in Bayern 3,6 Millionen ein Spiel der ersten vier Ligen. Zugleich steigt die Anzahl derer, die von der Polizei als potenziell gefährlich eingestuft werden

Augsburg In die bayerische­n Stadien der ersten vier Ligen (Bundesliga bis Regionalli­ga) strömten in der vergangene­n Saison 3,6 Millionen Zuschauer. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren lag diese Zahl noch bei 3,35 Millionen Fans. Zugleich steigt die Anzahl derer, die die Polizei als Problembes­ucher einstuft. Dies geht aus einer Anfrage des sportpolit­ischen Sprechers der GrünenFrak­tion im Bayerische­n Landtag, Maximilian Deisenhofe­r, hervor.

Zum Verständni­s: Die Polizei teilt die Zuschauer in drei Kategorien ein. Unter A werden unauffälli­ge Besucher zusammenge­fasst. Kategorie B umfasst gewaltbere­ite oder gewaltgene­igte Zuschauer, Kategorie C beinhaltet schließlic­h gewaltents­chlossene oder gewalttäti­ge Personen. Innerhalb der vergangene­n fünf Jahre ist die Besucheran­zahl der Kategorien B und C von 30496 auf 36 450 gestiegen.

Anhand welcher Kriterien die Polizei einen Stadionbes­ucher in die Kategorie B oder C einsortier­t, verrät sie aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht im Detail. Polizeiobe­rrat Bernd Waitzmann, der Einsätze bei Fußballspi­elen in Augsburg leitet, erläutert aber: „Anhand der Optik und des Verhaltens kommt es zu einer Einordnung in die Kategorie B.“Wer eine Straftat in Fanmontur begeht, kann also einen Eintrag der Polizei kassieren. Benachrich­tigt wird er oder sie darüber nicht. Wahrschein­lich ahnen viele nur etwas davon. Dass ein Besofort in die Kategorie B eingestuft wird, wenn er eine Straftat begeht, bestreitet Waitzmann: „Wir haben auch A-Fans, gegen die Ermittlung­en laufen.“Die C-Kategorie umfasse Stadiongän­ger, für die Fußball nur eine Grundlage sei, um Ärger und Streit zu suchen.

Waitzmann betont jedoch, dass es in Augsburg keine Probleme mit der Fanszene gebe: „Es gibt hier keine Hooligans.“Die bayerische­n Stadien besuchten in der vergangene­n 4131 C-Zuschauer. Der Grünen-Politiker Deisenhofe­r stört sich hingegen an der Klassifizi­erung durch die Polizei: „Die Begriffe B und C sind intranspar­ent – weder die Öffentlich­keit noch die Person selbst erfährt, warum man in eine der beiden Kategorien eingeordne­t wird.“Diese Überprüfun­g mache es schwierig, sich juristisch gegen diese Einstufung zu wehren.

Wie sicher ist es nun, in ein Stadion zu gehen? Die Anzahl der Versucher letzten liegt seit Jahren auf einem relativ geringen Niveau: Von den 3,6 Millionen Besuchern wurden in der vergangene­n Saison 88 Besucher (2014/15: 68) und 15 Polizisten (2014/15: 37) verletzt, die meisten Fälle verliefen harmlos. Auch die Anzahl der Störungen hat sich im Fünf-Jahres-Vergleich halbiert. Waitzmann bestätigt dies. „Es sind keine bedrohlich­en Zahlen.“Dass es auf diesem niedrigen Level bleibt, sei auch den Einsatzkrä­ften zu verSaison danken. Die Arbeitszei­t der Polizisten in den bayerische­n Stadien ist sogar gesunken. Ein großes Streitthem­a zwischen der aktiven Fanszene und den Sicherheit­skräften bleibt Pyrotechni­k: Während dies für die Ultras ein nicht verhandelb­arer Aspekt der Fankultur ist, ist das Abbrennen von Feuerwerk im Fanblock verboten. Schließlic­h wird ein bengalisch­es Feuer rund 2000 Grad heiß.

Dass ein Stadiongän­ger durch einen Brandsatz tatsächlic­h verletzt wird, ist aber die Ausnahme: In der vergangene­n Saison wurde bei Ligaspiele­n niemand verletzt, in der Spielzeit davor lag die Zahl für Bayern bei zwei Verletzten, in der Spielzeit davor bei einem Verletzten. Die beiden Polizisten, die im Oktober 2018 vor dem Spiel des FCA gegen Mainz 05 eine Rauchvergi­ftung erlitten hatten, sind in dieser Statistik nicht aufgeführt, weil es sich um ein Pokalspiel handelte. Für Waitzmann sind diese geringen Fallzahlen aber kein Grund, seine Meinung über Pyrotechni­k zu ändern: „Bei 30 000 Menschen ist die Gefahr, dass jemand verletzt wird, einfach da. Pyrotechni­k bleibt ein unkalkulie­rbares Risiko.“

Ein Grund für die wenigen Verletzten durch Pyrotechni­k ist das Verhalten der Fans: Im eigenen Stadion zünden die Anhänger in der Regel keine Böller, weil ihr Verein eine Strafe aufgebrumm­t bekommt. Wenn bei einem Fußballspi­el Rauchschwa­den zu sehen sind, stammen diese meist aus der Gästekurve.

 ?? Archivbild: Michael Hochgemuth ?? Wenn ein Bundesliga­spiel in Augsburg ansteht, bedeutet das auch für die Polizei einen Großeinsat­z. In der vergangene­n Spielzeit lag der Zuschauers­chnitt beim FC Augsburg bei 28 615 Besuchern.
Archivbild: Michael Hochgemuth Wenn ein Bundesliga­spiel in Augsburg ansteht, bedeutet das auch für die Polizei einen Großeinsat­z. In der vergangene­n Spielzeit lag der Zuschauers­chnitt beim FC Augsburg bei 28 615 Besuchern.

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