Ab in die Kiste
Tierisch Fünf Bären müssen nach Schleswig-Holstein ziehen. Seit Monaten trainieren sie für den Umzug. Denn so einfach ist das gar nicht
Isselburg Mit ihren dunklen Knopfaugen und den runden Ohren, ihrem dichten dunklen Fell sieht Maya zum Knuddeln aus. Aber Sandra Ebbeskamp bleibt auf Distanz – und die Bärendame Maya hinter dem Schutzgitter. „Der Bär ist ein Raubtier. Er würde immer sein Revier verteidigen“, sagt die Tierpflegerin. Maya weiß, was sie jetzt zu tun hat, um eine Belohnung zu bekommen. Die Bärin tapst mit ihren 200 Kilo auf allen vieren direkt in eine Metallkiste, die ihr noch vor kurzem richtig Angst eingejagt hat.
Sofort gibt Ebbeskamp dem Tier die Bestätigung, dass es seine Sache gut gemacht hat: Sie drückt auf ein kleines Gerät in ihrer Hand. Das Klick-Geräusch ist wie ein anerkennender Klaps auf den Po oder wie ein Lob – aber für das Tier viel eindeutiger als alles andere. Und dann gibt es natürlich die Belohnung: rohes Hähnchenfleisch. Auch wenn Bären überwiegend Pflanzenfresser sind – es scheint zu schmecken.
Drei Braun- und zwei Kragenbären üben im Anholter Bärenwald der International Bear Federation seit Monaten für einen ungewöhnlichen Umzug: Seit Jahren hat der Verein in seinem Gehege Bären aufgenommen, die vorher in kleinen Käfigen gelitten haben. Jetzt läuft der Pachtvertrag in Isselburg aus. Spätestens im September sollen die Tiere von Nordrhein-Westfalen nach Schleswig-Holstein ziehen. Der Deutsche Tierschutzbund nimmt sie in seinem Tierschutzzentrum Weidefeld auf. Und nun trainieren die Tiere, sich mit den Umzugskisten anzufreunden.
Das ist ein langsamer Prozess. Auch bei Bären gibt es Vorsichtige und Lernbegierige – so wie die 25 Jahre alte Maya. Früher war sie in Litauen die Attraktion eines Restaurants. Auf einem Schild neben ihrem kleinen Käfig wurden Besucher aufgefordert, Kuchen, Eis und Cola für sie zu kaufen. Welche Qual für ein Tier, das viel Raum braucht: Der Europäische Braunbär hat normalerweise einen Aktionsraum von 100 Quadratkilometern.