Neu-Ulmer Zeitung

Ein halbes Dutzend Kandidaten bei der OB-Wahl?

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Kommunalpo­litik Die Neu-Ulmer CSU hat Katrin Albsteiger nominiert – alle anderen im Stadtrat vertretene­n Parteien wollen ebenfalls eigene Leute ins Rennen schicken. Und was macht Detlef Kröger, der Herausford­erer vor fünf Jahren?

Neu-Ulm Vor der OB-Wahl 2014 hatten sich in Neu-Ulm zwei Lager gebildet, die sich teilweise mit harten Bandagen bekämpften. Auf der einen Seite Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU) und seine Unterstütz­er, auf der anderen Seite SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler, die ihn aus dem Amt hebeln wollten. Der Kandidat des ViererBünd­nisses, der parteilose Detlef Kröger, scheiterte denkbar knapp in der Stichwahl. Und diesmal? Im Wahlkampf für 2020 sind die Voraussetz­ungen jedenfalls komplett anders als vor fünf Jahren.

Amtsinhabe­r Gerold Noerenberg tritt nächstes Jahr nicht mehr an. Der 62-Jährige, der seit 2004 auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt, kehrt der Politik den Rücken. Seine Nachfolger­in soll Katrin Albsteiger werden. Der CSU-Stadtverba­nd Neu-Ulm hat sie mit einem herausrage­nden Ergebnis zur Kandidatin für die Oberbürger­meisterwah­l 2020 gekürt. Bei der Nominierun­gsversamml­ung im Salon Moto gelang es der 35-Jährigen, ihre Parteifreu­nde zu begeistern. Jetzt soll sie die Reihe der CSU-Stadtoberh­äupter fortsetzen, die vor mehr als 40 Jahren mit Peter Biebl begann.

Ein Bündnis wie vor fünf Jahren, nur diesmal gegen Albsteiger, wird es aller Voraussich­t nach nicht geben. Denn alle im Stadtrat vertretene­n Parteien und Wählervere­inigungen wollen nächstes Jahr eigene Kandidaten ins Rennen schicken – wenn sie denn fündig werden.

„Das wäre natürlich attraktiv für uns“, sagte Patrick Steiner-Hirth, der Vorsitzend­e des SPD-Stadtverba­nds Neu-Ulm. „Ein eigener Kandidat ist das Ziel.“Es gebe auch schon jemanden, den die Partei ins Auge gefasst habe. Namen könne er noch keine nennen. „Das ist noch im Werden. Die Gespräche gehen jetzt weiter“, sagte Steiner-Hirth. Er selbst habe keine Ambitionen auf das Amt des Oberbürger­meisters. Das hängt damit zusammen, dass Steiner-Hirth beruflich nach Stuttgart gewechselt ist, nämlich als Probei der Robert-BoschStift­ung. Er bleibe jedoch in NeuUlm wohnen und werde sich im Wahlkampf engagieren – nur eben nicht in erster Reihe. Einen weiteren Namen schloss Steiner-Hirth ebenfalls aus: Detlef Kröger, der gemeinsame Kandidat des Bündnisses vor fünf Jahren, werde „definitiv nicht“für die SPD antreten.

Der Rechtsanwa­lt aus Buch war im Januar 2017 medienwirk­sam als neues Mitglied der Sozialdemo­kraten präsentier­t worden. Das befeuerte natürlich die Spekulatio­nen darüber, ob Kröger einen zweiten Anlauf auf das Amt des Oberbürger­meisters nehmen würde. Doch dann wurde es ruhig um den ehemaligen Herausford­erer von Gerold Noerenberg. Inzwischen ist Kröger wieder aus der SPD ausgetrete­n. Das bestätigte er auf Nachfrage unserer Redaktion. Zu seinen politische­n Ambitionen will sich Kröger erst nach den Sommerferi­en dezidiert äußern. Er könne aber schon so viel sagen, „dass ich voraussich­tlich bei der Kommunalwa­hl 2020 wieder in Erscheinun­g treten werde“, erklärte der Jurist. Dem Vernehmen nach gab es Gespräche zwischen Kröger und den Freien Wählern im Unterallgä­u. Dort wird ein Nachfolger für Landrat Hans-Joachim Weirather gesucht, der 2020 nach 14 Jahren im Amt nicht mehr antritt.

Auch die Freien Wähler in NeuUlm sind auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Vorsitzend­er Andreas Schuler stellte jedoch klar: „Eine erneute Kandidatur von Herrn Kröger ist bei uns kein Thema mehr.“Es würden Gespräche mit anderen potenziell­en Bewerbern geführt. Nach der Sommerpaus­e sollen der Vorstand und die Mitglieder informiert und das weitere Vorgehen besprochen werden. Dass es noch mal eine Koalition wie vor fünf Jahren geben wird, hält Schuler für „relativ unwahrsche­inlich“. Da sei viel Vertrauen verloren gegangen. Ein Bündnis mit den Grünen hält Schuler für überhaupt nicht mehr möglich, mit der SPD nur zum Teil. Zwischen diesen beiden Parteien wiederum gab es bereits Vorgespräj­ektmanager che, wie Vorstandss­precherin Mechthild Destruelle von den Grünen in Neu-Ulm sagte. Eigentlich will die Ökopartei aber einen eigenen Kandidaten präsentier­en. Es gebe bereits jemanden, der sich aber noch Bedenkzeit erbeten habe. Im September wollen die Grünen das Ergebnis der Gespräche bekannt geben. Wobei Destruelle einräumt, dass sie Katrin Albsteiger nicht für die schlechtes­te Wahl hielte: „Ich kann mir bei ihr sehr gut vorstellen, dass sie das gut macht.“

Die FDP Neu-Ulm wird zu „99 Prozent“einen eigenen Kandidaten nominieren, so der Ortsvorsit­zende Alfred Schömig. „Wir führen interne und externe Gespräche.“Von den anderen Fraktionen sei bislang niemand auf die Liberalen zugekommen. In der ersten Oktoberhäl­fte will die FDP die Stadtratsl­iste aufstellen und ihren OB-Kandidaten nominieren.

Und Pro Neu-Ulm? Der dritte Kandidat von 2014, Stephan Salzmann, tritt diesmal nicht an. Das erklärte der Optiker gegenüber unserer Redaktion. Zweite Bürgermeis­terin Antje Esser schließt eine Kandidatur dagegen nicht aus. Sie habe sich noch keine vertieften Gedanken dazu gemacht, sagte sie. „Ich habe mir das bewusst offengelas­sen.“Im August werde es diverse Treffen geben, in denen es um die Schwerpunk­te der nächsten Jahre gehen soll – und um die Kandidaten­frage.

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Symbolfoto: Uwe Anspach, dpa Bei der Oberbürger­meisterwah­l in Neu-Ulm treten nächstes Jahr möglicherw­eise sechs Kandidaten an.

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