Ein halbes Dutzend Kandidaten bei der OB-Wahl?
Kommunalpolitik Die Neu-Ulmer CSU hat Katrin Albsteiger nominiert – alle anderen im Stadtrat vertretenen Parteien wollen ebenfalls eigene Leute ins Rennen schicken. Und was macht Detlef Kröger, der Herausforderer vor fünf Jahren?
Neu-Ulm Vor der OB-Wahl 2014 hatten sich in Neu-Ulm zwei Lager gebildet, die sich teilweise mit harten Bandagen bekämpften. Auf der einen Seite Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU) und seine Unterstützer, auf der anderen Seite SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler, die ihn aus dem Amt hebeln wollten. Der Kandidat des ViererBündnisses, der parteilose Detlef Kröger, scheiterte denkbar knapp in der Stichwahl. Und diesmal? Im Wahlkampf für 2020 sind die Voraussetzungen jedenfalls komplett anders als vor fünf Jahren.
Amtsinhaber Gerold Noerenberg tritt nächstes Jahr nicht mehr an. Der 62-Jährige, der seit 2004 auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt, kehrt der Politik den Rücken. Seine Nachfolgerin soll Katrin Albsteiger werden. Der CSU-Stadtverband Neu-Ulm hat sie mit einem herausragenden Ergebnis zur Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl 2020 gekürt. Bei der Nominierungsversammlung im Salon Moto gelang es der 35-Jährigen, ihre Parteifreunde zu begeistern. Jetzt soll sie die Reihe der CSU-Stadtoberhäupter fortsetzen, die vor mehr als 40 Jahren mit Peter Biebl begann.
Ein Bündnis wie vor fünf Jahren, nur diesmal gegen Albsteiger, wird es aller Voraussicht nach nicht geben. Denn alle im Stadtrat vertretenen Parteien und Wählervereinigungen wollen nächstes Jahr eigene Kandidaten ins Rennen schicken – wenn sie denn fündig werden.
„Das wäre natürlich attraktiv für uns“, sagte Patrick Steiner-Hirth, der Vorsitzende des SPD-Stadtverbands Neu-Ulm. „Ein eigener Kandidat ist das Ziel.“Es gebe auch schon jemanden, den die Partei ins Auge gefasst habe. Namen könne er noch keine nennen. „Das ist noch im Werden. Die Gespräche gehen jetzt weiter“, sagte Steiner-Hirth. Er selbst habe keine Ambitionen auf das Amt des Oberbürgermeisters. Das hängt damit zusammen, dass Steiner-Hirth beruflich nach Stuttgart gewechselt ist, nämlich als Probei der Robert-BoschStiftung. Er bleibe jedoch in NeuUlm wohnen und werde sich im Wahlkampf engagieren – nur eben nicht in erster Reihe. Einen weiteren Namen schloss Steiner-Hirth ebenfalls aus: Detlef Kröger, der gemeinsame Kandidat des Bündnisses vor fünf Jahren, werde „definitiv nicht“für die SPD antreten.
Der Rechtsanwalt aus Buch war im Januar 2017 medienwirksam als neues Mitglied der Sozialdemokraten präsentiert worden. Das befeuerte natürlich die Spekulationen darüber, ob Kröger einen zweiten Anlauf auf das Amt des Oberbürgermeisters nehmen würde. Doch dann wurde es ruhig um den ehemaligen Herausforderer von Gerold Noerenberg. Inzwischen ist Kröger wieder aus der SPD ausgetreten. Das bestätigte er auf Nachfrage unserer Redaktion. Zu seinen politischen Ambitionen will sich Kröger erst nach den Sommerferien dezidiert äußern. Er könne aber schon so viel sagen, „dass ich voraussichtlich bei der Kommunalwahl 2020 wieder in Erscheinung treten werde“, erklärte der Jurist. Dem Vernehmen nach gab es Gespräche zwischen Kröger und den Freien Wählern im Unterallgäu. Dort wird ein Nachfolger für Landrat Hans-Joachim Weirather gesucht, der 2020 nach 14 Jahren im Amt nicht mehr antritt.
Auch die Freien Wähler in NeuUlm sind auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Vorsitzender Andreas Schuler stellte jedoch klar: „Eine erneute Kandidatur von Herrn Kröger ist bei uns kein Thema mehr.“Es würden Gespräche mit anderen potenziellen Bewerbern geführt. Nach der Sommerpause sollen der Vorstand und die Mitglieder informiert und das weitere Vorgehen besprochen werden. Dass es noch mal eine Koalition wie vor fünf Jahren geben wird, hält Schuler für „relativ unwahrscheinlich“. Da sei viel Vertrauen verloren gegangen. Ein Bündnis mit den Grünen hält Schuler für überhaupt nicht mehr möglich, mit der SPD nur zum Teil. Zwischen diesen beiden Parteien wiederum gab es bereits Vorgespräjektmanager che, wie Vorstandssprecherin Mechthild Destruelle von den Grünen in Neu-Ulm sagte. Eigentlich will die Ökopartei aber einen eigenen Kandidaten präsentieren. Es gebe bereits jemanden, der sich aber noch Bedenkzeit erbeten habe. Im September wollen die Grünen das Ergebnis der Gespräche bekannt geben. Wobei Destruelle einräumt, dass sie Katrin Albsteiger nicht für die schlechteste Wahl hielte: „Ich kann mir bei ihr sehr gut vorstellen, dass sie das gut macht.“
Die FDP Neu-Ulm wird zu „99 Prozent“einen eigenen Kandidaten nominieren, so der Ortsvorsitzende Alfred Schömig. „Wir führen interne und externe Gespräche.“Von den anderen Fraktionen sei bislang niemand auf die Liberalen zugekommen. In der ersten Oktoberhälfte will die FDP die Stadtratsliste aufstellen und ihren OB-Kandidaten nominieren.
Und Pro Neu-Ulm? Der dritte Kandidat von 2014, Stephan Salzmann, tritt diesmal nicht an. Das erklärte der Optiker gegenüber unserer Redaktion. Zweite Bürgermeisterin Antje Esser schließt eine Kandidatur dagegen nicht aus. Sie habe sich noch keine vertieften Gedanken dazu gemacht, sagte sie. „Ich habe mir das bewusst offengelassen.“Im August werde es diverse Treffen geben, in denen es um die Schwerpunkte der nächsten Jahre gehen soll – und um die Kandidatenfrage.