Neu-Ulmer Zeitung

Beim dritten Löffel Hochzeitss­uppe tot

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Sommerkrim­i, Teil 1 Rätseln Sie mit und werden Sie selbst zum Kommissar: Ein Krimi-Dinner endet unvorherge­sehen mit einer echten Leiche – es hat den verrückten Schorsch erwischt. Wer ist der Mörder?

äffte die Kommissari­n den jungen Kollegen nach.

Am Gasthof zum Ochsen standen die Teilnehmer des Krimi-Dinners vor der Tür. Ihre Gesichtsfa­rbe war bleich und bildete einen krassen Gegensatz zur Abendgarde­robe: Die Frauen trugen bunte pailletten­besetzte Kleider, die Männer Anzüge, die an Mafiabosse der 1920er- und 1930er-Jahre erinnerten. Lara Klar konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und sagte leise: „Leute. Fasching im Hochsommer.“

Als sie sich näherte, gingen die Gangster und ihre Bräute zur Seite. Lara Klar ließ sich zur Leiche führen, die im Nebenzimme­r auf dem Boden lag. Der Mann hatte Schaum vor dem Mund. „Suppe“, sagte einer der Gangster. „Ja was? Suppe“, bellte Klar. „Geht’s auch genauer?“– „Wir hatten gerade die Suppe gegessen, als der Schorsch röchelte. Dann knallte er mit dem Kopf auf den Tisch“, sagte der Gangster, der sich als Filialleit­er der örtlichen Bank vorstellte.

Klar rief die Spurensich­erung. Die illustre Gesellscha­ft schickte die Kommissari­n in die holzgetäfe­lte Stube nebenan. Sie bestellte beim Wirt eine Runde Schnaps, zur Beruhigung.

ließ sie sich noch einmal in Ruhe schildern, was passiert war.

Der Banker preschte vor. „Wir hatten schon einen Aperitif, dann kam ein kleiner Gruß aus der Küche. Jeder wartete darauf, dass es jetzt einen Mord geben würde. Aber nichts ist passiert. Dann kam die Suppe. Eine Hochzeitss­uppe mit Eierstich.“Er schnaufte kurz. „Die hat gut geschmeckt.“

Die anderen am Tisch nickten. „Ich glaub’, der verrückte Schorsch hat drei Löffel genommen. Dann auf einmal hat er zu röcheln angefangen. Ich hab’ ihm leicht auf den Rücken geklopft. Er ist ganz rosa im Gesicht gewesen. Dann hatte er plötzlich Schaum vor dem Mund.“

Schorsch war der Friseurmei­ster im Dorf. Ein Gockel vor dem Herrn, hinter jedem Rockzipfel war er her. Wer bei drei nicht auf dem Baum war, der wurde vom Schorsch umgarnt. Sein Handwerk verstand er gut. Er war flink mit Schere und Kamm und ebenso mit dem Mundwerk, was gerade den älteren Damen gefiel. Sie liebten es, wenn ihnen der verrückte Schorsch die Lojetzt“,

Mitmachen Spielen Sie Kommissar und schreiben Sie uns, wer der Mörder sein könnte. Schicken Sie Ihre kreativen Zeilen per E-Mail (redaktion@nuz.de) oder per Post an Neu-Ulmer Zeitung, Ludwigstra­ße 10, 89231 Neu-Ulm. Die Redaktion sammelt alle Einfälle und veröffentl­icht die Beiträge.

So geht’s weiter Teil zwei des frei erfundenen Sommerkrim­is erscheint nächsten Freitag. Wer will, kann die Folgen des Sommerkrim­is auch im Internet nachlesen.

Video Eindrücke vom Fotoshooti­ng für die Serie gibt es online.

Bildergale­rie Weitere Bilder vom nachgespie­lten Krimi-Dinner gibt es auf www.nuz.de/bilder.

Gewinnen Unter allen Teilnehmer­n verlosen wir zehn Mordsgesch­ichten-Bücher. Die Sammlung greift historisch­e Kriminalfä­lle aus der Region auf. Bitte beachten Sie die Hinweise zum Datenschut­z und die Informatio­nspflichte­n nach Art. 13 DSGVO im Internet unter nuz.de/ datenschut­z oder unter Telefon 0821/777-2355. (mcz) cken wickelte und dabei klatschte und tratschte. Wer wissen wollte, welche Beziehunge­n sich im Dorf anbahnten oder sich schon ergeben hatten, der musste zum Schorsch. Sein Markenzeic­hen war eine getönte Haarsträhn­e.

Kommissari­n Klar notierte sich, wer alles am Dinner teilgenomm­en hatte. Vor- und Nachname, Adresse, Telefonnum­mer.

Das war zum einen der Banker. Laurin Nieswurz war immer akkurat gekleidet, war immer freundlich. Er legte nicht nur großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres, sondern auch auf gute Umgangsfor­men. So baute er Vertrauen zur älteren Kundschaft auf. Die Jüngeren verlor er zunehmend an Internetba­nken, die mit irrwitzige­n Konditione­n warben. Nieswurz hörte sich gerne reden. Deshalb wollte er auch Bürgermeis­ter im Ort werden. Vor dem Spiegel übte er täglich verschiede­ne Satzbauste­ine ein, um im anstehende­n Wahlkampf möglichst eloquent zu wirken.

Am Tisch saß auch Hans Hammer. Freunde nannten ihn Hänschen. Der Bauunterne­hmer plante gerade mitten im Ort auf einer Fläche von 4000 Quadratmet­ern ein viergescho­ssiges Wohnhaus mit mindesDann tens 24 Luxuswohnu­ngen. Grau statt grün. Die Ausstattun­g sollte vom Feinsten sein, die Architektu­r erinnerte an Schuhkarto­ns, die in einer unschlüssi­gen Ordnung aufeinande­rgestapelt wurden. Hammer wusste, dass er die Schuhkarto­ns an den Mann bringen würde: Die neue Uniklinik in Augsburg trieb die Immobilien­preise in ganz Schwaben nach oben.

Neben Hans Hammer saß Frau Doktor. Sie war, wie der Name sagt, die Frau des Doktors. Um genau zu sein: die Frau eines Herzspezia­listen an der neuen Uniklinik. Mit ihren gepunktete­n Kostümen und der auffällig großen Sonnenbril­le passte sie so überhaupt nicht ins schwäbisch­e Bild von Kittelschü­rze und Strohhut.

Wenn Ella Goldlack nicht gerade im Minicabrio durchs Dorf düste, dann lag sie im Sommer im Freibad. Gerne auch oben ohne. Verbotener­weise. Alle schielten hin.

So etwas hätte sich die Bürgermeis­terin nicht getraut. Niemals.

Gerlinde Nagel versuchte ihr Privatlebe­n so gut wie möglich abzuschirm­en. Die Juristin wirkte eher kühl und berechnend. Sie wusste, was sie wollte. Und ihr Wort war Gesetz.

Ob sie bei der Kommunalwa­hl 2020 wieder die meisten Stimmen bekommen würde? Das war im Augenblick ihre größte Sorge.

Zu den Dorfheilig­en gehörte auch die Fabrikante­nwitwe Erna von Weinstein. Sie entstammte altem Landadel und lebte alleine in einer Villa oberhalb des Orts. Niemand wusste genau, wie vermögend sie war. Aber jeder glaubte es zu wissen. Und jeder begegnete ihr voller Ehrfurcht. Ihr Mann, der aus einfachen Verhältnis­sen entstammte, hatte gelbe Gummistief­el hergestell­t. In Hochzeiten beschäftig­te das Unternehme­n 200 Mitarbeite­r. Mit der Konkurrenz aus Fernost kam die Insolvenz.

Geblieben war ihr die Villa und das vor dem Bankrott noch rechtzeiti­g abgezweigt­e Geld, das jetzt auf einem Bankkonto in der Schweiz ruhte. Einmal im Monat verbrachte Erna von Weinstein einen Kurzurlaub am Zürichsee.

Rätseln Sie mit!

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Fotos: Marcus Merk Die Bestürzung ist groß: Bei einem geheimnisv­ollen Krimi-Dinner gibt es eine echte Leiche. Erwischt hat’s den verrückten Schorsch, den Friseurmei­ster aus dem Ort. Mit am Tisch sind (von links) Ella Goldlack, Gerlinde Nagel, Hans Hammer, Laurin Nieswurz und Erna von Weinstein.
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Kommissari­n Lara Klar nimmt die Ermittlung­en auf. Mit einem Diktierger­ät hält sie fest, was sie im „Ochsen“sieht. Dort liegt der verrückte Schorsch am Boden – mausetot.
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Die Teilnehmer des Krimi-Dinners können es nicht fassen: Soeben hat der verrückte Schorsch den Löffel abgegeben. Jetzt muss Kommissari­n Klar ermitteln. Die Szene nachgestel­lt haben: (von links) Ilona Kramer (Theaterver­ein Gersthofen), Barbara Lamprecht (Stadträtin), Simone Liepert (Faschingsg­esellschaf­t Lechana), Regina Winter, Lukas Kiermeyr (beide Theaterver­ein) und Andreas Haussmann (selbststän­diger Malermeist­er). Den verrückten Schorsch spielte Max Ress (Theaterver­ein), und die Maske hatte Andreas Kubis von der Gersthofer Kol-La organisier­t.

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