Neu-Ulmer Zeitung

Donau gegen Alb

- VON GIDEON ÖTINGER

DFB-Pokal Nach zwei Fußballfes­ten im vergangene­n Jahr wartet das nächste Kapitel: Der 1. FC Heidenheim kommt nach Ulm. Der Zweitligis­t ist schon im Spielrhyth­mus, doch Spatzen-Trainer Bachthaler ist optimistis­ch

Ulm Der FC Heidenheim fristet ein ganz angenehmes Leben auf der Ostalb. Sportlich geht es seit Jahren aufwärts, neuerdings gehört dem Zweitligis­ten die schmucke VoithArena, die er der Stadt für zwei Millionen Euro abgekauft hat, und obendrein ging er in die aktuelle Saison mit einem Rekordetat von 28 Millionen Euro. Geld gehört beim FCH dank vieler patenter Sponsoren schon seit Längerem nicht mehr zu den Problemen. Das zieht branchenüb­lich Skeptiker in deutschen Fankreisen an. Eine Fangruppe, die auch nicht gut auf den FCH zu sprechen ist, hat ihre Heimat nur rund 30 Autominute­n südlich: die des SSV Ulm 1846 Fußball. Und wie es das Schicksal so wollte, ist der an diesem Samstag (18.30 Uhr) Heidenheim­s Gegner in der ersten Runde des DFB-Pokals im Donaustadi­on. Weil die Partie somit brisant ist, wurde sie als „Hochrisiko­spiel“eingestuft (siehe Infokasten).

Das Donaustadi­on ist nahezu ausverkauf­t, nur noch wenige Restticket­s gibt es auf dem Internetpo­rtal „Reservix“und so rechnen alle wieder mit rund 18000 Zuschauern – eine Kulisse, an die sich die Ulmer langsam gewöhnen könnten, denn im vergangene­n Jahr lud der DFBPokal zweimal ins Rund an der Gänswiese. Gegen den Bundesligi­sten Frankfurt gab es den Sensations­sieg, im Zweitrunde­nspiel gegen Fortuna Düsseldorf, ebenfalls aus der Ersten Liga, letztlich das Aus. Spaß hatten die Zuschauer trotzdem. Wenn es gegen hochklassi­ge Gegner geht, strömen die Menschen zum Fußball, anders als in der Regionalli­ga. „Die Ulmer lechzen nach solchen Erlebnisse­n“, sagt Ulms Kapitän Florian Krebs. Doch auch

Ulmer „lechzen“nach großen Spielen

wenn es das dritte DFB-Pokalspiel in einem Jahr ist: normal sei eine solche Partie noch lange nicht. Das ganze Drumherum mit Medienterm­inen und den vielen Fans „beflügelt“ihn noch immer. „Die Fans sind ein wichtiger Faktor.“Genau die sind derzeit aber etwas alarmiert. Das Ulmer Umfeld kann ziemlich unruhig werden, wenn es mal nicht läuft und die beiden Niederlage­n zum Saisonauft­akt gegen die Kickers Offenbach und den SV Elversberg taten ihr übriges dazu. Ulms Trainer Holger Bachthaler findet, dass zu hart mit seinem Team ins Gericht gegangen wird: „Wir haben gegen zwei Topteams verloren, da müssen wir uns nicht kleiner machen als wir sind. Auch wenn die Ergebnisse etwas anderes sagen: das waren beide Male gute Leistungen.“Letztlich hätten ein

Situatione­n dazu beigetrage­n, dass die Partien verloren gingen. Auch sein Kapitän Florian Krebs findet: „Klar haben wir uns den Saisonstar­t anders vorgestell­t, aber man muss die Situation auch richtig einschätze­n.“Schließlic­h hätte das Team gegen zwei der stärksten Mannschaft­en der Liga gespielt. Auf die Stimmung schlagen die Ergebnisse jedenfalls nicht, versichert er.

Ein Regionalli­ga-Fußballer kann wohl auch gar keine schlechte Stimmung haben, wenn er vor einem Spiel im eigenen, praktisch ausverkauf­ten Stadion gegen einen Gegner steht, der zu den besten 36 Mannschaft­en Deutschlan­ds gehört und in der vergangene­n Saison lange um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielte. Fünfter mit 55 Punkten

wurden die Heidenheim­er, es war das beste Ergebnis in der Vereinsges­chichte und wahrlich ein Ausrufezei­chen. Dem SC Paderborn reichten 57 Zähler für den direkten Aufstieg, Union Berlin erreichte mit der gleichen Punktzahl die Relegation und letztlich ebenfalls den Aufstieg. Die Leistung war unter anderem der Verdienst von Trainer Frank Schmidt, der die Mannschaft seit fast zwölf Jahren leitet – eine Ewigkeit für einen Fußball-Trainer.

Zu seinen Schützling­en gehörte von 2009 bis 2014 auch Florian Krebs, der den Verein noch als vermeintli­chen „Dorfklub“kennenlern­te. Mit Kapitän Marc Schnattere­r ist er noch immer befreundet und möchte am Samstag nach dem Spiel mit ihm essen gehen. Am beszelne

ten dürfte es mit einem Sieg im Nacken schmecken, aber kein Ulmer würde wohl bestreiten, dass der SSV wieder die Rolle des Außenseite­rs innehat, womit die Spatzen aber ganz gut umgehen können, das haben sie gegen die Eintracht bewiesen. Damals waren die Grundvorau­ssetzungen aber andere. Die Hessen hatten eine katastroph­ale Vorbereitu­ng hinter sich, im Kader selbst rumorte es. Im Ligabetrie­b war die Eintracht ebenfalls noch nicht – anders als Heidenheim, das mit einem 3:1 gegen Osnabrück und einem 2:2 gegen den VfB Stuttgart in die Zweitligas­aison gestartet ist. Den Vergleich möchte Holger Bachthaler aber nicht anstellen: „Frankfurt hat vor dem Spiel gegen uns im Supercup gegen Bayern

München gespielt.“Mit 0:5 verloren sie das Spiel zwar, an Spielpraxi­s habe es ihnen jedoch nicht gefehlt, findet Bachthaler. „Optimistis­ch“werde er deshalb in die Partie am Samstag gehen. Spaß sollen seine Spieler haben und „wenn wir die Dinge auf den Platz bringen, zu denen wir fähig sind, können wir auch gegen Heidenheim bestehen.“

Personell sieht es in seinem Team gut aus. Nur Aron Viventi und Haris Hyseni fehlen, sogar Steffen Kienle, der in dieser Woche wieder ins Mannschaft­straining eingestieg­en ist, könnte eventuell wieder angreifen. Er erzielte im vergangene­n Jahr das erste Tor gegen Frankfurt. Vielleicht ja ein gutes Zeichen, um es den Heidenheim­ern südlich der Ostalb unangenehm zu machen. FUSSBALL

DFB-Pokal: SSV Ulm 1846 Fußball – FC Heidenheim (Sa. 18.30 Uhr). Regionalli­ga Bayern: SpVgg Bayreuth – FV Illertisse­n (Fr. 18.30 Uhr). Landesliga Bayern: SV Mering – FV Illertisse­n II (Sa. 17 Uhr), SV Egg – FC Sonthofen (So. 15 Uhr).

Bezirkslig­a Schwaben: TSV Babenhause­n – TSV Neusäß (Sa. 17 Uhr). Bezirkspok­al Donau/Iller: SV Pappelau-Beiningen – SV Lonsee, TSV Langenau II – TSV Blaubeuren, SV Göttingen – FC Langenau (alle Fr. 18.30 Uhr), TSF Ludwigsfel­d – TSV Holzheim (Sa. 14 Uhr), TSV Berghülen – TSV Blaustein II (Sa. 17 Uhr), FKV Neu-Ulm – SC Staig (So. 13 Uhr), TSV Buch II – SV Tiefenbach II (So. 14 Uhr), SV Oberroth – SSG Ulm 99, TSV Obenhausen II – Türkgücü Ulm, TSV Pfuhl – SV Beuren, SV Grimmelfin­gen – FV Senden, SV Balzheim – SSV Illerberg, Türkspor Neu-Ulm II – TSV Kettershau­sen, SpVgg Au – FC Illerkirch­berg, SGM Aufheim/Holzschwan­g II – FC Silheim, FV Bellenberg – TSV Erbach, SF Rammingen – TSV Langenau, SV Hörvelsing­en – TSV Bermaringe­n, TSV Westerstet­ten – SV Westerheim, TSV Seißen – Croatia Ulm, SV Eggingen – FC Neenstette­n, SV Feldstette­n – Ljiljan Ulm, VfL Ulm – TSV Altheim/Alb, VfL Bühl – SV Thalfingen II, SV Mähringen – SV Jungingen II, TSV Einsingen – FC Blaubeuren II, SG Nellingen – TSV Laichingen, SV Lonsee II – SSC Stubershei­m, FC Burlafinge­n II – SV Suppingen (alle So. 15 Uhr), SGM Ingstetten/ Schießen – FC Burlafinge­n, TSV Dietenheim – SGM Aufheim/Holzschwan­g, TSV Obenhausen – Esperia Italia Neu-Ulm, TSV Reggliswei­ler – SV Tiefenbach, FV Weißenhorn – FV Ay, TSV Kellmünz – TSV Senden, Ataspor Neu-Ulm – FV Gerlenhofe­n, SC Unterweile­r – SV Jedesheim, SGM Vöhringen-Illerzell – TV Wiblingen, SV Grafertsho­fen – SV Nersingen, SF Illerriede­n – FV Altenstadt, FC Straß – SV Pfaffenhof­en, RSV Wullenstet­ten – SC Staig II, FC Blaubeuren – TSV Blaustein, SV Thalfingen – ESC Ulm, FC Birumut Ulm – TSG Söflingen, TSG Söflingen II – Srbija Ulm, SV Ballendorf – SV Jungingen, SV Amstetten – SC Heroldstat­t, SV Offenhause­n – FC Hüttisheim, SSG Ulm 99 II – SV Asch/ Sonderbuch, TSV Bernstadt – SV Asselfinge­n, SV Weidenstet­ten – SV Oberelchin­gen, SC Türkgücü Ulm II – TSV Herrlingen, SV Scharenste­tten – TSV Albeck, FC Blautal – SF Dornstadt, FV Schnürpfli­ngen – SF Dellmensin­gen, RSV Ermingen – SGM Machtolshe­im/Merklingen, SC Lehr – VfB Ulm (alle So. 17 Uhr). U19-Bundesliga: SSV Ulm 1846 Fußball – FC Kaiserslau­tern (So. 11 Uhr). LEICHTATHL­ETIK

City Jump:

Stabhochsp­rung auf dem Ulmer Münsterpla­tz (Fr. ab 16.30 Uhr).

TENNIS

U21-Turnier Wettkampf um DTB-Ranglisten­punkte beim TC Weißenhorn (Fr. aber 13 Uhr, Sa. ab 9.30 Uhr und So. ab 13 Uhr).

 ??  ?? Stehen sich am Samstag im DFB-Pokal gegenüber: Holger Bachthaler (links), Trainer des SSV Ulm 1846 Fußball und Frank Schmidt, der in seinen fast zwölf Jahren als Trainer den FC Heidenheim vom Dorfklub zum Bundesliga-Aufstiegsk­andidaten formte.
Stehen sich am Samstag im DFB-Pokal gegenüber: Holger Bachthaler (links), Trainer des SSV Ulm 1846 Fußball und Frank Schmidt, der in seinen fast zwölf Jahren als Trainer den FC Heidenheim vom Dorfklub zum Bundesliga-Aufstiegsk­andidaten formte.
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Fotos: Alexander Kaya, Roland Weihrauch/dpa

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