Pray for Bavaria
Die bayerische Regierung aus CSU und Freien Wählern steht unter Dauerstrom: Artenvielfalt hier, Klimakrise dort. Die Beliebtheitswerte – heutzutage einer der wichtigsten Indikatoren politischen Erfolgs – schwanken, von 50 Prozent in Umfragen kann die
CSU nur noch träumen. Und was haben die honorigen Politiker nicht bereits alles versucht, um daran etwas zu ändern: ein Kruzifix für jede Amtsstube, eine Pkw-Maut für die Ausländer, die dreist unsere Straßen ruinieren, mehr Blümchen für die Bienchen. Die Ergebnisse fielen oft bescheiden aus. Hilfe von außen, vielleicht sogar göttliche von oben, könnte da nicht schaden. Und wahrlich, Rettung naht – ausgerechnet aus Österreich.
Mit www.prayforaustria.at hat eine Unternehmerin eine Plattform geschaffen, um für politische Verantwortungsträger einer jeden Partei in Österreich zu beten. Warum also nicht auch himmlischer Beistand für Bayerns Politiker? Was könnten unsere Regierenden mithilfe von, sagen wir: www.prayforbavaria.de nicht alles erreichen. Aussterbende Ortskerne feiern ihre Auferstehung. Ministerpräsident Markus Söder gelingt es, die Windräder in Bayern gar wundersam zu vermehren. Und in München teilt sich die gesamte S-Bahn-Stammstrecke wie von selbst in eine zweite, vielleicht sogar eine dritte und vierte.
Zwei Wermutstropfen für vielleicht schon in Visionen schwelgende Spitzenpolitiker gibt es aber: Auslöser für das österreichische Projekt war die Ibiza-Affäre von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Eine solche wünscht man keinem Bayern an den Hals. Und die Website hat zum Stand dieser Glosse lediglich 645 aktive Beter. Politiker müssen wohl weiterhin auf das eigene Engagement bauen, statt auf Wunder zu hoffen.