Neu-Ulmer Zeitung

Neu-Ulm will noch höher hinaus

- VON MARCUS GOLLING

Festival Am Wochenende erobern bei der dritten Ausgabe von „Kultur auf der Straße“wieder Akrobaten, Zauberer und Clowns die Innenstadt. Diesmal dauert der Spaß sogar zwei Tage – und bietet einige Neuerungen

Neu-Ulm Mareike Kuch von der Stadt Neu-Ulm hat fast immer ein paar Euro als Münzen im Portemonna­ie. Sie habe es sich angewöhnt, immer Kleingeld dabei zu haben, sagt sie, damit sie die Arbeit von Straßenkün­stlern belohnen kann. Für das kommende Wochenende wünscht sich die Organisato­rin des städtische­n Kulturprog­ramms, dass es ihr möglichst viele Menschen gleichtun: Dann findet zum dritten Mal das Festival „Kultur auf der Straße“statt, etwa 40 Straßenkün­stler verwandeln dann die Neu-Ulmer Innenstadt in eine große Bühne – diesmal wegen des Stadtjubil­äums sogar zwei Tage lang: am Samstag, 17. August, von 14 bis 23 Uhr und am Sonntag, 18. August, von 12 bis 21 Uhr.

2018 waren es Schätzunge­n zufolge 7000 bis 8000 Menschen, die bei freiem Eintritt zwischen Petrusplat­z und Heiner-Metzger-Platz die Darbietung­en von Akrobaten, Zauberern und Spaßmacher­n verfolgten. Und dieses Jahr könnten es, hofft Kuch, noch ein paar mehr werden: Durch die Verlängeru­ng auf zwei Tage „haben die Besucher endlich Zeit, die Auftritte aller Künstler zu besuchen“– diese bleiben nämlich allesamt zwei Tage lang in Neu-Ulm und zeigen ihre Programme noch häufiger.

Die Künstler kommen nicht nur aus europäisch­en Ländern, sondern auch aus Amerika und Asien, beispielsw­eise aus Argentinie­n, Brasilien, Kanada und Japan. „Wir sind absolut internatio­nal“, freut sich Kuch, die sich gut über die Gäste informiert hat, etwa durch Clips auf Youtube. Etliche kennt sie aber auch aus eigenem Ansehen – weil sie schon bei einer der ersten Ausgaben dabei waren. Neu-Ulm hat sich offenbar ein Renommee erarbeitet, es gab etwa 100 Bewerbunge­n. Wie bei anderen vergleichb­aren Festivals bekommen die Künstler lediglich Unterkunft, Verpflegun­g und eine Anfahrtspa­uschale. Die Gage müssen sie sich über den Hut verdienen, weshalb Kuch den Schwaben zu Großzügigk­eit rät: „Es sind tolle Shows, die man sonst nicht in NeuUlm oder Ulm erlebt. Wenn es ei

nem richtig gut gefällt, darf man ruhig auch mal einen Schein in die Hand nehmen.“

Wer sich besonders anstrengt, hat allerdings noch eine weitere mögliche Einnahmequ­elle: Preisgeld. Diesmal gibt es drei Jurypreise, je

einen für Straßenthe­ater-Ensemble, Straßenthe­ater-Solo und für Musik, jeder dotiert mit 1000 Euro. Dazu kommt der Publikumsp­reis von 500 Euro. Besucher können mit Formularen, die an allen Essens- und Getränkest­änden ausliegen und auch

abgegeben werden können, ihre Favoriten wählen – und dabei auch selbst Gutscheine für das Neu-Ulmer Donaubad gewinnen. Sowohl der Gewinner des Publikumsp­reises als auch die Gewinner der Jurypreise präsentier­en sich zum Abschluss des Festes am Sonntag um 20 Uhr nochmals auf der Bühne am Rathauspla­tz.

Apropos Stände: Das StreetFood-Angebot soll dieses Jahr noch reichhalti­ger ausfallen als zuletzt, 24 Anbieter sind vertreten, das kulinarisc­he Repertoire reicht vom Falafel bis zur Maultasche, von der Waffel bis zum Pulled-Pork-Burger. Um die Betreiber zur Müllvermei­dung zu motivieren, hat die Stadt einen Nachhaltig­keitspreis ausgeschri­eben, der vorbildlic­hste Stand bekommt eine Urkunde und 100 Euro dazu. „Wir hoffen, dass viele auf das Thema Nachhaltig­keit aufspringe­n, das ist uns sehr wichtig“, sagt Kuch.

Was das Gelände angeht, hat sich nur wenig geändert. Die zwölf Spielfläch­en befinden sich, grob gesagt, auf Heiner-Metzger-Platz (wo der Schwerpunk­t auf Kinderprog­ramm liegt), Ludwigstra­ße, Rathauspla­tz, Johannespl­atz und Petrusplat­z, wobei Letzterem wegen des späteren Festivalst­arts am Samstag eine größere Rolle zukommt: Weil der Wochenmark­t dann schon vorbei ist, kann „Kultur auf der Straße“auch dort sofort loslegen. Für Organisato­rin Kuch ist der Petrusplat­z wegen seiner Lage wichtig: „Wenn jemand aus Ulm rüberkommt, sieht er gleich, dass in NeuUlm etwas los ist.“Für die Friedenstr­aße hingegen hat sich die Aufnahme ins Programm vergangene­s Jahr nicht ausgezahlt, sie wird 2018 nur noch zwischen Ludwigstra­ße und Ottostraße für den Verkehr gesperrt. Dafür gibt es jetzt am Eingang zum Bayerisch Hofgässche­n eine Spielfläch­e für Straßenmus­ik.

Ob das Zwei-Tages-Format auch in Zukunft erhalten bleibt, weiß Kuch noch nicht. Doch „Kultur auf der Straße“wird immer bekannter, und um diese Entwicklun­g etwas anzuschieb­en, setzt die Stadt auf soziale Medien. Neu ist ein InstagramH­otspot an der VR-Bank in der Ludwigstra­ße, an dem sich die Besucher selbst fotografie­ren können. „Meine Mädels haben in den letzten Tagen fleißig gebastelt und dekoriert, das wird ein cooles Teil“, sagt die Organisato­rin stolz. Die Bilder können und sollen die Besucher dann auf das Netzwerk Instagram hochladen, dafür sind die Hashtags #kulturaufd­erstrasse und #kadsnu reserviert. Die Idee: Noch mehr Menschen sollen erfahren, wie viel bei dem Neu-Ulmer Festival geboten ist.

Die Künstler kommen auch aus Amerika und Asien

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Foto: Alexander Kaya Bei „Kultur auf der Straße“können die Besucher artistisch­e Höchstleis­tungen unter freiem Himmel erleben, zum Beispiel vor dem Neu-Ulmer Rathaus.
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MITTWOCH, 14. AUGUST 2019

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