Buchsbaumzünsler: Gärtner verzweifeln
Natur Der Befall ist im Landkreis Neu-Ulm aktuell so hoch wie nie zuvor. Die gefräßigen Raupen vernichten die Pflanzen innerhalb kurzer Zeit. Was Experten gegen den Schädling raten
Landkreis Unbemerkt beginnt die kleine, grüne Raupe unten am Buchsbaum zu fressen. Langsam arbeitet sich das gefräßige Insekt an der Pflanze nach oben. Die gelben Blätter purzeln reihenweise zu Boden. Wenn der verzweifelte Besitzer den Schädling bemerkt, ist es schon zu spät. Der Buchsbaum ist tot – und mit ihm die oftmals jahrzehntelange Arbeit. So oder so ähnlich ergeht es derzeit zahllosen Gärtnern im Landkreis Neu-Ulm. Denn der Zünslerbefall hat in diesem Jahr sprunghaft zugenommen, wie Bernd Schweighofer sagt. Nach Angaben des Kreisfachberaters für Gärten und Grünanlagen gibt es gar so viele Raupen wie noch nie zuvor.
Der Buchsbaumzünsler, eigentlich ein ostasiatischer Kleinschmetterling, wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach Mitteleuropa eingeschleppt und verbreitet sich seitdem auch in Deutschland immer schneller. „Man merkt die Plage auch in Neu-Ulm sehr deutlich“, sagt Schweighofer. In den vergangenen vier bis sechs Wochen hätten täglich bis zu zehn betroffene Gärtner telefonisch im Landratsamt um Rat gefragt, berichtet der Experte.
Der Buchs sieht lange gut aus und geht schlagartig kaputt
Mittlerweile habe sich aber vieles schon herumgesprochen, die Anrufe seien deshalb weniger geworden.
Als mögliche Ursachen für die Plage nennt Schweighofer den weltweiten Handel und die Klimaerwärmung. „Und wenn der Schädling mal da ist, dann bekommt man ihn nicht mehr weg“, sagt er. Einen Befall erkenne man nur schwer – und dann sei es oft schon zu spät. „Der Buchs sieht lange gut aus und geht dann schlagartig kaputt“, berichtet Schweighofer. Er rät, die außen liegenden Äste regelmäßig beiseitezuschieben und das Innere des Buchses mit einer Taschenlampe zu untersuchen. Sind viele gelbe Blätter und abgestorbene Äste zu sehen, könnten es sich die Raupen an der Pflanze bequem gemacht haben. In diesem Fall rät der Experte, den Buchs zuerst von den befallenen Ästen zu befreien. Anschließend sollte die Schädlingsbekämpfung folgen.
Laut Schweighofer gibt es verschiedene Mittel gegen den Schädling. Zum einen den Bacillus thuringiensis, ein Krankheitserreger, der als Fraßgift wirkt und die Verdauung der Raupen stört. Eine weitere Möglichkeit sei Algenkalk, der neh
me den Raupen die Feuchtigkeitsgrundlage. Für Umwelt, Mensch und Tier seien beide Mittel ungefährlich. Weil der Schädling bis zu fünf Generationen im Jahr habe, sei es zwingend notwendig, alle drei bis vier Wochen zu behandeln, betont Schweighofer. Für die Entsorgung gebe es zwar keine bindende Vorschrift, es sei aber empfehlenswert, die betroffenen Pflanzenteile zu verbrennen, sagt der Kreisfachberater.
Die Entsorgungs-Betriebe der Stadt Ulm weisen darauf hin, dass Buchsbäume nur als Grüngut entsorgt werden, wenn sich keine Eier und Raupen des Buchsbaumzünslers auf der Pflanze befinden. Um zu verhindern, dass sich der Schädling weiter ausbreitet, sollte Buchsbaumschnitt deshalb als Rest- oder
Sperrmüll entsorgt werden – am besten verpackt in einem gut verschlossenen Plastiksack.
Die heimische Tierwelt habe den Buchsbaumzünsler bisher nicht gekannt, berichtet Kreisfachberater Schweighofer. Aber die Vögel würden sich nun langsam darauf einstellen. Man habe schon Spatzen beobachtet, die Zünsler fressen, sagt er. Er hoffe, dass die Vögel die Raupen als Futter annehmen werden: „Wir können nur abwarten, ob sich langfristig ein Gleichgewicht einstellt. Das ist die einzige Chance und die einzige langfristige Lösung.“Das müsse schon in den kommenden Jahren passieren. Ansonsten sieht der Experte schwarz: „Dann sollten sich Buchs-Besitzer besser nach Alternativen, etwa Eiben, umsehen.“
Das sieht auch Bernd Kurus-Nägele vom Bund Naturschutz so. Viele Vereinsgärten, bei denen er mithelfe, seien von der Plage betroffen, berichtet er. Die kleinen Sträucher seien dann meist nicht zu retten, aber die großen würden sich nach dem Zuschnitt teils erholen und wieder treiben, sagt Kurus-Nägele und betont: „Chemische Mittel sollte man zur Bekämpfung unbedingt vermeiden. Das schädigt auch andere Insekten.“
Normalerweise stelle sich in der Natur nach ein paar Jahren ein Gleichgewicht ein. „Darauf müssen wir hoffen. Auch wenn es zunächst hart ist, aber man sollte nicht überschnell reagieren, wir sollten die Ruhe bewahren“, sagt der Naturschützer.