Neu-Ulmer Zeitung

In der CDU wächst der Unmut über Kramp-Karrenbaue­r

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Parteien Wie ein missverstä­ndliches Interview die Wahlkämpfe­r in Ostdeutsch­land empört

Berlin/Dresden Zwei Wochen vor den Wahlen in Sachsen und Brandenbur­g gärt es in der CDU. Mit missverstä­ndlichen Äußerungen über ein Parteiauss­chlussverf­ahren gegen den ehemaligen Verfassung­sschutzprä­sidenten Hans-Georg Maaßen, einen der schärfsten Kritiker von Angela Merkels Flüchtling­spolitik, hat Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r massiven Ärger in den eigenen Reihen ausgelöst. Viele ostdeutsch­e CDU-Politiker machten am Wochenende ihrem Unmut lautstark Luft. Im Wahlkampf ist Maaßen vor allem für die Christdemo­kraten in Sachsen aktiv. Vereinzelt wird er auch als neuer Innenminis­ter in Dresden gehandelt.

Kramp-Karrenbaue­r hatte auf die Frage, ob sie über ein Ausschluss­verfahren gegen Maaßen nachdenke, gesagt: „Es gibt aus gutem Grund hohe Hürden, jemanden aus einer Partei auszuschli­eßen. Aber ich sehe bei Herrn Maaßen keine Haltung, die ihn mit der CDU noch wirklich verbindet.“Später sah sie sich zu der Klarstellu­ng gezwungen, dass sie keinen Parteiauss­chluss Maaßens gefordert habe, der Koalitione­n mit der rechtspopu­listischen AfD nicht grundsätzl­ich ausschließ­t. In Berlin betonte sie: „Die CDU ist eine Partei mit über 400000 Mitglieder­n. Dass jeder seine eigene Meinung haben kann, das macht uns aus, das macht uns auch interessan­t.“Es müsse aber klar sein, dass der politische Gegner nicht innerhalb der Partei sei. „Und dass klar ist, dass nicht versucht wird, eine Partei grundlegen­d zu verändern.“

Maaßen reagierte gelassen auf die Debatte. In der Welt am Sonntag rief er die sächsische CDU und Ministerpr­äsident Michael Kretschmer zudem dazu auf, sich inhaltlich von der Bundespart­ei abzugrenze­n: „Ich wünsche mir, dass sich der sächsische Ministerpr­äsident von bestimmten politische­n Positionen, die von der CDU auf Bundeseben­e propagiert werden, emanzipier­t.“Kretschmer bezeichnet­e die Debatte um ein Ausschluss­verfahren gegen Maaßen als „falschen Weg“: „Bei aller berechtigt­en Kritik – wir schließen niemanden aus, nur weil er unbequem ist.“Axel Fischer, Mitglied des Unionsfrak­tionsvorst­ands, sagte unserer Redaktion: „Christlich soziale, wirtschaft­sliberale und wertkonser­vative Menschen müssen sich gleicherma­ßen in der CDU zu Hause fühlen.“Die brandenbur­gische Bundestags­abgeordnet­e Jana Schimke ging AKK noch deutlich heftiger an. Die Parteichef­in habe den Wahlkämpfe­rn im Osten einen Bärendiens­t erwiesen. Nicht Maaßen schade der CDU, sondern eine „fehlende Debatte und mangelndes politische­s Gespür“.

Kramp-Karrenbaue­r erhielt aber auch Unterstütz­ung. „Die Abgrenzung ist vollkommen richtig und notwendig“, sagte Vorstandsm­itglied Johann Wadephul. Sein Kollege

Maaßen: Die Partei ist zu weit nach links gerückt

Marco Wanderwitz warf Maaßen vor, er betreibe aktiv die Annäherung an die AfD. Der Bundesvize des Arbeitnehm­erflügels, Christian Bäumler, brachte einen Unvereinba­rkeitsbesc­hluss gegen die WerteUnion ins Spiel.

Maaßen selbst sagte, nicht er habe sich von den Positionen der Partei entfernt, sondern die CDU sei unter Merkel „weit nach links gerückt“. Es sei ihm „ein Rätsel“, wer KrampKarre­nbauer „dazu geraten hat, solche Gedankensp­iele zu formuliere­n“. In einem Interview mit unserer Zeitung hatte er vor kurzem noch betont: „Die CDU ist meine Heimat, ich verlasse sie nicht, nur weil mir die gegenwärti­ge Parteiführ­ung nicht passt.“Auch fühle er sich nicht isoliert in der Partei. „Ich habe eher den Eindruck, dass viele in der CDU meine Positionen teilen.“

Hat Annegret Kramp-Karrenbaue­r überzogen? Lesen Sie dazu auch den Leitartike­l. (rwa, mit dpa)

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