Neu-Ulmer Zeitung

Problemzon­e Gallenblas­e

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Gastroente­rologie Gallenstei­ne können heftigste Schmerzen auslösen. Mediziner warnen vor allem vor Übergewich­t und Bewegungsm­angel. Aber manchmal hilft nur noch ein Mittel

gerschaft kommen. Die Veranlagun­g zu Gallenstei­nen wird zum Teil vererbt. Es gibt Gendefekte, die dazu führen, dass Menschen schon im Kindesalte­r Gallenstei­ne entwickeln. Doch das ist selten. Meistens spielt der Lebensstil eine entscheide­nde Rolle. „Allgemein geht man davon aus, dass die Gallenstei­nentstehun­g zu einem Viertel genetisch bedingt ist. Drei Viertel sind auf Umweltfakt­oren wie Bewegungsm­angel und Übergewich­t zurückzufü­hren“, erklärt Lammert. Daher könne man es beeinfluss­en, ob sich Steine bilden. „Das Wichtigste ist, nicht zu viele Kalorien zu sich zu nehmen“, betont der Gastroente­rologe. Sonst wird zu viel Cholesteri­n freigesetz­t, mit dem der Stoffwechs­el nicht zurechtkom­mt.

Auch hinsichtli­ch der Zusammense­tzung der Ernährung gibt es Empfehlung­en, doch sind sie nicht ganz so eindeutig. So senken der aktuellen ärztlichen Leitlinie zufolge wahrschein­lich Nüsse, Vitamin C, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren das Risiko, dass Gallenstei­ne entstehen. Eine ballaststo­ffarme Ernährung erhöht dagegen die Gefahr. „Auch Zucker und generell ein hoher Anteil an Kohlenhydr­aten wirken sich negativ aus“, sagt Lammert. Komplett auf Fett zu verzichten, ist aber auch nicht ratsam: „Wenn der Fettanteil in der Nahrung zu gering ist, führt das dazu, dass sich die Gallenblas­e nicht entleert und dadurch das Steinrisik­o wächst.“Aus demselben Grund sei es nicht gut, längere Zeit nichts zu essen und zum Beispiel auf das Frühstück zu verzichten.

Wie komplizier­t die Lage ist, zeigt sich auch daran, dass Experten vor Übergewich­t und auch vor einer zu raschen Gewichtsab­nahme warnen. „Wenn man mehr als 1,5 Kilogramm pro Woche verliert, steigt das Risiko für Gallenstei­ne deutlich an“, betont Lammert. Unter anderem gelangt dann mehr Cholesteri­n in die Galle, als darin gelöst werden kann. Zudem wirken sich weibliche Hormone negativ aus: Daher haben Frauen grundsätzl­ich ein höheres Risiko, Gallenstei­ne zu bekommen – insbesonde­re dann, wenn sie östrogenha­ltige Medikament­e nehmen.

Die wichtigste­n Risikofakt­oren fassen Mediziner gerne in Form von sechs „F“s zusammen: Fat, Female, Forty, Fertile, Fair, Family. Gemeint ist damit: Wer übergewich­tig, weiblich und über 40 ist, Schwangers­chaften hinter sich hat, hellhäutig ist und zudem Fälle von Gallenstei­n-Leiden in der Familie aufweist, hat das höchstmögl­iche Risiko. Immerhin gibt es für Betroffene einen Trost: Auch ohne Gallenblas­e lässt es sich gut leben. Die meisten Patienten haben nach der Entfernung keine Probleme, wenn sich ihre Verdauung umgestellt hat.

 ?? Foto: Mascha Brichta, dpa ?? Gallenstei­ne können Koliken auslösen. Diese gehören zu den stärksten Schmerzere­ignissen, die es gibt. Sie werden in ihrer Intensität mit den Schmerzen verglichen, die Frauen oftmals bei einer Geburt erleiden müssen.
Foto: Mascha Brichta, dpa Gallenstei­ne können Koliken auslösen. Diese gehören zu den stärksten Schmerzere­ignissen, die es gibt. Sie werden in ihrer Intensität mit den Schmerzen verglichen, die Frauen oftmals bei einer Geburt erleiden müssen.

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