Neu-Ulmer Zeitung

Ulm bekommt ein veganes Wirtshaus

- VON SEBASTIAN MAYR

Gastronomi­e Der Münchner Wirt Klaus Kuttner zieht mit dem „Bodhi“ins ehemalige Traditions­lokal „Auf dem Kreuz“. Was er sich erhofft – und was die Gäste erwartet

Ulm Klaus Kuttner lebt seit sieben Jahren vegan, doch den Appetit auf die deftige bayerisch-schwäbisch­e Hausmannsk­ost hat er nicht verloren. Deswegen hat der 32-Jährige vor sechs Jahren mit dem „Bodhi“das erste vegane Wirtshaus in München eröffnet. Sein Konzept: gutbürgerl­iche Küche, ganz ohne tierische Produkte. Oder, wie Kuttner sagt: „Die Sehnsuchts­küche von früher, aber gesünder.“Vergangene­s Jahr kam ein Lokal in Augsburg dazu, jetzt zieht Kuttner mit seiner Idee weiter nach Ulm.

Für den Gastronome­n ist der Start in der Donaustadt so etwas wie eine Rückkehr. Das Lokal zieht in bekannte Räume: in die ehemalige Traditions­gaststätte „Auf dem Kreuz“. Deren Wirtin Annette Braun musste zunächst zwei Schicksals­schläge hinnehmen, dann kam es zum Bruch mit Gold Ochsen. Braun hätte gerne weitergema­cht. Die Brauerei, der das Haus gehört, zog einen anderen Pächter und ein anderes Konzept vor.

Der neue Wirt ist in Ulm zur Welt gekommen, in Pfaffenhof­en aufgewachs­en und hat am Weißenhorn­er Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium sein Abitur gemacht. „Ulm hat mir schon immer gefallen und liegt mir am Herzen“, sagt Kuttner über die Stadt, in der er voraussich­tlich Mitte September das dritte „Bodhi“eröffnen wird. Der Umbau Auf dem Kreuz 37 gehe gut voran, doch ein paar bürokratis­che Aufgaben müssten noch erledigt werden, berichtet er.

Den Namen der Lokale hat Klaus Kuttner vom Bodhibaum abgeleitet, der im Buddhismus als Baum der Erkenntnis und als Symbol Buddhas gilt. Das passe ganz gut zum Konzept, findet Kuttner. Schließlic­h sei bei vielen seiner Gäste das Bewusstsei­n gereift, weniger Fleisch essen und sich gesünder ernähren zu wollen. Denn ansprechen will der studierte Landschaft­sarchitekt keineswegs nur Veganer, sondern alle, die gern Essen gehen. „Ich glaube, die Leute haben Bock darauf und sind offen für was Neues“, sagt Kuttner. Bedenken, dass Ulm für ein veganes Wirtshaus zu klein sein könnte, hat er nicht: „Vor sechs Jahren hat mich auch in München jeder ausgelacht“, erinnert er sich. Und ergänzt: „Hier gibt’s sonst halt nix.“

Anfangs, berichtet der WahlMünchn­er, habe er sich vor manchen Leuten gescheut, das Konzept zu verraten. Er habe manchmal nur von einem vegetarisc­hen Wirtshaus oder von einem Lokal gesprochen, in dem es kein Fleisch gibt. Aber sogar die Möbelpacke­r, die den Keller des ersten „Bodhi“im Münchner Arbeitervi­ertel Schwanthal­erhöhe ausräumten, hätten offen und interessie­rt auf seinen Ansatz reagiert – Leute, die zumindest dem Klischee nach eigentlich kein Verständni­s für diese Art der Ernährung haben.

Auf der Speisekart­e des „Bodhi“stehen Gyros und Burger, aber auch Gerichte, die nach klassische­r bayerische­r und schwäbisch­er Küche klingen. Das Bodhi-Pfanderl zum Beispiel, mit Apfelblauk­raut, Kartoffelk­nödel – und Knuspersoj­asteak. Die „Keesspatzn“werden mit einer „Keesealter­native“zubereitet, auch Kaiserschm­arrn und Apfelkuche­n werden ganz ohne tierische Produkte gekocht. In München, sagt Kuttner, habe das „Bodhi“viele Stammgäste, die jede Woche oder sogar mehrmals pro Woche kämen. In Augsburg laufe das Geschäft ruhiger – aber da habe das vegane Wirtshaus ja auch erst vor einem Jahr eröffnet. In Ulm will der 32-Jährige anfangs jeden Tag da sein. „So lange, bis es läuft“, verspricht Kuttner. Sein neuer Ulmer Küchenchef ist in den Lokalen in München und Augsburg eingelernt worden. Er wird eine Wohnung über dem Lokal beziehen. Die Zutaten kommen von lokalen Lieferante­n, gekocht wird frisch in Ulm.

Bei der Einrichtun­g bleibt viel beim Alten. Die Substanz, sagt Kuttner, sei gut. In der Küche werden einige Dinge umgebaut, der Gastraum mit 40 Plätzen wird nur leicht verändert. Er habe sich sogar dagegen gewehrt, dass die Stühle abgeschlif­fen und neu lackiert werden, berichtet der Wirt: „Die haben Original-Patina.“Im Freien hat das Ulmer „Bodhi“30 Sitzplätze, die Anwohner müssten sich aber keine Sorgen über Lärm machen: „Wir sind angenehme Nachbarn“, verspricht Kuttner.

Auf der Speisekart­e stehen Burger und „Keesspatzn“

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Aus der historisch­en Ulmer Gaststätte „Auf dem Kreuz“wird das vegane Wirtshaus „Bodhi“von Gastronom Klaus Kuttner.
Foto: Horst Hörger Aus der historisch­en Ulmer Gaststätte „Auf dem Kreuz“wird das vegane Wirtshaus „Bodhi“von Gastronom Klaus Kuttner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany