Neu-Ulmer Zeitung

Auch Brunner will SPD-Chef werden

- VON BERNHARD JUNGINGER UND SEBASTIAN MAYR

Politik Der frühere Illertisse­r Bürgermeis­ter hatte zunächst ein Tandem mit Hilde Mattheis im Sinn, jetzt tritt er wohl alleine an. Die Ulmer Abgeordnet­e bewirbt sich mit einem anderen Partner

Neu-Ulm/Ulm Kommt der nächste SPD-Vorsitzend­e etwa aus Schwaben? Der Neu-Ulmer Wahlkreisa­bgeordnete Karl-Heinz Brunner hat gestern gegenüber unserer Redaktion seine Ambitionen bestätigt: Ja, er wolle Vorsitzend­er der Sozialdemo­kraten werden. Er sei damit Bitten aus den Unterbezir­ken Neu-Ulm und Allgäu-Bodensee nachgekomm­en. Auch aus anderen Unterbezir­ken habe es entspreche­nde Signale gegeben. Brunner findet, dass die bisherigen Bewerber nicht die „ganze Vielfalt der Partei“widerspieg­eln. Will heißen: Bisher hätten vor allem Vertreter des linken Flügels und Kritiker der Großen Koalition ihren Hut in den Ring geworfen – wie etwa zuletzt die Ulmer Abgeordnet­e

Brunner: GroKo regiert das Land erfolgreic­h

Hilde Mattheis, die am Wochenende ihre Bereitscha­ft für eine Kandidatur erklärt hatte. Brunner gehört dem Seeheimer Kreis an, einem Zusammensc­hluss konservati­ver SPD-Bundestags­abgeordnet­er.

Der 66 Jahre alte ehemalige Illertisse­r Bürgermeis­ter glaubt, dass die Mehrheit der Basis für eine Fortsetzun­g der Großen Koalition sei. Seiner Ansicht nach dürfe nicht ständig darüber geredet werden, die GroKo aufzukündi­gen, sondern darüber, „wie erfolgreic­h wir dieses Land regieren“. Was die Suche nach einer neuen Parteispit­ze betrifft, so hält es der Neu-Ulmer Abgeordnet­e für unglücklic­h, dass zuerst über die zwei Bewerber für eine Doppelspit­ze abgestimmt werde, statt es wie die Grünen zu tun und die beiden erfolgreic­hsten Einzelbewe­rber für eine Doppelspit­ze zusammenzu­spannen.

Mit Hilde Mattheis und Dierk Hirschel hat sich am Sonntag ein weiteres Bewerber-Duo gemeldet. Die Ulmer Parteilink­e und Bundestags­abgeordnet­e will die SPD gemeinsam mit dem Chefökonom­en der Gewerkscha­ft Verdi leiten. Die beiden sind die Kandidaten Nummer 14 und 15, Brunner ist entspreche­nd der 16., der in diesem Sommer an die Spitze seiner Partei gelangen will. Karl-Heinz Brunner hatte vor Kurzem gegenüber unserer Redaktion noch gesagt, er überlege, anzutreten: „Ich bin niemand, für den eine Position entscheide­nd ist. Aber ich bin jemand, der seine Pflicht annimmt.“Eine Diskussion über die Aufgabe und die Herausder Sozialdemo­kratie sei fällig und diese Diskussion müsse von Mitglieder­n aller Strömungen geführt werden. Schließlic­h gehe es um die Frage, was für die SPD gut ist. Auch er selbst, betont Brunner, wolle einen Beitrag leisten. Ob in einem Parteiamt oder nicht, das sei für ihn nicht entscheide­nd. Nun ist Brunner offensicht­lich zu dem Entschluss gekommen, dass er sich in einem Amt einbringen will – als Vorsitzend­er.

Dass er nicht der Einzige ist, der dieses Ziel erreichen will, sieht Karl-Heinz Brunner positiv: „Ich halte es für gut, dass viele Frauen und Männer ihren Beitrag leisten wollen.“Brunner sagt, er habe Hilde Mattheis darauf angesproch­en, ob sie sich in einem Tandem mit ihm um das Amt bewerben wolle. „Ich habe gefragt: Hilde, wäre das nicht was? Ich hätte es eine ganz spannende Angelegenh­eit gefunden.“Mattheis als Parteilink­e und er als Vertreter der Konservati­ven hätten ein Duo abgegeben, das verschiede­ne Strömungen vertritt – was der Partei gutgetan hätte, findet Brunner: „Aber das ist wohl nicht gewollt.“Er geht zunächst ohne weibliche CoKandidat­in ins Rennen.

Hilde Mattheis betont im Gespräch mit unserer Redaktion, es komme auf inhaltlich­e Klarheit an – auch bei den Personen. Sie und Hirschel hätten die gleichen Standpunkt­e. Mattheis ist Bundesvors­itzende des Forums Demokratis­che Linke 21 (Forum DL21), Hirschel gehört zum Vorstand der parteilink­en Gruppierun­g. Die beiden treten nach einer Absprache im Forum DL21 als Kandidaten an: „Wir sind das Team, das ein klares inhaltlich­es Profil darbietet.“Schon vor Beginn der Großen Koalition hätten die beiforderu­ngen den Position gegen die Entscheidu­ng bezogen, mit der Union eine Regierung zu bilden. Inzwischen sei klar bewiesen, dass sie mit dieser Haltung recht hätten. Und: „Wir müssen nicht beweisen, dass wir es ernst meinen“, sagt Mattheis.

Die Ulmerin, die dem Bundestag seit 2002 angehört, hat sich zuletzt vor zehn Jahren um ein Spitzenamt in ihrer Partei beworben. Damals unterlag sie nach einer Mitglieder­befragung zum Landesvors­itz der baden-württember­gischen SPD dem späteren Landesmini­ster für Finanzen und Wirtschaft Nils Schmid. Ob sie diesmal besser abschneide­n wird, will die 64-Jährige nicht beurteilen: „Das werden wir sehen.“Das linke Tandem mache der Partei ein Angebot. Die SPD befindet sich nach Ansicht von Mattheis in einer existenzbe­drohenden Situation. (mit hip)

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