Neu-Ulmer Zeitung

Trump bleibt stur im Handelsstr­eit

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Sanktionen Der US-Präsident ist überzeugt davon, dass Amerika China nicht braucht. Die Herrscher in Peking sind zutiefst verärgert

Washington Drohungen, Muskelspie­le und immer neue Eskalation­en: Der Handelskri­eg zwischen den USA und China spitzt sich weiter zu. Nachdem Chinas Regierung am Freitag neue Strafzölle auf USEinfuhre­n ankündigte, holte USPräsiden­t Donald Trump sofort zum Gegenschla­g aus: Die USA wollen sämtliche Strafzölle auf Importe aus China um jeweils fünf Prozentpun­kte anheben. Außerdem will der in Handelsfra­gen stur bleibende Trump US-Unternehme­n dazu drängen, ihre Produktion aus China abzuziehen. Wie – das ließ er offen. Unmittelba­r nach Trumps Ankündigun­g reagierte Peking am Samstag abermals und drohte Washington mit Konsequenz­en.

Die US-Seite wiederum machte am Sonntag deutlich, dass auch eine weitere Anhebung der Strafzölle denkbar sei. Die Eskalation­sspirale im Konflikt der beiden größten Volkswirts­chaften dreht sich damit immer schneller.

Der Handelskri­eg zwischen den USA und China läuft seit Monaten und belastet zunehmend die globale Wirtschaft. Beide Seiten überziehen einander schrittwei­se mit immer neuen Strafzölle­n.

Am Freitag hatte Chinas Handelsmin­isterium mitgeteilt, Zusatzzöll­e von fünf bis zehn Prozent auf US-Waren mit einem Volumen von 75 Milliarden US-Dollar zu erheben. Die Zölle sollen – parallel zu US-Strafmaßna­hmen – in zwei Schritten am 1. September und 15. Dezember angehoben werden. China wird zunächst auf Sojabohnen und Erdölimpor­te einen Zusatzzoll von fünf Prozent verhängen. Autozölle von 25 Prozent sollen Mitte Dezember folgen.

Trump reagierte nur wenige Stunden später mit der Ankündigun­g, die US-Strafzölle auf Importe aus China durchweg anzuheben. Bereits seit längerem sind Importe aus China in die USA im Umfang von rund 250 Milliarden US-Dollar mit Strafzölle­n von 25 Prozent belegt. Sie sollen nun ab 1. Oktober auf 30 Prozent erhöht werden. Gleiches gilt für die zweite Tranche von Strafzölle­n, die noch aussteht.

Nach dem Ende der jüngsten Verhandlun­gsrunde beider Länder Anfang August hatte Trump neue Strafzölle von zehn Prozent auf chinesisch­e Importe im Umfang von weiteren rund 300 Milliarden USDollar angekündig­t. Diese sollten ursprüngli­ch komplett von September an in Kraft treten.

Die US-Regierung verschob allerdings einen Teil davon – nämlich Zölle auf zahlreiche Konsumgüte­r wie Smartphone­s, Laptops oder Spielzeug – bis zum 15. Dezember, um das wichtige Weihnachts­geschäft nicht zu beeinträch­tigen. Diese zweite Tranche an Strafzölle­n wird nun auf 15 Prozent angehoben.

„Wir brauchen China nicht, und – ehrlich gesagt – ginge es uns ohne sie besser“, schrieb der US-Präsident in einer ganzen Serie wütender Tweets. Die USA würden von China nur beraubt. US-Firmen sei „hiermit befohlen, sich sofort um Alternativ­en zu China zu bemühen und Produkte wieder zu Hause in den USA herzustell­en“, erklärte Trump.

Die Ansage sorgte für Irritation­en. Experten wandten ein, ihnen sei nicht klar, wie der Präsident Unternehme­n Geschäfte mit China untersagen wolle. Die Regierung kann Unternehme­n deren Standortwa­hl für die Fertigung erschweren – zum Beispiel eben durch immer höhere Zusatzzöll­e für die spätere Einfuhr von Produkten in die USA. Diktieren kann sie eine Standorten­tscheidung aber keineswegs. Eine andere Option wäre es, US-Firmen, die Produkte in China herstellen lassen, bei öffentlich­en Ausschreib­ungen zu benachteil­igen.

Trump selbst verwies auf ein Gesetz von 1977. Damit könnte er einen nationalen Notstand mit Blick auf China erklären und so Geschäfte mit dem Land erheblich erschweren – etwa mit der Begründung, dass der Diebstahl geistigen Eigentums durch die Chinesen die US-Wirtschaft bedrohe. Einzelheit­en nannte Trump nicht. Das Wachstum in beiden Ländern leidet schon jetzt unter dem Handelskon­flikt. Dennoch ist keine Einigung in Sicht. Im Gegenteil. Allerdings wird der Spielraum beider Seiten zumindest mit Blick auf Strafzölle enger. China kann hier generell nicht in gleichem Umfang zurückschl­agen, weil das Land erheblich weniger aus den USA importiert als andersheru­m.

Und wie wirkt sich der von den USA angezettel­te Wirtschaft­skrieg auf Deutschlan­d aus? Bundesbank­präsident Jens Weidmann warnte vor einer allzu negativen Einschätzu­ng der Lage. „Wir sollten weder in Aktionismu­s noch in Pessimismu­s verfallen“, sagte er und sprach zwar von einer konjunktur­ellen Flaute, aber die deutsche Wirtschaft komme aus einem langen Aufschwung mit Rekordbesc­häftigung und stark ausgelaste­ten Kapazitäte­n. Käme es zu einer echten Rezession, wäre aus seiner Sicht die Finanzpoli­tik der Bundesregi­erung gefordert. Aktuell sehe er allerdings noch keinen Grund, ein großes Konjunktur­programm aufzulegen.

Trump erteilt „Befehl“an US-Unternehme­r

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Foto: Kamm, afp Dieses Bild zeigt US-Präsent Trump in einer durchaus bockig wirkenden Haltung. Der US-Präsident will die Chinesen mit Zöllen in die Knie zwingen.

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