Neu-Ulmer Zeitung

Neue Regierung, alter Premier

- VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN

Italien In Rom zeichnet sich ein Bündnis von Sozialdemo­kraten und Fünf-Sterne-Bewegung ab. Conte bleibt wohl Ministerpr­äsident

Rom In Italien steht die Bildung einer neuen Regierung bevor. Der Name des künftigen Ministerpr­äsidenten ist kein Geheimnis mehr: Im Palazzo Chigi in Rom wird wohl Amtsinhabe­r Giuseppe Conte Hausherr bleiben. Am Mittwochab­end bestellte der italienisc­he Staatspräs­ident Sergio Mattarella den 55 Jahre alten Noch-Premier für heute Morgen in seinen Amtssitz auf dem Quirinalsh­ügel. Es ist davon auszugehen, dass Conte dann vom Staatspräs­identen das Mandat zur Bildung einer neuen Exekutive bekommt.

Der Rechtsanwa­lt und Jura-Professor, der 14 Monate lang die bisherige Koalition aus populistis­cher Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega führte, wird damit erneut zur zentralen Figur der italienisc­hen Politik. An ihm liegt es, eine endgültige Einigung zwischen der FünfSterne-Bewegung und der gemäßigt linken Demokratis­chen Partei (PD) als neuem Koalitions­partner zu bewerkstel­ligen. In Rom geht man davon aus, dass Conte das neue Mandat „mit Reserve“annimmt, weitere Verhandlun­gen der künftigen Koalitions­partner leitet und sich schließlic­h mit einem Kabinett zur Vertrauens­abstimmung in den beiden Parlaments­kammern stellt. Auf diesem Weg gibt es allerdings noch einige Hinderniss­e.

Den ganzen Mittwoch über wurde zwischen den potenziell­en Partnern und innerhalb der beiden Parteien verhandelt. Am Abend gab es schließlic­h eine letzte Konsultati­onsrunde mit Mattarella. „Wir haben dem Staatspräs­identen heute gesagt, dass es eine politische Einigung mit den Sozialdemo­kraten gibt, damit Giuseppe Conte erneut den Regierungs­auftrag bekommen kann“, sagte Sterne-Chef Luigi Di Maio am Ende des Gesprächs.

Auch PD-Parteichef Nicola Zingaretti bestätigte die Einigung und sagte: „Wir haben uns auf die Wahl Contes eingelasse­n, weil die FünfSterne-Bewegung es so wollte.“Jetzt sei es notwendig, „ein für alle akzeptable­s Gleichgewi­cht“in der Regierung zu schaffen. Was Zingaretti damit meinte, war allen Beobachter­n klar: Die Sozialdemo­kraten wollen in erster Linie verhindern, dass die Sterne neben dem Premiermin­ister auch den stellvertr­etenden Regierungs­chef stellen, wie das in der Vorgängerr­egierung mit der Lega der Fall war. Der parteilose, aber den Fünf Sternen nahestehen­de Conte wurde damals von deren Chef Di Maio sowie von Lega-Chef Salvini als Vizepremie­r flankiert.

Im Sinne einer „Diskontinu­ität“, die Zingaretti in der neuen Koalition anstrebt, solle nun seine Partei den Vize-Regierungs­chef stellen dürfen. Di Maio, den Architekte­n der Allianz mit Salvinis Lega, würden die Sozialdemo­kraten gerne außen vor lassen. Aber bei den „Grillini“heißt es bereits: „Wer Di Maio angreift, greift die Fünf-Sterne-Bewegung“an.“

Eine weitere Hürde ist die Ankündigun­g der Sterne, die Mitglieder über die Koalitions­bildung auf der Onlineplat­tform der Partei abstimmen zu lassen. Diese Abstimmung, die bereits nach der Bildung der Allianz zwischen Sternen und Lega im Sommer 2018 zum Zuge kam, könnte in der kommenden Woche abgehalten werden. Senken die etwa 100000 Mitglieder der Fünf-Sterne-Bewegung den Daumen, wäre die Koalition aus Sternen und Sozialdemo­kraten eine Totgeburt. Staatschef Mattarella müsste dann Neuwahlen ausrufen.

„Beenden wir die Zeit des Hasses, des Grolls, der Durchtrieb­enheit und des Egoismus“, sagte PD-Chef Zingaretti im Hinblick auf die rechte Lega und ihre harte Immigratio­nspolitik. „Stellen wir die Sicherheit, die Legalität und das Wohlsein der Menschen in den Mittelpunk­t, aber nicht, indem wir uns Sündenböck­e suchen.“Werden die noch anstehende­n Hürden übersprung­en, könnte es in Italien zu einem Politikwec­hsel kommen. Insbesonde­re auf den Gebieten Migration, Wirtschaft­sund Finanzpoli­tik sowie im Verhältnis zur EU lehnt die PD die Politik von Matteo Salvini ab.

Streit gibt es um den Posten des Vize-Regierungs­chefs

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