Neu-Ulmer Zeitung

Wasser braucht Schutz

- VON DETLEF DREWES

Wenn zwei Ministerin­nen nach endlosen Vorgeplänk­eln, einem Gerichtsve­rfahren und der Androhung einer Milliarden­strafe nach Brüssel kommen und sich anhören müssen, dass ihr Vorschlag zur Senkung der Nitratbela­stung im Trinkwasse­r nicht konkret genug ist, kann man das als Versagen bezeichnen. Die Umwelt- und die Agrarminis­terin wussten, dass von ihnen nicht nur Absichtser­klärungen erwartet würden, sondern ein Plan. Dass der – gerade den Landwirten – wehtun würde und die zuständige Ministerin deshalb als Bremserin auftrat, mag verständli­ch sein. Aber es ist inakzeptab­el, dass stattdesse­n die Bevölkerun­g für die Bekämpfung der Düngemitte­lRückständ­e im Wasser zahlen soll.

Doch ein konkreter Plan wurde

nicht nur von den Landwirten ausgebrems­t, sondern auch von den Ländern. Welche Region will schon öffentlich einräumen, dass sie in einem „roten Trinkwasse­r-Gebiet“liegt? Dass also das Wasser in diesem Bereich so hoch belastet ist, dass es zusätzlich­er Einschränk­ungen bedarf. Die Brüsseler EUKommissi­on hat deshalb recht, wenn sie Druck macht.

Wasser ist ein Menschenre­cht. Dieser Grundsatz gilt auch bei der Frage nach der Belastung mit Schadstoff­en. Die EU verlangt eine hohe Trinkwasse­r-Qualität. Um die zu erreichen, wird Deutschlan­d mehr tun müssen. Zwar hieß es am Mittwochab­end, das Gespräch zwischen Deutschlan­d und der EU war „konstrukti­v“. Doch das ist nur eine Floskel, die nicht überdecken kann: Deutschlan­d hinkt beim Trinkwasse­rschutz weiter hinterher.

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