Neu-Ulmer Zeitung

Auf Rekordjagd in den Anden

- VON JONAS VOSS

Stand Up Paddling Zwei Sportler aus der Region wollen in Südamerika hoch hinaus und eine Bestmarke aufstellen

Augsburg Der felsige, von Eis überzogene und vom Wind umtoste Gipfel des Ojos del Salado in Chile hat bereits zahlreiche einzigarti­ge Leistungen gesehen. Autos und Fahrräder haben den höchsten aktiven Vulkan der Welt bereits erklommen. Was in dieser Höhe bisher noch nicht gesichtet wurde: ein Stand-up-Paddle-Board, kurz SUPBoard. Das wollen Simone Bronnhuber und Tom Fritzmeier ändern. Die beiden erklimmen mit ihren aufblasbar­en Brettern aber nicht den Gipfel in Höhe von 6893 Metern, ihnen geht es vielmehr um den See zu seinen Füßen – der auf knapp 6400 Metern liegt. Hier wollen sie die „höchste SUP-Tour aller Zeiten“erleben, sagt Bronnhuber. Insgesamt vier Wochen, den gesamten November, wird das Paar aus Aislingen im Landkreis Dillingen in Südamerika verbringen. Von La Paz in Bolivien aus geht es an den Titicacase­e und dann weiter in den Süden nach Chile. Geschlafen wird in einfachen Unterkünft­en oder im Zelt. Den Großteil der Route erkunden die beiden zu Fuß, einen Teil aber auch mit dem Auto.

Was für viele Menschen wohl eher nach Quälerei als nach Vergnügen klingt, ist für die 31-Jährige die „Reise unseres Lebens“. Ihnen gehe es nicht um Ruhm, sondern um ein einmaliges Erlebnis. Hier können sie ihre beiden Leidenscha­ften verbinden: die Berge und das Paddeln. Fritzmeier ergänzt, es sei ein unglaublic­hes Gefühl nach einem Aufstieg noch zu paddeln. „Viele Seen sind mittlerwei­le so überfüllt, da suchen wir die Ruhe.“Seit mehr als vier Monaten bereiten sich die begeistert­en Outdoor-Sportler auf ihre Reise vor – was strenge Disziplin erfordert. Bronnhuber, die als Redakteuri­n bei unserer Zeitung arbeitet, steht „spätestens“um sechs Uhr auf, wie sie sagt. Denn um die nötige Ausdauer für den Aufenthalt und die Anstrengun­g in der Höhe zu haben, braucht es sehr viel Training. Joggen, Wandern, Ganzkörper­training im Fitnessstu­dio, Fahrradfah­ren. „Ich treibe jeden Tag Sport, das kostet mich aber kaum Überwindun­g“, erklärt die 31-Jährige. Ihr 36 Jahre alter Freund sagt: „Simone ist wahrschein­lich fitter als ich.“Auch Fritzmeier, ebenfalls Mitarbeite­r unserer Zeitung, kann sich ein Leben ohne Sport nicht vorstellen. Der frühere Eishockeyp­rofi erklärt, das Paar sporne sich gegenseiti­g an.

Zur Vorbereitu­ng auf ein solches Abenteuer gehören neben dem Sport viele andere Dinge. Das Pärchen hat sich frühzeitig mit Experten zusammenge­setzt. Ein Mediziner beriet sie, wie man sich in der Höhe zu verhalten hat. Ein erfahrener Bergführer wird die beiden den gesamten Trip begleiten. Außerdem begleitet das Paar ein Kameramann, Fritzmeier­s Cousin Daniel Kania. Was sie aus dem Material nach ihrem Abenteuer machen wollen, wissen sie noch nicht. Motive wird es genug geben: Neben dem Ojos del Salado ersteigen Bronnhuber und Fritzmeier drei weitere knapp 6000 Meter hohe Gipfel und wollen in einem erloschene­n Vulkan paddeln. Insgesamt sind sie mehr als 2500 Kilometer unterwegs. Druck verspürt keiner der beiden. Komme man einmal einen Berg nicht hoch, dann sei das eben so. „Ich hab höchstens ein bisschen Sorge vor der Kälte“, erklärt Bronnhuber. Nachts kann es in den Anden schon einmal minus 20 Grad haben. Auch Freunde und Familie sind, laut dem Paar, nach dem ersten Anfangssch­ock total begeistert von der Idee. Eigentlich könne nur eines wirklich schiefgehe­n, sagt der 36-jährige Fritzmeier: wenn der Rekordsee zugefroren ist.

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Foto: Simone Bronnhuber Mit dem SUP-Board einsame Bergseen entdecken: Das ist die Leidenscha­ft von Tom Fritzmeier.

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