Glühen für den Bruder
A Gschicht über d’Lieb Svenja Jung und Merlin Rose in einem neuen Heimatfilm
Der gute alte Heimatfilm, er ist unkaputtbar. Im badischen Dörfchen Sankt Peter scheint in den frühen 1950er Jahren die Welt noch in Ordnung. Doch die Idylle ist trügerisch: Beim Bacherbauer hängt der Haussegen schief. Der einzige Sohn Gregor soll den Hof übernehmen. Der junge Rebell will aber lieber an der geplanten Bundesstraße eine Tankstelle eröffnen. Der sture Vater ist zum Einlenken nur bereit, sofern Marie schleunigst heiratet und ein Schwiegersohn den Betrieb übernimmt. Doch Marie möchte keinen Mann, ist sie doch längst heftig verliebt – und zwar in den eigenen Bruder.
Für andere Außenseiter gerät die Landidylle gleichfalls ungemütlich. Insbesondere einem traumatisierten Kriegsheimkehrer wird zum Verhängnis, dass er Gewalt rigoros ablehnt – prompt wird der Pazifist zum Prügelknaben der lokalen Rowdys.
Die Figuren könnten glatt aus dem Ludwig-Ganghofer-Kabinett kommen, gleichwohl grenzt sich Jungfilmer Peter Evers ab vom gängigen Genre-Kitsch. Das Dorf samt seiner Bewohner versteht er als verkleinertes Abbild der 50er Jahre.
Als großer Pluspunkt erweist sich die Besetzung des Geschwister-Paares. Die Chemie wirkt spürbar stimmig zwischen den Nachwuchsstars Merlin Rose („Als wir träumten“) und Svenja Jung („Die Mitte der Welt“). Beiden gelingt die Balance zwischen euphorischer Leidenschaft, jugendlicher Unschuld und schuldbewusstem Zögern mit angenehm unaufdringlicher Leichtigkeit und Glaubwürdigkeit. Allein beim süddeutschen Slang wirkt das Duo bisweilen eher bemüht als überzeugend. Fast gemein, dass die Geschwister, wie vom Bauern-Mob im Film, auch real beim Bayerischen Filmpreis getrennt wurden: Da schaffte es lediglich Svenja Jung auf das Siegertreppchen.
»A Gschicht über d’Lieb
(1 Std., 37 Min.), Drama, Deutschland, 2019
Wertung