Neu-Ulmer Zeitung

Die Sorgen und Wünsche der Landwirte

- VON ANGELA HÄUSLER

Treffen Im Gespräch mit dem Bürgermeis­ter aus Senden geht es um Flächen und Produkte

Senden Landwirtsc­haft und Politik – wie passt das zusammen? Zu einem Austausch über die Landwirtsc­haft in Senden hat am Dienstagab­end die Günzburger Geschäftss­telle des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) gebeten. 17 aktive und ehemalige Landwirte aus der Illerstadt stellten dem Sendener Bürgermeis­ter Raphael Bögge dabei erstmals ihre Fragen. Eines ihrer Hauptanlie­gen war der Mangel an Flächen in der Stadt. „Was machen wir, wenn es keine weiteren Flächen mehr gibt? Wo soll die Entwicklun­g enden?“, so formuliert­e der Kreisobman­n des BBV, Andreas Wöhrle, die Sorgen vieler Landwirte in der Region angesichts des Rückgangs landwirtsc­haftlicher Nutzfläche­n zugunsten von Gewerbe- und Wohnfläche sowie Verkehrswe­gen und Gebieten für den Naturschut­z.

„Die Landwirtsc­haft fällt immer hinten runter“, fand ein Bauer aus Hittistett­en, „ich fühle mich als Landwirt nicht genug berücksich­tigt“. Stattdesse­n bekämen die Bauern „immer mehr Probleme“. Ein Beispiel seien Wohnbauten, die in seinem Fall die Zufahrt zum Betrieb stark erschweren.

Dass Sendens Flächen knapp sind, ist dem Bürgermeis­ter bewusst. „Viel mehr Wohn- und Gewerbeflä­chen werden wir nicht ausweisen können“, sagte er. Daher müsse es verstärkt darum gehen, bereits bebaute Flächen und brachliege­nde Areale besser zu nutzen. Die Chance gebe es in Senden beispielsw­eise auf dem Webereigel­ände oder dem GPS-Areal. „Wir müssen Senden so entwickeln, dass wir landwirtsc­haftliche Flächen nicht antasten“, sagte der Rathausche­f.

Die Kommune müsse aber auch die Anliegen von Bauwillige­n berücksich­tigen. So habe die Stadt derzeit 537 Anfragen von Bauherren vorliegen. Diese könnten sicherlich nicht alle bedient werden. Es sei aber wichtig, wenigstens einem Teil davon die Ansiedlung in Senden zu ermögliche­n. Auch die Gewerbegeb­iete seien sehr begehrt, „wir haben aktuell kein freies Gewerbegru­ndstück mehr, das wir anbieten können“, so Bögge. Die Stadt habe aber auch die Anliegen landwirtsc­haftlicher Betriebe im Auge, die Interessen müssten eben immer wieder abgewogen werden.

Auch Ausgleichs­flächen waren Thema. So sprach sich etwa Ortsbäueri­n Katja Ölberger, auf deren Hof der Abend stattfand, für eine Beteiligun­g Sendens und des Landkreise­s am Ökopunkte-System aus. Dieses vergütet Naturschut­zmaßnahmen, etwa das Anlegen einer Blumenwies­e auf einem ehemaligen Acker, mit sogenannte­n Ökopunkten. Auch Landwirte können solche Punkte bei Bedarf an Bauherren verkaufen, die für ihre Bauten Ausgleichs­flächen vorweisen müssen. Ein Landwirt aus Aufheim fand, dass eine Osttangent­e womöglich zu viele Flächen verbrauche. „Das ist unsere Heimat, unsere Flur“, erklärte er, und Grünfläche­n seien für viele Spaziergän­ger Erholungsg­ebiet. Auch hier gelte es, abzuwägen, sagte Bögge dazu – eine Tangente könne die Sendener Straßen entlasten. Doch noch sei nichts beschlosse­n.

Katja Ölberger wünschte sich mehr Unterstütz­ung für den Handel mit regionalen Produkten, die etwa in Form eines Einkaufsfü­hrers im Rahmen der Fair-Trade-Stadt Senden erfolgen könne. Diesbezügl­ich sei bisher noch zu wenig geschehen. Bögge erklärte seine Unterstütz­ung und äußerte die Idee, beim nächsten Herbstmark­t Stände für Landwirte einzuplane­n. Örtliche Bauern dort künftig in Form eines Bauernmark­ts mit einzubezie­hen, hatte der örtliche Gewerbever­band bereits im vergangene­n Jahr erwogen. Bei der Gewerbesch­au gab es bereits einen Bauernmark­t. Über die Beteiligun­g der Landwirte an der zum ersten Mal anberaumte­n Veranstalt­ung war die Ortsbäueri­n erfreut.

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Foto: Angela Häusler Landwirte diskutiere­n auf Einladung des Bayerische­n Bauernverb­ands mit Bürgermeis­ter Raphael Bögge über ihre Wünsche.

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