Jungbauern lassen es blühen
Wie wichtig ihnen der Artenschutz ist, zeigen sie in Mindelheim
Unterallgäu Viele Bauern haben sich im Frühjahr richtig geärgert. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“empfanden sie als eine einzige große Schuldzuweisung in ihre Richtung. Was manchen gefuchst hat: Sie fühlten sich als Alleinschuldige für das Insektensterben an den Pranger gestellt. Dabei spielen Naturschutz und Landschaftspflege schon immer eine bedeutende Rolle im Lehrplan der angehenden Landwirte. Knapp ein Dutzend junger Bauern, die an der Landwirtschaftsschule Mindelheim ihren Beruf erlernen, haben ein Zeichen gesetzt und in Eigeninitiative Blühflächen angelegt.
Lukas Bauer aus Altensteig bei Dirlewang ist einer von ihnen. Er hat 3000 Quadratmeter Grund entlang von Ackerflächen bereitgestellt und darauf eine bunte Mischung von Blumensamen ausgebracht. Seit Mai blüht und summt es dort ununterbrochen. Die Mischung aus Alexandriner Klee, Blauer Bitterlupine, Borretsch, Esparsette, Inkarnatklee, Persischer Klee, Ringelblume und anderen Blumen ist so zusammengestellt, dass über viele Wochen und Monate hinweg immer etwas blüht.
Im Frühsommer, wenn der Raps blüht, treffen die Bienen noch auf einen reich gedeckten Tisch. Doch später finden sie nicht mehr genügend Nahrung. Dann sind die Blühstreifen entlang der Getreide- und Maisfelder für sie eine große Hilfe. Bernhard Mang aus Forsthofen (Gemeinde Ettringen) ist nicht nur Landwirt, sondern auch Imker. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, auch ans Wohl seiner Bienen zu denken. Er hat 600 Quadratmeter Blumenwiese angesät.
4365 Quadratmeter Grund haben die elf Jungbauern aus dem Unterallgäu und dem Kreis Neu-Ulm zum Blühen gebracht – und das auf eigene Kosten. Das Saatgut habe die Landwirtschaftsschule in einer Sammelbestellung frühzeitig bezogen, berichtet Jürgen Franz, der Unternehmensführung unterrichtet. Später im Frühsommer war der Bedarf so groß, dass keine Samen mehr zu bekommen waren. Josef Peis vom Sachgebiet Pflanzenbau an der Landwirtschaftsschule hat das Projekt betreut. Er hebt die Bedeutung der Biodiversität und den Schutz von Boden, Wasser und Luft hervor. Die Blühstreifen sind manchmal in Hanglagen quer gesät. So helfen sie der Bodenerosion vorzubeugen. Auf lange Sicht wird damit den Äckern wertvoller Humus erhalten.
In Altensteig gibt es noch eine besondere Blühfläche. Sie liegt mitten im Ort auf dem Grund der Familie Zillober. Elisabeth Zillober erzählt, dass ihr Mann nach dem Volksbegehren allen die Möglichkeit gab, auf seinem Grund Blühflächen zu schaffen. Sie sollten nicht Geld zahlen und den Landwirt machen lassen, so seine Idee, „sondern selber was tun“. Das Ganze war dann im Mitteilungsblatt der Marktgemeinde öffentlich gemacht worden. Doch das Ergebnis war durchwachsen. Einige Umweltschützer von außerhalb hätten sich anerkennend geäußert, sagt Elisabeth Zillober. Wirklich angepackt hätten nur ganz wenige.